Die Leiche lag hinter dem Gestrüpp, das neben einer Tankstelle unweit des nordspanischen Dorfes Asparrena im Baskenland wucherte. Hier, an der spanischen Autobahn A1, war der leblose Körper zurückgelassen worden. Am Donnerstagnachmittag, kurz nach 15 Uhr, fanden Polizisten den Leichnam der jungen Frau, der Zeichen von Gewaltanwendung aufwies. Wie Spaniens staatliche Presseagentur Efe berichtete, soll der Täter zudem versucht haben, den Körper zu verbrennen.
Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze
Die spanische Kripo sicherte bis zum Abend Spuren an der Fundstelle. Der Ort des Grauens wurde mit einer blauen Zeltwand gegen neugierige Blicke geschützt. Gegen 19 Uhr wurde die Leiche abtransportiert.
Wie mehrere örtliche Medien unter Berufung auf die spanischen Sicherheitsbehörden mitteilten, könnte es sich bei der Toten um die 28-jährige deutsche Tramperin Sophia L. handeln. Sophia war am 14. Juni in der Nähe der ostdeutschen Stadt Leipzig in einen Lastwagen gestiegen, um per Anhalter nach Bayern zu gelangen. Seitdem ist sie verschwunden.
Wie starb die Frau?
Am Freitag wurden die sterblichen Überreste von Gerichtsmedizinern in der baskischen Regionalhauptstadt Vitoria untersucht. Dabei ging es nicht nur um die Identifizierung des Opfers. Sondern auch um die Frage, wann und wie die Frau zu Tode gekommen ist. Der Fundort liegt fast 1.900 Kilometer von Leipzig entfernt.
Der zuständige Untersuchungsrichter in Vitoria verhängte das Ermittlungsgeheimnis. Deswegen wurden von der spanischen Polizei keine weiteren Angaben zu dem Fall gemacht.
Doch die örtliche Zeitung El Correo, größtes Blatt im nordspanischen Baskenland, berichtete über Einzelheiten, die aber bisher nicht offiziell bestätigt wurden. Demzufolge habe jener Lastwagenfahrer, der am Dienstag in Südspanien im Zusammenhang mit dem Verschwinden Sophias festgenommen worden war, die Polizei zur Leiche dirigiert. Er habe ein Geständnis abgelegt, schrieb El Correo. Er gelte als der mutmaßliche Verantwortliche für den Tod der im Straßengraben gefundenen Frau.
41-jähriger Lkw-Fahrer unter Verdacht
Schon einmal machte ein Lkw-Fahrer, der mit seinem Laster von Deutschland nach Spanien kam, mit Gewaltverbrechen Schlagzeilen. Im Jahr 2006 hatte ein deutscher Fernfahrer gestanden, auf seinen Touren nach Spanien fünf Straßenprostituierte ermordet zu haben; drei dieser Taten verübte er in Nordspanien.
Die Festnahme des Mannes war in den letzten Tagen von den deutschen wie von den spanischen Behörden bestätigt worden. Er wurde als «dringend tatverdächtig» bezeichnet. Nach Angaben spanischer Medien war der 41-Jährige mit seinem Lkw bereits am Dienstag in der Nähe der südspanischen Stadt Jalón, rund 700 Kilometer vom Fundort der Leiche entfernt, von der Polizei gestoppt und festgenommen worden. Die Festnahme erfolgte aufgrund eines Europäischen Haftbefehls, den die deutschen Fahndungsbehörden ausgeschrieben hatten. Angeblich soll der Lkw-Fahrer vorgehabt haben, mit der Fähre von Südspanien nach Marokko überzusetzen.
Nachdem es der deutschen Polizei gelungen war, den Lastwagen zu identifizieren, in den Sophia am 14. Juni auf einer Autobahnraststätte bei Leipzig eingestiegen war, hatte sich der Verdacht schnell auf den Lkw-Fahrer konzentriert. Offenbar hatte die deutsche Polizei den Lastzug mithilfe von Sicherheitskameras auf dem Rasthof beim ostdeutschen Schkeuditz an der A9, rund 16 Kilometer westlich von Leipzig, identifizieren können. Auch eine SMS, die Sophia kurz nach Einstieg in den Lkw abschickte, soll geholfen haben. Später konnte der Weg des Lasters durch Frankreich und Spanien vermutlich auch durch Aufzeichnungen an verschiedenen Mautstellen nachverfolgt werden.
Wie die baskische Zeitung El Correo weiter berichtet, wurde der Tatverdächtige inzwischen von Südspanien zum Nationalen Gerichtshof in Spaniens Hauptstadt Madrid überführt. Dieser Gerichtshof ist für die Auslieferung jener zuständig, die auf der Basis eines Europäischen Haftbefehls in Spanien festgenommen wurden. Offizielle Angaben zur Nationalität des Mannes wurden in Spanien nicht gemacht.
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