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„Das passt den Mächtigen nicht“ – Ahouo Koutouan kämpft für die Landrechte seiner Vorfahren

„Das passt den Mächtigen nicht“ – Ahouo Koutouan kämpft für die Landrechte seiner Vorfahren

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Der indigene Stamm der Bidjan (oder Ebrié) sieht sich als rechtmäßiger Besitzer weiter Teile des Gebiets der Hauptstadt der Elfenbeinküste, Abidjan. Der gebürtige Ivorer Ahouo Koutouan verteidigt seit fast zehn Jahren von Luxemburg aus die Interessen der Bidjans in Europa. Wegen seines politischen Engagements werde er seit einigen Jahren von staatlichen Behörden und multinationalen Konzernen bedroht und eingeschüchtert, erzählt Koutouan.

Ahouo Koutouan ist sein Stammesname. Seinen zivilen Namen will der 49-Jährige nicht öffentlich nennen. Seine Vorfahren stellten seit grauer Vorzeit die politische Elite des Bidjan-Stammes in der Elfenbeinküste, erzählt Koutouan. Ihr Stammesgebiet befinde sich dort, wo heute die Hochhäuser der Hauptstadt Abidjan in den Himmel ragen und
einer der größten Häfen Westafrikas liegt. Es ist das wirtschaftliche Zentrum der Elfenbeinküste. 85 Prozent der Reichtümer würden sich auf diesem Gebiet befinden.

Seit 1893 hätten die französischen Kolonialisten versucht, den Bidjans ihre Grundstücke abzukaufen. Doch seine Vorfahren hätten sich geweigert, den Deal mit den Kolonialisten einzugehen und die Papiere für den Landkauf nicht unterzeichnet, sagt Koutouan. Die Franzosen hätten sich das Gebiet trotzdem angeeignet, auch ohne die vertragliche Erlaubnis der rechtmäßigen Besitzer.

Wie Menschen zweiter Klasse behandelt

Seit der Unabhängigkeit der Elfenbeinküste im Jahr 1960 seien es dann die ivorischen Politiker und die multinationalen Konzerne, welche die Angehörigen seines Stammes nach und nach aus ihrem Gebiet vertreiben. Die Bidjans würden wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Der Zugang zu wichtigen politischen Ämtern würde ihnen verwehrt. „Ein Bidjan kann niemals Minister, Botschafter oder Beamter werden, weil die Kolonialverwaltung uns als Rebellen abgestempelt hat“, sagt Koutouan. Damit sie ihre Rechte nicht einklagen können, seien sie aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen worden.

Als Letztgeborener von zehn Kindern und Urenkel eines großen Militärchefs der Bidjans habe er die Elfenbeinküste schon früh verlassen, um in Frankreich Pflanzenbauwissenschaft zu studieren. Er heiratete eine Französin und hat seitdem einen französischen Pass. Gearbeitet habe er lange Zeit als Sicherheitsbeamter in Luxemburg. Mit seinen fünf Kindern habe er in einem Haus in Mont-Saint-Martin gewohnt.

Vier Patronen unter dem Teppich

Vor etwa zehn Jahren habe er von seinem Stamm den Auftrag bekommen, den Kampf der Bidjans über den Weg der europäischen Medien zu führen. 2009 hat Ahouo Koutouan die Vereinigung „Solidarité avec la tribu Bidjan et la région des lagunes au Luxembourg“ (STB-RLL) gegründet. Er sieht sich als Vertreter der Bidjan in Europa. Mithilfe des „Comité de liaison des associations d’étrangers“ (CLAE) habe er den Kampf der Vereinigung in Luxemburg legitimieren können. Seitdem hat Koutouan mehreren luxemburgischen Zeitungen Interviews gegeben und selbst Beiträge verfasst. Französische Medien haben über seinen Fall berichtet, darunter renommierte Zeitungen und Zeitschriften wie Le Monde diplomatique und La Lettre du continent, die einen großen Einfluss in den diplomatischen und wirtschaftlichen Kreisen Westafrikas haben.

Vor etwa fünf Jahren nahm sein Leben eine schlagartige Wendung. Man habe ihn förmlich aus Frankreich hinausgeworfen, sagt Koutouan. Seit einigen Monaten lebe er in Luxemburg wie ein Obdachloser. Während vier seiner fünf Kinder in Frankreich studieren, wohne er mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter in einer kleinen Einzimmerwohnung. Das alles sei aus politischen Gründen passiert. Man wolle ihm Steine in den Weg legen und ihn daran hindern, die Rechte seines Stammes einzuklagen.

Was war passiert? Innerhalb weniger Monate geschahen ihm mehrere Missgeschicke. Erst brachen Unbekannte in sein Haus in Mont-Saint-Martin ein. Kurze Zeit später fand er unter dem Teppich vor seiner Haustür einen Plastikbeutel mit vier Patronen aus einer Schusswaffe. Er verlor seine Arbeit und seine französische Bank beschlagnahmte sein Haus, mit der Begründung, er würde seinen Kredit nicht regelmäßig abbezahlen. An seiner Eingangstür und der Garage wurden die Schlösser ausgewechselt, sodass er und seine Familie nicht mehr in ihr Haus konnten. Auch seien er und seine Familie von anonymen Anrufern bedroht worden.

Ahouo Koutouan sieht dahinter eine Verschwörung. Er verdächtigt multinationale Unternehmen wie Bolloré und Bouygues, ihn mit der Unterstützung hochrangiger ivorischer Politiker und des französischen Staates einschüchtern zu wollen. Die Bolloré-Gruppe stand bereits des Öfteren im Verdacht, ihr Wirtschaftsimperium in Afrika mit unlauteren Mitteln aufgebaut zu haben. Auch die französische Telekommunikationsgesellschaft Bouygues ist in Afrika sehr aktiv.

Bedrohung für die Konzerne

Nachweisen kann Ahouo Koutouan all dies natürlich nicht. Er hat zwar in Frankreich Klage eingereicht, doch alle seine Beschwerden wurden von der Staatsanwaltschaft aus Mangel an Beweisen zurückgewiesen.

Von seiner Theorie ist Koutouan jedoch überzeugt. In der Elfenbeinküste würden der Staat, die Polizei und die Armee solche Praktiken anwenden, um die indigene Bevölkerung einzuschüchtern, berichtet Ahouo Koutouan. Als ausgebildeter Sicherheitsbeamter kenne er ihre Strategien. Wieso sollte es in Europa anders sein? Beim Einbruch in sein Haus sei nichts geklaut worden. Nur der Schrank, in dem er die Dokumente über die Landbesitzverhältnisse in der Hauptstadt seines Herkunftslandes aufbewahrt, sei durchwühlt worden. Auch hätten sich alle Vorfälle kurz nach Veröffentlichungen von Artikeln über den Kampf der Bidjans ereignet.

„Ich bin eine Bedrohung für die multinationalen Konzerne und den Staat“, sagt Koutouan. „Die Leute in Afrika fotokopieren meine Artikel, verteilen und lesen sie. Das passt den Mächtigen nicht. Und weil sie mich nicht verklagen können, versuchen sie, mich mit Drohungen und Einschüchterungen zum Schweigen zu bringen.“

Doch Ahouo Koutouan lässt sich davon nicht beeindrucken und kämpft unbeirrt weiter für die Rechte der Bidjans. Damit sie endlich entschädigt werden für die Grundstücke, die die Kolonialisten ihnen geklaut haben.