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Supermächte unter sich

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Am Montag treffen sich US-Präsident Trump und der russische Präsident Putin in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die Ortswahl scheint gerade nach Trumps Provokationen auf dem NATO-Gipfel und dann in Großbritannien immer weniger ein Zufall zu sein.

Von unserem Korrespondenten André Anwar, Stockholm

Nicht auf Genf oder Wien, sondern auf Helsinki wird die Welt am Montag schauen. Nach den Provokationen von US-Präsident Donald Trump beim NATO-Gipfel und dann in Großbritannien erscheint die Wahl der Hauptstadt Finnlands als Austragungsort für seinen ersten richtigen Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin immer weniger ein Zufall zu sein. Während Trump seinen traditionellen westlichen Partnern wie Deutschland die kalte Schulter zeigt, soll das Treffen in Helsinki vor allem Tauwetter zwischen den USA und Russland signalisieren, glauben Experten.

Bereits zahlreiche historische Treffen

Finnland hat bereits historische Treffen zwischen den beiden Supermächten organisiert. 1975 wurde die Schlussakte von Helsinki zwischen den USA, der UdSSR und 33 weiteren Ländern unterzeichnet. Das hatte eine weitgehende Verbesserung der Ost-West-Beziehungen zur Folge.

Im Schicksalsjahr 1990 trafen sich George H. W. Bush und Michail Gorbatschow in Helsinki. 1997 folgten Bill Clinton und Boris Jelzin der Tradition in Helsinki. Bislang hatten Trump und Putin nur zwei kurze Treffen im vergangenen Jahr, ein richtiger Gipfel kam nicht zustande, unter anderem wegen der US-Ermittlungen zur Einflussnahme Russlands auf die US-Wahlen zugunsten Trumps.

Nun treffen sie sich trotz des laut London eindeutig russischen Nervengiftanschlags auf einen Agenten in Großbritannien und obwohl die NATO weiterhin die Annexion der Krim scharf verurteilt. Trumps Nationaler Sicherheitsberater John Bolton hatte den Gipfel bereits am 27. Juni in Moskau vorbereitet und den Annäherungskurs angedeutet. «Beide, Präsident Trump und Präsident Putin, denken, dass sie in der Lage sind», in einer weiten Reihe von Themen «konstruktive Lösungen zu finden», kündigte er kürzlich an.

Näher an die NATO gerückt

Das nur rund 100 Flugminuten von Moskau entfernte Helsinki gilt dabei als Zugeständnis an den aus St. Petersburg unweit der finnischen Grenze stammenden Putin. Die Fußballweltmeisterschaft in Russland endete zudem erst gestern mit dem Finale, bei dem Putin vor einem weltweiten Publikum anwesend war. Dass er genau am Tag danach mit dem mächtigsten Mann der Welt in Helsinki auftritt, gilt als medienwirksamer Schachzug.
Trump ist zwar schon in Europa, aber er begibt sich in ein neutrales, einst eng an die Sowjetunion angeschmiegtes Land, das auch heute nicht zur NATO gehört, um Putin vor dessen Haustür zu treffen, so die Botschaft. Ausgerechnet im Ostseeraum sind zudem die Spannungen zwischen der NATO und Russland besonders spürbar.

Die NATO hat in den erst seit Anfang der 90er Jahre von Russland unabhängigen drei baltischen NATO-Ländern Truppen gegen Russland stationiert. Die Balten befürchten seit der Ukraine-Krise vermehrt Aggressionen aus Moskau. Im Ostseeraum kommt es auch immer wieder zu aggressiven russischen Militärmanövern zur See und in der Luft.
Finnland hat zusammen mit dem ebenso neutralen Schweden in den vergangenen Jahren seine Zusammenarbeit mit der NATO weitgehend ausgebaut. Noch näher an die NATO könnten die beiden Länder nicht mehr kommen, ohne eine Vollmitgliedschaft anzustreben, sagen Experten. Doch Moskau droht auch heute noch gern mit Konsequenzen, sollte Finnland das erwägen. Insofern hoffen die Finnen, als erfolgreiche Gastgeber für die beiden Löwen Trump und Putin eine Sonderstellung herausarbeiten zu können, die ihnen auf beiden Seiten Vorteile einbringt.

Zumindest da hat sich nicht so viel geändert im außenpolitischen Streben Helsinkis. Das ist verständlich. Die direkte Landesgrenze zu Russland bleibt 1.300 Kilometer lang – egal, wer im Kreml regiert.


