Von unserer Korrespondentin Christiane Wagner
Programm
Freitag, 22. Juni:
– 15.30 Uhr: Überreichung der Orden an Feuerwehrleute und Gemeindepersonal
– 17.00 Uhr: Empfang des erbgroßherzoglichen Paares auf dem Resistenzplatz und Kranzniederlegung
– 17.15 Uhr: Festzug durch die Alzettestraße zum Gemeindehaus
– 17.30 Uhr: „Défilé“ der Vereine vor der Ehrentribüne
– 18.00 Uhr: Empfang zu Ehren des erbgroßherzoglichen Paars
– 18.30 Uhr: Besuch des erbgroßherzoglichen Paars auf dem Volksfest
– 19.15 Uhr: Abfahrt des erbgroßherzoglichen Paars
– 19.30-3.00 Uhr: Volksfest auf dem Gemeindeplatz
– 23.00 Uhr: Feuerwerk
Samstag, 23. Juni
– 10.00 Uhr: Tedeum in der Dekanatskirche
– 11.00 Uhr: Beginn des Volksfests
– 11.30-12.30 Uhr: Konzert der „Biergaarbechtermusek“
– 14.00-14.40 Uhr: Tanzvorführung der „Espérance“
– 16.00-16.40 Uhr: Live-Vorführung der Majoretten
– 17.30-18.30 Uhr: Vorführungen und Tangokurse mit „Art Tango“
Zwischen den Darbietungen: Live-Musik mit den „Soulcookies“
Auf der place Boltgen findet von 16.00-20.00 Uhr ein «Thé dansant» mit dem Orchester «Trio Vision» statt
In der zweitgrößten Stadt des Landes wird am Vorabend des Nationalfeiertags und am Nationalfeiertag selbst ausgiebig gefeiert. Je nach Wetter kommen alljährlich um die 5.000 bis 7.000 Einwohner aus Esch und Umgebung, um das erbgroßherzogliche Paar gebührend zu empfangen. Ebenso zahlreich nehmen sie später am großen Volksfest auf dem Gemeindeplatz teil. Wie viel Vorbereitung steckt hinter dem Ereignis, welche protokollarischen Auflagen sind zu beachten und welche logistischen Herausforderungen zu meistern?
«Erst seit den 70er Jahren finden die Festlichkeiten zum Nationalfeiertag in Esch regelmäßig statt. Sogar Großherzogin Charlotte beehrte die Minettemetropole zu diesem Anlass mit ihrem Besuch. Mittlerweile sind die Feierlichkeiten allerdings zur Tradition geworden», erläutert Dominique Vitali vom «Service culturel» der Stadt Esch. Seit acht Jahren ist er Protokollchef und Koordinator des Ereignisses, dessen diesjährigen Ablauf er uns präzise schildert.
Wie üblich bildet die Ankunft des erbgroßherzoglichen Paares um 17.00 Uhr auf dem Resistenzplatz den Auftakt. Fester Bestandteil des Zeremoniells ist die anschließende feierliche Kranzniederlegung vor dem «Monument aux morts». «Wenn die ‹Harmonie municipale› die Nationalhymne anstimmt, die ‹Chorale Uelzecht› mit dem Singen beginnt und alle Anwesenden spontan eintreffen, wird dies wohl, wie bei der Premiere letztes Jahr, einer der emotionalsten Momente des feierlichen Akts sein», so der Koordinator.
Besonderen Wert habe man diesmal auf zusätzlichen Blumenschmuck in diesem Bereich gelegt. Die Stadtgärtnerei mit ihren Floristen habe Hervorragendes geleistet. Von dort kämen auch der Kranz und der Blumenstrauß für die Erbgroßherzogin.
Ehrensache für Vereine
Vier Monate intensiver Vorarbeit gehen dem Fest voraus. «Um einen perfekten Ablauf zu gewährleisten und alle protokollarischen Auflagen zu erfüllen, müssen wir auf die Minute genau planen», sagt Vitali. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Gemeindedienste der Stadt Esch untereinander, mit den Vereinen, der Polizei und anderen Akteuren klappe sehr gut. Es habe sich im Laufe der Zeit eine effiziente Teamarbeit entwickelt. Allein an die 80 Mitarbeiter der Gemeinde trügen auch diesmal zum Gelingen des großen Tages bei, so der Koordinator weiter.
Nachdem im März die Einladung an den großherzoglichen Hof erging, folgte im April der Kontakt mit den Vereinen. Auch dieses Jahr haben sich 30 Organisationen gemeldet, die einen Stand auf dem Marktplatz betreiben wollen. Dabei sein werden unter anderen die Jeunesse, die Fola, die «Bouschéisser», die Majoretten, das «Foyer de la femme», «Cap Vert Education», der Boxclub, die «Espérance» und viele mehr. Über 50 Vereine geben dem erbgroßherzoglichen Paar das Ehrengeleit durch die «Uelzechtstrooss». Der Festzug wird an die 600 Teilnehmer zählen.
