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Baustelle Gewerbeinspektion

Baustelle Gewerbeinspektion
Zum zweiten Mal in Folge veranstalten die Gewerbeinspektion ITM und das Arbeitsministerium eine Aufklärungs- und Präventionswoche über Schutzmaßnahmen auf Baustellen. Foto: Claude Lenert

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Als Marco Boly 2015 die Geschicke der Gewerbe-inspektion (ITM) übernahm, stand es schlecht um die Verwaltung: behäbig, tatenlos, korrumpierbar, so die damaligen Vorwürfe. Und heute? Eine kurze Bestandsaufnahme.

Am Anfang war Napoleon. Jedenfalls wenn es um die «Inspection du travail et des mines» – kurz ITM – geht. Denn die erste Gesetzgebung für Minen geht auf das Jahr 1810 zurück, als der Raum Luxemburg Teil des «Département des forêts» war. «Das macht uns zur ältesten Verwaltung des Landes», so Direktor Marco Boly.

Es ist einer der Gründe, weshalb der Direktor am leicht anachronistisch klingenden Namen ITM festhält. Denn auch wenn nur noch selten Arbeiter in Minen steigen, so sind für ihn Minen «Teil unserer Geschichte – Teil unseres kulturellen Erbes».
Boly ist seit 2015 Direktor der Verwaltung. Und während er die Außendarstellung der Verwaltung nicht verändert hat, so hat er doch im Innern an nahezu sämtlichen Strukturen gerüttelt. Man könnte fast sagen, der Name, das Branding der ITM, ist das Einzige, was er nicht verändert hat.

«Bulldozer des Ministers»

Bereits im September 2016 schrieb die Wochenzeitung d’Lëtzebuerger Land vom «Bulldozer des Ministers». Auch heute spricht Boly noch von «Altlasten», oder etwas derber vom «Koup Schäissdreck», den er damals vorgefunden hat. Der groß-gewachsene Bauingenieur mit kräftiger Stimme musste die Gewerbeinspektion neu aufstellen: Hierarchien und Arbeitskultur umkrempeln, neues Organigramm erstellen, Prioritäten verlagern, Weiterbildung organisieren und vor allem neues Personal finden.

Doch wie sieht es nach fast drei Jahren Umstrukturierung aus? «Blendend», so Boly, «der ITM geht es besser als je zuvor.» Man sei aus dem «Dornröschenschlaf» erwacht.

Inspektoren gesucht

Laut Jahresbericht hat die Gewerbeinspektion im vergangenen Jahr rund 120.000 Anfragen erhalten. 95 Prozent konnte man bearbeiten, fünf Prozent blieben auf der Strecke. Das sei bedauerlich, sagt Boly, aber als Grund dafür gilt weiterhin das fehlende Personal – insbesondere bei den Arbeitsinspektoren.

Das ehrgeizige Ziel des Direktors von 100 bis 200 Inspektoren im Jahr 2025 dürfte sportlich werden. Denn aktuell sind es lediglich 20 feste Inspektoren. 16 weitere sind in Ausbildung. «Wir müssten jährlich 10 bis 15 Inspektoren ausbilden, um das Ziel zu erreichen», so Boly.

Doch es geht der ITM ähnlich wie vielen anderen Verwaltungen im öffentlichen Dienst. Sie leiden am Mangel von geeignetem Personal. Die ITM sucht vor allem Spezialisten, Ingenieure und Juristen, doch der Markt in diesem Bereich ist hart umkämpft. Trotz attraktiver Gehaltsstrukturen und sicherer Karrieren sei der öffentliche Dienst nicht mehr die erste Adresse für junge Menschen. Viele ziehe es in die Privatwirtschaft – oder auch in andere Ministerien und Verwaltungenen.

Bereits sechs Todesfälle

Der Direktor ist sich dabei bewusst, dass die ITM trotz der Anstrengungen der vergangenen Jahre als nicht besonders «sexy» gilt. Um an Attraktivität zu gewinnen, fordert er deshalb seit längerem eine eigene Karriere für Gewerbeinspektoren. Ähnlich wie Lehrer, Polizisten oder Magistrate sollten auch in der Gewerbeinspektion junge Menschen die Möglichkeit haben, eine spezifische Karriere einzuschlagen. Der Vorteil: Die ITM könnte auch Personal ohne Jura- oder Ingenieursstudium ausbilden.

Zudem spricht sich Boly zumindest nicht gegen die weitere Öffnung des öffentlichen Dienstes für ausländische Mitbürger aus. Das habe zwar die Politik zu entscheiden, aber es könnte ein Teil der Problemlösung sein.

Die Arbeit als Inspektor ist dabei vielfältig, erfordert jedoch tiefergreifende Kenntnisse in unterschiedlichen Bereichen: etwa über Arbeitsgeräte, Arbeitsrecht, Lohnberechnung, Gehälterabkommen, gefährliche Produkte, Sicherheit am Arbeitsplatz und über die EU-Entsenderichtlinie, die Luxemburg besonders betrifft. Rund 120.000 Arbeitnehmer aus anderen EU-Mitgliedstaaten wurden im vergangenen Jahr ins Großherzogtum entsandt.
Der Gewerbeinspektion obliegt es, zu kontrollieren, ob die Papiere alle konform und die Arbeitsbedingungen gemäß dem luxemburgischen Recht geregelt sind. Rund 1.700 Kontrollen hat die ITM vergangenes Jahr durchgeführt. In 323 Fällen wurden Geldbußen in einer Höhe von rund 1,5 Millionen Euro verhängt.

Eine Statistik schlägt Boly dabei besonders auf den Magen: jene über die Arbeitsunfälle. Im Vorjahr nahm die ITM Ermittlungen wegen 384 Fällen auf. «Es geschehen immer noch zu viele Arbeitsunfälle. Es ist uns leider nicht gelungen, das Phänomen einzudämmen.»
Zudem sind in diesem Jahr bereits sechs Personen an ihrem Arbeitsplatz verunglückt. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt sieben. «Das sind definitiv zu viele», so die klaren Worte des ITM-Direktors.

Jang
11. Juli 2018 - 7.43

ITM ???
Kleine Betriebe sind leichter zu kontollieren als grosse "Boiten"

Nomi
10. Juli 2018 - 18.57

Wann vun deenen 120 000 dann 5% bearbecht kennen ginn sinn daat der fill.
De Rescht bleift lei'en.
Dofir ass och keng Zeit fir praewentiv ze schaffen !

Mephisto
10. Juli 2018 - 10.27

120.000 Anfragen im Jahr 2017 kann das sein ?

Das wären mehr als 500 pro Arbeitstag, die fast alle zu bearbeiten trotz Personalmangel erscheint mir unwahrscheinlich.

Ravarin Pierre
10. Juli 2018 - 9.05

Nur die ITM??? Da ist nicht mal die Spitze des Eisbergs!