 Als während der Jalta-Konferenz im Februar 1945 die Nachkriegsordnung festgelegt und unter anderem die Aufteilung Deutschlands beschlossen wurde, durfte mit Winston Churchill auch noch der Premierminister des sich dem Untergang nähernden britischen Empire mit von der Partie sein. Bei späteren Gipfeln nach der Zeit des Zweiten Weltkriegs blieben die Supermächte unter sich. Neben Churchill sitzen Franklin D. Roosevelt und Joseph Stalin, der in den USA damals noch liebevoll «Uncle Joe» genannt wurde.  (Foto: AP)

 

 


Britanniens Premierminister Winston Churchill, der amerikanische Präsident Harry S. Truman und der sowjetische Regierungschef Josef Stalin während der Potsdamer Konferenz vor Schloss Cecilienhof. Auf der Konferenz, die am 17. Juli 1945 begann und mit der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens am 2. August 1945 endete, wurden die politischen und wirtschaftlichen Grundsätze über die Behandlung des besiegten Deutschen Reiches festgelegt. (Foto: dpa)

 

 


Das Gipfeltreffen zwischen Nikita Chruschtschow und John F. Kennedy in der sowjetischen Botschaft in Wien am 4. Juni 1961 sollte eigentlich dem Abbau der Spannungen zwischen den beiden Supermächten dienen, die sich im Kalten Krieg befanden. Etwas mehr als ein Jahr später standen beide im Herbst 1962 wegen der Kubakrise am Rande eines dritten Weltkrieges. (Foto: AP)

 

 

 


Ein Handshake zwischen dem US-Präsidenten Richard M. Nixon und dem kommunistischen Leader Leonid Breschnew in Moskau. Im Hintergrund, zwischen den beiden, steht Alexej Kossygin, Ministerpräsident der Sowjetunion. Anlass des Treffens war die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung. (Foto: AP)

 

 

 


 

Es war nicht das erste Mal, dass sich Präsident Gerald Ford und Leonid Breschnew im August 1975 in Helsinki (hier vor der russischen Botschaft) sahen, wo gerade die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) stattfand. Beide hatten sich bereits am 23. und 24. November 1974 in Wladiwostok getroffen, wo sie sich auf eine Beschränkung ihrer Anzahl an offensiven Waffen einigten. (Foto: Vesa Klemetti/Lehtikuva via AP)

 

 

 


Das Gipfeltreffen in Reykjavík war das zweite seiner Art zwischen US-Präsident Ronald Reagan und dem Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), Michail Gorbatschow. Im Mittelpunkt des Treffens in Island standen die Abrüstung sowie der Frieden zwischen den USA und der Sowjetunion. Beide Staaten befanden sich immer noch im Kalten Krieg. (Foto: AP/Ron Edmonds)

 

 


Nach dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait im August 1990 konsultierte George W. Bush im September den letzten sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, um die Krise im Golf beizulegen. Im Januar 1991 führten die USA eine Koalition gegen die irakischen Invasoren an. Bei einem anderen Gipfeltreffen Anfang Dezember 1989 in Malta hatten Bush und Gorbatschow den Kalten Krieg für beendet erklärt. (Foto: Kimmo Raisanen/Lehtikuva via AP)

 

 


Boris Jelzin war der erste Präsident Russlands und das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt des Landes. Am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in München unterhielt sich der russische Präsident mit seinem US-amerikanischen Amtskollegen George Bush. Themen des Gipfels waren unter anderem die irakische Invasion im Kuwait und die Situation in Nahost. (Foto: AP/Juha Karkkainen/Lehtikuva)

 

 

 


Am Ende ihres Treffens am 16. Juni 2001 in Ljubljana, Slowenien, meinte George W. Bush, dass sein Gegenüber Wladimir Putin ein «geradliniger und vertrauenswürdiger» Mann sei. Bushs damalige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice urteilte später, dass diese Einschätzung ein «ernsthafter Fehler» gewesen sei. Bei dem Treffen ging es unter anderem um Waffenkontrolle sowie um die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine und Georgiens. (Foto: AP/J. Scott Applewhite)

 

 


Zu einem bilateralen Treffen zwischen den beiden Präsidenten Wladimir Putin und Barack Obama ist es nie gekommen. Beide trafen sich immer nur am Rande internationaler Zusammenkünfte wie hier im chinesischen Hangzhou bei Gelegenheit des G20-Gipfels. Ein Treffen in Moskau sagte Obama 2013 im Streit um den flüchtigen Spionage-Enthüller Edward Snowden ab. Das Verhältnis zwischen beiden ist mit «distanziert» wohl am geeignetsten umschrieben. (Foto: Alexei Druzhinin/Sputnik, Kremlin Pool, Photo via AP)