«Wir bedauern, dass immer weniger Geschäftsleute ihre Schaufenster dem Anlass entsprechend dekorieren. Auch die Fassaden der Häuser sind nur spärlich beflaggt. Wettgemacht wird dies durch die aufwendige Beflaggung des öffentlichen Raums von der Gemeinde. Wir bitten die Vereine, ihre jeweiligen Fahnen ebenfalls in den Festzug einzubringen», meint Vitali. Angeführt wird der «Cortège» traditionsgemäß vom erbgroßherzoglichen Paar, das vom Bürgermeister und den ranghöchsten anwesenden Politikern begleitet wird. Es folgen der Schöffenrat, die Gemeinderäte sowie die anwesenden Regierungsmitglieder, Abgeordneten und andere Würdenträger. Die «Harmonie municipale» und das Escher Feuerwehrkorps marschieren an der Spitze der Vereine. Den Abschluss bilden die Majoretten. Der Zug wird dieses Jahr an die 600 Teilnehmer zählen.
«Seit damals Erbgroßherzog Jean regelmäßig Esch am Vorabend des Nationalfeiertags besuchte, beehren der Erbgroßherzog bzw. das erbgroßherzogliche Paar Esch alljährlich mit ihrer Visite. Bislang wurde der Erbgroßherzog, als er noch nicht verheiratet war, von einem oder mehreren seiner Geschwister begleitet. Besonderen Anklang bei der Escher Bevölkerung fand Prinzessin Alexandra, die 2012 ihrem Bruder Erbgroßherzog Guillaume Gesellschaft leistete», klärt der Zeremonienmeister auf.
Pfadfinderehre dabei zu sein
Ein weiterer Anziehungspunkt ist immer wieder das Volksfest auf dem Gemeindeplatz. Vor dem Rathaus steht auch die Ehrentribüne, auf der das erbgroßherzogliche Paar, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Honoratioren Platz nehmen und den vorbeimarschierenden Vereinen zuwinken. Hier entfacht das erbgroßherzogliche Paar später auch das Lagerfeuer. «Dieser Brauch stammt eigentlich aus der Zeit, als der damalige Großherzog Jean zum Nationalfeiertag nach Esch kam. Für ihren Landeschef stapelten die Escher Scouts Holz turmförmig auf. Und für den obersten Pfadfinder war es dann Ehre und Freude zugleich, das Lagerfeuer anzuzünden. Kinder und Enkelkinder führen diese schöne Tradition symbolisch weiter. Heute wird ein Ster Holz für das Feuer gebraucht», erzählt der Protokollchef.
Doch was geschieht eigentlich hinter den Kulissen, im Gemeindehaus, wenn das erbgroßherzogliche Paar von der Tribüne ins Innere verschwindet? Dort im großen Saal findet ein feierlicher Empfang zu Ehren der Vertreter der Monarchie statt. Das «Ensemble à plectres municipal d’Esch» empfängt dieses Jahr das erbgroßherzogliche Paar mit dem «Wilhelmus». Dann hält der Escher Bürgermeister, Georges Mischo, die Willkommensrede. Wie er sich fühle, erstmals als Bürgermeister das erbgroßherzogliche Paar zu empfangen und den Feierlichkeiten vorzustehen, fragen wir. «Ich freue mich sehr», lässt er verlauten. «Obwohl ich die Feierlichkeiten als Gemeinderat bereits miterlebt habe, ist es mir jetzt als Bürgermeister eine besondere Ehre, die Stadt Esch und ihre Bürger bei dieser Gelegenheit zu vertreten.»
Volksfest in ganz Esch
Nachdem sich Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie in das goldene Buch der Stadt Esch eingetragen haben, statten sie dem Volksfest einen Besuch ab. Unter den Klängen des «Wilhelmus», gespielt von der Stadtmusik, verabschiedet sich das Paar gegen 19.15 Uhr in Richtung Hauptstadt. Das Volksfest kann beginnen. «Chic Planet» aus Frankreich und die luxemburgische Band «Timeless» werden aufspielen und für beste Stimmung sorgen. Bis 3.00 Uhr morgens darf gefeiert werden. Natürlich wird auch ein 24-minütiges Feuerwerk das Fest verschönern. Am besten würde man dieses aus der Achse Alzettestraße oder Helen-Buchholtz-Straße sehen, gibt Dominique Vitali als kleinen Tipp.
«Ein besonderes Augenmerk gilt beim Nationalfeiertag immer der Sicherheit, auch wenn es keine speziellen Warnungen gibt. So sind Polizei und staatliche Sicherheitsdienste von Anfang an in die Planung einbezogen. Alle sollen das Fest sicher und unbeschwert genießen können», beschließt der Protokollchef seine Ausführungen. Großen Wert lege die Gemeinde auch auf Sauberkeit. Insgesamt 25 Leute seien vor, während und nach dem Fest fürs Putzen und Aufräumen zuständig.
Wann denn die Anspannung am größten sei, fragen wir Dominique Vitali. „In den paar Minuten, bevor das erbgroßherzogliche Paar auf dem Brillplatz ankommt“, gesteht er nach kurzem Zögern. «Wenn dann der ‹Wilhelmus› erklingt, trete ich in den Hintergrund und das Protokoll nimmt seinen Lauf.»
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