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Luxemburger Intensivpfleger: „Es fehlt an Nachwuchs“

Luxemburger Intensivpfleger: „Es fehlt an Nachwuchs“

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Pflegekräfte in den Fachbereichen Anästhesie und Intensivmedizin sind in der Behandlung lebensbedrohlicher Zustände, im Operationssaal, in der Notaufnahme und im SAMU-Dienst unentbehrlich. Obwohl der Beruf sehr vielfältig ist und die längst überfällige finanzielle Aufwertung nun endlich stattfand, besteht immer noch ein Mangel an Fachkräften. Ein Gespräch mit Tom Schmitz, dem Präsidenten der «Association luxembourgeoise des infirmiers/infirmières en anesthésie et réanimation» (Aliar).

Tom Schmitz

Tageblatt: Herr Schmitz, Sie sprachen von einer Personalnot. Wie viele Posten sind derzeit in Luxemburg unbesetzt?

Tom Schmitz: Es sind insgesamt sechs Posten offen.

Worauf ist die Personalnot zurückzuführen?

Es fehlt an Nachwuchs. Die finanzielle Aufwertung unseres Berufes, die schon lange überfällig war, brachte eine wesentliche Verbesserung für den Einzelnen. Dennoch ist es eine sehr anstrengende, stressige und verantwortungsvolle Tätigkeit, bei der oftmals binnen Sekunden lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Die Patienten, die wir betreuen, befinden sich oft in einem kritischen Zustand. Ein kleinster Fehler kann tödlich sein.

Hinzu kommt, dass die Vielfältigkeit des Jobs sowie der Wechsel zwischen praktischer und intellektueller Tätigkeit in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind. Eine Reihe junger Menschen absolviert die Ausbildung, doch leider genügt die Anzahl an Neuzugängen nicht, um den Bedarf zu decken.

Wie ist die Situation in der Grenzregion?

Auch dort herrscht ein Mangel an Nachwuchs. In Frankreich ist die Situation wesentlich dramatischer. Viele Krankenhäuser sind gezwungen, auf Zeitarbeiter zurückzugreifen. In Luxemburg ist es noch nicht so schlimm, aber dennoch wird es immer schwieriger, etwa einen Schwangerschaftsurlaub, einen Urlaub oder eine längere Krankmeldung zu ersetzen. Durch die Komplexität und die Vielfältigkeit der verschiedenen Arbeitsbereiche bedarf es zudem einer gewissen Einarbeitungszeit, um sich mit allen Prozeduren vertraut zu machen.

Wie wirken die Krankenhäuser dem entgegen?

Im Moment mit vielen Überstunden und indem man auf Kollegen aus dem Ausland zurückgreift. Noch ist Luxemburg finanziell attraktiver als die Großregion, jedoch wiegen immer mehr Arbeitnehmer aus dem Grenzgebiet den finanziellen Vorteil gegenüber dem Verlust der Lebensqualität, unter anderem durch die langen Anfahrtswege, ab. Langfristig wird dies also keine Lösung sein.

Zudem muss man den Bevölkerungszuwachs, die zunehmende Alterspyramide und die steigende Anzahl an Pendlern, die sich in Luxemburg behandeln lassen, im Auge behalten. Immer mehr Krankenhäuser in der Großregion schließen aus Sparmaßnahmen verschiedene Abteilungen oder fusionieren. Die Folge: Immer mehr Patienten nehmen eine Behandlung hierzulande in Anspruch. Das ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung für das Luxemburger Gesundheitswesen im Allgemeinen und die Anästhesie- und Intensivpflege im Besonderen.

Besteht die Möglichkeit, an der Ausbildung etwas zu ändern?

Die Ausbildung in Luxemburg zum Fachpfleger in Anästhesie und Intensivmedizin ist sehr gut. Den angehenden Fachpflegern werden viel theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten vermittelt. Verschiedene EU-Länder haben die Ausbildung in die Bereiche Anästhesie und Intensivmedizin unterteilt.

Das Luxemburger Modell scheint mir persönlich jedoch das richtige. Beide Arbeitsfelder, Anästhesie und Intensivmedizin, ergänzen sich und bieten den Pflegern in ihrer späteren beruflichen Karriere mehr Flexibilität, was die Arbeitsbereiche betrifft. Eine interessante Möglichkeit, auf die immer wieder Leute zurückgreifen, ist die «validation des acquis», die durch die Anerkennung der Berufserfahrung und der Kompetenzen eine Verkürzung der Fachausbildung ermöglicht.

Hat die Aliar Aktionen geplant, um den Job in den Schulen und bei Jugendlichen zu bewerben?

Kurzfristig nicht. In den vergangenen Monaten haben wir uns zum Teil neu aufgestellt, zwei Fortbildungen organisiert und unseren Berufsstand im Rahmen der Reform des Rettungsdienstes und der Bildung des CGDIS («Corps grand-ducal d’incendie et de secours») vertreten.

Was bietet die Aliar den Mitgliedern?

Wir versuchen weiterhin, neue Mitglieder zu gewinnen. Zurzeit organisieren wir eine offiziell anerkannte Fortbildung zum Thema Patientensicherheit, die im September stattfinden wird. Daneben setzen wir uns gegenüber dem Gesetzgeber für unseren Berufsstand ein, ohne jedoch die Rolle einer Gewerkschaft einzunehmen. Auch die Geselligkeit und die Freundschaft spielen bei uns eine wichtige Rolle. Es bestehen Überlegungen, in Zukunft außerberufliche Aktivitäten wie zum Beispiel Ausflüge zu organisieren.


Fachkrankenpfleger

In der Anästhesie- und Intensivpflege in Luxemburg arbeiten derzeit 93 Fachärzte, die von rund 190 Fachkrankenpflegern unterstützt werden. Tätig sind diese im Operationssaal, auf der Intensivstation, im Aufwachraum, im SAMU-Notdienst, in der Notaufnahme sowie in der Druckkammermedizin. Im Operationssaal unterstützt der Fachpfleger den Arzt bei der Durchführung der Narkosen. Unter der Verantwortung der Fachärzte sowie teilweise autonom stellt er die operative Überwachung der Patienten sicher und überwacht die Vitalparameter sowie die Narkosetiefe. Ebenfalls kümmert er sich um die postoperative Schmerztherapie der Patienten.

Auf der Intensivstation ist der Pfleger Teil eines interdisziplinären Teams und ein wichtiger Partner in der medizinischen Versorgung von kritisch kranken oder schwer verletzten Patienten.

In der Notfallmedizin und im notärztlichen SAMU-Dienst assistiert er den Anästhesisten, wenn es um die Wiederbelebung von Patienten sowie um die Erstversorgung bei schwerwiegenden Erkrankungen und Unfällen geht. Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsfelder im Krankenhaus und im Rettungsdienst kann man durchaus von einem abwechslungs- und verantwortungsreichen Job sprechen. Die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Arbeitsfeldern zu wechseln, steigert die Attraktivität des Berufs.

F.A.