 

 


US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin werden sich am Montag nicht das erste Mal persönlich gegenüberstehen. Vor rund einem Jahr, am 7. Juli 2017, nahmen beide am G20-Treffen in Hamburg teil. Später trafen sich die beiden noch einmal am 11. November beim APEC-Gipfel in der vietnamesischen Stadt Danang.  (Foto: AP/Evan Vucci)

 

 

 


Guter Draht nach Moskau

Finnland gehörte von 1809 bis 1917 zum russischen Reich und geriet im Kalten Krieg zwischen die Blöcke. Trotz westlich geprägter Gesellschaft und Wirtschaft war das kleine, heute 5,5 Millionen Einwohner zählende nordische Land sehr auf das Wohlwollen Moskaus angewiesen. Moskau mischte sich immer wieder weitgehend und erfolgreich in die finnische Innen- und Außenpolitik ein.

Schließlich hätte die Rote Armee Finnland am Ende des Zweiten Weltkrieges auch einfach einverleiben können. Finnland hatte im Winterkrieg von 1939 bis 1940 und beim Fortsetzungskrieg 1941 bis 1944 an der Seite von Nazi-Deutschland gegen die Sowjetunion gekämpft und musste zum Kriegsende auch kleinere Gebiete an die Sowjetunion abtreten, um seine Unabhängigkeit bewahren zu dürfen.

Noch heute ist die Angst vor den Russen groß, gerade bei älteren Finnen. Im Kalten Krieg soll es regelmäßige, streng geheime Saunagänge in Helsinki zwischen hohen Sowjets und der finnischen Regierungsspitze gegeben haben, bei denen wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen wurden. Federführend bei diesem Beschwichtigungskurs, den westdeutsche Politiker «Finnlandisierung» nannten, war seit 1956 der Premier und dann Präsident Urho Kekkonen, der 31 Jahre lang als eine Art Landesvater Finnland gelenkt hat. Freilich ist Finnland heute deutlich unabhängiger von Moskau, aber der gute Draht dorthin wird weiter gepflegt. So soll auch der gegenwärtige finnische Präsident Sauli Niinisto sehr enge Beziehungen zu Putin unterhalten.

L.Marx
16. Juli 2018 - 15.14

Sorry. Sollte natürlich Stalin-Russland heissen. Ganz korrekt damals übrigens noch Sowjetunion .

Lucilinburhuc
16. Juli 2018 - 13.25

"Im Kalten Krieg soll es regelmäßige, streng geheime Saunagänge in Helsinki zwischen hohen Sowjets und der finnischen Regierungsspitze gegeben haben, bei denen wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen wurden"
Immer wieder interessant zu erkennen mit welchen Mitteln die Hohe Herren das Volk regieren. In Luxemburg sieht es ähnlich aus: ein Saunagang gab es auch bei Closener und Etienne Schneider zu wichtigen Themen kurz bevor (oder danach, bin mir jetzt nicht mehr sicher) es den Aufruhr gab zu der Dienstwagenaffäre.

L.Marx
16. Juli 2018 - 11.36

"Finnland hatte im Winterkrieg von 1939 bis 1940 und beim Fortsetzungskrieg 1941 bis 1944 an der Seite von Nazi-Deutschland gegen die Sowjetunion gekämpft" Ist etwas missverständlich formuliert. Der Winterkrieg 1939-1940 war ein Angriffskrieg von Lenin-Russland gegen Finnland (das in den Wirren des ersten Weltkriegs 1917 seine Unabhängigkeit erklärt hat, nachdem es, wie im Artikel erwähnt seit 1809 dem russischen Reich angehört hatte.) Im Winterkrieg stand das kleine Finnland ganz allein gegen die russischen Truppen.

KTG
16. Juli 2018 - 9.50

Öhm? Bitte was? Der Titel des Artikels ist völlig falsch. Russland ist definitiv keine Super- oder Weltmacht mehr. Russland hat jede Menge Atomschrott und Atomwaffen rumliegen und unendlich viele alte Panzer und Flugzeuge. Das war's.
Jede ernsthafte Konfrontation mit einer vorbereiteten Armee wäre Selbstmord für die Russen. Wie das ausgeht haben wir neulich nahe Deir-Ez-Zor gesehen. Hunderte tote Russen und kein Sterbenswörtchen von den Russen dazu. Vor Israel hat man auch einen Heidenrespekt. Eine richtige Supermacht könnte sich anders benehmen. Komisch, nicht wahr?