Franz Alt kämpft seit Jahrzehnten für eine saubere und bessere Welt. Auch mit 80 ist der Öko-Visionär und langjährige Moderator des deutschen Nachrichtenmagazins Monitor im Namen der Sonne unterwegs. Wie schafft er das? Immer schön erneuerbar bleiben, verrät er.
Alt heißen ist eins, alt sein ist anders: Am 17. Juli wird der frühere Fernsehmoderator Franz Alt 80 Jahre. Für den engagierten Friedenskämpfer und Öko-Visionär ein Grund, nach vorne zu blicken. «Lust auf Zukunft» heißt sein neues Buch – ein leidenschaftlicher Aufruf, nachhaltig zu leben und die Erde für folgende Generationen zu erhalten: «Es ist höchste Zeit, die Wende zu schaffen.»
Der frühere Atom-Fan hat schon die Kurve gekriegt. Das Reaktorunglück im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986 hat zum Umdenken bewogen: «Da habe ich angefangen, mich mit Alternativen zu beschäftigen.»
Alt stammt, wie er selbst sagt, aus einer «sehr traditionellen, sehr konservativen Ecke»: 1938 im badischen Untergrombach als Sohn eines Maurermeisters und Kohlehändlers geboren, studierte er Politik, Geschichte, Philosophie sowie Theologie. Er promovierte über Konrad Adenauer und trat als Student in die CDU ein. Die Linie schien vorgezeichnet.
Aus der CDU ausgetreten
Doch je älter Alt wurde, desto mehr eckte er an. 1988 trat der Querdenker aus seiner Partei aus – wegen «mangelnder ökologischer Sensibilität» in der CDU.
Radikalenerlass, Verbrechen der Wehrmacht oder ziviler Ungehorsam – mit solchen Themen erregte der Moderator der Polit-Sendung «Report» Aufsehen und machte sie Ende der 1970er Jahre zum erfolgreichsten Monatsmagazin im deutschen Fernsehen. Sein Engagement für Ökologie, Frieden und Menschenrechte wurde unter anderem mit dem Grimme-Preis, der «Goldenen Kamera» und Umweltpreisen geehrt. Ärger gab es auch, nun ja, aber: «Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, für die Dinge, die einem wichtig sind, zu streiten.»
Wenn es sein musste, auch mit dem früheren Arbeitgeber, dem Südwestrundfunk (SWR). Mit dem stritt er sich mehrmals vor Gericht. 1983 sollte Alt «wegen starker Parteinahme für die Friedensbewegung» von der «Report»-Moderation entbunden werden. Gegangen ist er erst 1991 mit der 230. Sendung. Danach moderierte er die ARD-Sendereihe «Zeitsprung» sowie «Querdenker» und «Grenzenlos» auf 3sat.
Streitbarer Aufklärer
Als «Unbequemen, mit dem man jederzeit rechnen konnte – und musste», verabschiedete ihn sein damaliger Chef Peter Voß 2003 in den Ruhestand. 15 Jahre später sind frühere Differenzen längst verziehen: «Franz Alt ist noch heute ein Vorbild für viele Journalisten – streitbar, leidenschaftlich und verlässlich», sagt SWR-Intendant Peter Boudgoust. Auch wenn er nicht mehr vor der Kamera oder dem Mikrofon steht, sei er doch noch immer «Journalist und Aufklärer aus Überzeugung».
Von Ruhestand ist so bei Franz Alt keine Rede: Jedes Jahr ein Buch und an die 100 Vorträge, hier ein Gespräch mit seinem Freund Dalai Lama, da eins mit Ex-Kreml-Chef und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow. Der sieht in dem Journalisten aus Baden-Baden einen Bruder im Geist im Kampf für eine saubere Umwelt, für Abrüstung und Menschenrechte. «Nie wieder Krieg – Kommt endlich zur Vernunft», so der Titel des gemeinsamen Buchs, das nun in zweiter Auflage erschienen ist.
Mission noch unerfüllt
Der Prediger für die gute Sache hat mit Spenden von TV-Zuschauern «Boatpeople» aus Vietnam unterstützt, Blinden in Indien geholfen und er hat sich für die internationale Erneuerbare-Energieagentur IRENA stark gemacht. Der Ausstieg aus der Atomkraft ist für ihn späte Genugtuung. Doch seine Mission ist längst nicht erfüllt: «Es bleibt noch viel zu tun für die weltweite Energiewende.»
Kommende Generationen sollen nicht in einer Treibhaus-Welt leben. Sein vierjähriger Enkel schon gar nicht. Unermüdlich wirbt Alt auf der von seiner Frau Bigi betriebenen «Sonnenseite» im Internet (www.sonnenseite.com) für regenerative Energien: «Die Sonne schickt täglich 15 000 mal mehr Energie, als zur Zeit alle Menschen verbrauchen – und sie hat noch nie eine Rechnung geschickt.»
Im Baden-Badener Eigenheim liefert sie den Strom. Ein entspannter Franz Alt dokumentiert das auf der «Sonnenseite» vor dem Solardach. Und woher bezieht er selbst seine Kraft? «Ich bleibe erneuerbar.» Energie tankt er bei seinen Gesprächen, bei seiner Frau und auch beim täglichen Spaziergang im Wald gleich hinter dem Haus. Zum Geburtstag geht er mit der Familie zum Wandern nach Österreich. Und Sonne satt gibt’s dann hoffentlich auch.
Link: Franz Alt bei Telepolis über die Flüchtlingskrise als ein Weckruf für die Klimapolitik.
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