Wenn Hobbyastronomen oder -fotografen beeindruckende Fotos vom Nachthimmel machen wollen, müssen sie Gegenden aufsuchen, wo sich möglichst wenig künstliches Umgebungslicht mit dem schwachen Leuchten aus der Tiefe des Alls vermischt. Um diese Stellen zu finden, gibt es Kartenwerke wie die Lightpollutionmap. Die zeigt, auf Satellitendaten basierend, wie Städte und Verkehrsadern von der Erde aufwärts funkeln. Dabei fällt auf, dass größere dunkle Flecken in Europa mittlerweile selten sind. Im Großherzogtum ist vor allem der Süden jedenfalls auch nachts fast flächendeckend beleuchtet – zumindest indirekt.
Auch eine Studie der Aktivisten von Dark Sky Switzerland hatte voriges Jahr gezeigt, dass in den meisten Gemeinden Luxemburgs der Himmel durch künstliche Lichtquellen sehr stark aufgehellt wird. Eine Tatsache, die etwa die etwa im Verein Astronomes Amateurs du Luxembourg für Frust sorgt: «Es wird immer schwieriger, wirklich dunkle Stellen in unserem Land zu finden», heißt es auf der Internetseite des Vereins.
Thema ist in der Politik angekommen
Am schlimmsten seien dabei in alle Richtungen strahlenden Lichter: «Dadurch wird die Sternenbeobachtung praktisch unmöglich», sagt Vereinsmitglied Jean Steinberg. Wenn sich der aktuelle Trend fortsetze, «werden in nicht allzu ferner Zukunft nur noch der Mond, Planeten und ein paar helle Sterne in unserem Land zu beobachten sein.» Natürlich stören viele Lichtquellen aber nicht nur Sternengucker, sondern auch die Nachtruhe von Menschen. Und Tiere und Pflanzen, die sich seit Anbeginn der Zeit an Sonne, Mond und Sternen orientieren, können durch den evolutionär neuen Lichtmix sogar derart aus dem Tritt – oder der Flugbahn – gebracht werden, dass ihr Überleben bedroht wird.
Doch es gibt Hoffnung, dass es zumindest langfristig wieder etwas besser, weil finsterer, werden könnte: Das Thema ist zwar noch recht jung, aber doch längst auch in der Politik angekommen.
CFL-Terminal in Bettemburg sorgt für Aufregung
«Zunächst in Ländern, wo man das vielleicht gar nicht so erwartet hätte, wie der Slowakei oder Spanien», sagt Uwe Knappschneider. Der Stadtplaner hat mit seinem Planungsbüro Licht Raum Stadt aber dafür gesorgt, dass auch in der Region intelligenter beleuchtet wird: Es hat mittlerweile Dutzende Kommunen vor allem in Deutschland entsprechend beraten. Aber auch Luxemburg hat schon punktuell seine Dienste in Anspruch genommen, etwa bei der Beleuchtung der historischen Festungsmauern. Im Nachgang der «Dark Sky»-Studie von 2017 hat das Büro einen übergreifenden Leitfaden erstellt, der kürzlich erschienen ist. Er fasst auf knapp 90 Seiten dar, wie «Gutes Licht im Außenraum des Großherzogtums» erreicht werden kann.
Hierzulande hat das Thema gerade wieder Brisanz erlangt – durch das neue intermodale CFL-Terminal in Bettemburg. Seit etwa einem Jahr verladen dort zwei große Portalkräne Güter von der Schiene auf die Straße und umgekehrt. Die Anlage umfasst vier Gleise von jeweils 700 Metern Länge und 840 Aufliegerstellplätze. Die notwendige nächtliche Ausleuchtung hat aber den Unwillen von Anwohnern und Umweltschützern erregt. Fotos zeigen, dass das Licht kilometerweit streut.
Ein Dilemma
In mehreren parlamentarischen Anfragen musste sich die Regierung zum Thema erklären. Zuletzt wollten die Luxemburger Grünen von der Regierung wissen, welche Lösungen die Behörden gefunden haben. Umweltministerin Carola Dieschbourg gibt in ihrer Antwort zu, vor einem Dilemma zu stehen: So müsse zunächst einmal natürlich die «Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter» garantiert werden, entsprechend normierten Vorschriften und Empfehlungen (hier die EU-Norm EN 12464-2). Innerhalb dieser habe auch eine Korrektur stattgefunden: «Im Januar 2018 wurde der Lichtstrom der Parkfläche optimiert, indem die Lichtintensität bei Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestlichtstärke von 20 Lux um ca. 15 Prozent bis 20 Prozent reduziert wurde», heißt es in der parlamentarischen Antwort.
Bei den Bereichen Containerterminal und Bahnautobahn habe man das Limit aber schon ausgereizt: Es bestehe somit «kein Handlungsspielraum zur Reduzierung der Lichtleistung» mehr. Immerhin sei der Neigungswinkel der Lichtquellen angepasst worden, «indem die Lichtquellen in eine horizontale Position gebracht wurden, um die Lichtstreuung weiter zu reduzieren.»
Umweltverein ist nicht überzeugt
Eine Auskunft, die etwa den Umweltverein Mouvement Ecologique (Meco) nicht überzeugen kann: Luxemburg berufe sich beim Licht einfach immer auf EU-Normen, erklärt Francis Hengen, Präsident für die Regionale Süden, gegenüber dem Tageblatt. Trotz feststellbarer Verbesserungen glauben die Umweltschützer, dass nicht alle Möglichkeiten erschöpft wurden. Die Belastungen seien jedenfalls «nach wie vor zu hoch». Zudem habe kein transparenter Austausch zwischen allen Akteuren, auch nicht mit den Gemeinden, stattgefunden.
Solche Konflikte sind für den Lichtplaner Knappschneider nichts Neues: «Da müssten schon restriktivere Gesetze her und nicht nur unverbindliche Empfehlungen», bewertet er die allgemeine Lage beim Thema. Solange die Vorschriften entsprechend lax sind, sei es eben zu erwarten, dass Veränderungen sehr lange dauern.
Es gibt aber auch noch der Weg der engagierten Eigeninitiative – wie ihn etwa das EU-Projekt Night Light geht. Acht europäische Regionen, darunter der Naturpark Our, arbeiten darin zusammen, «um der Problematik der Lichtverschmutzung aktiv entgegenzuwirken und die Wertigkeit eines natürlich dunklen Nachthimmels zu steigern», indem sie diesen etwa in Veranstaltungen erlebbar machen oder in ihren Kommunen für besseres Licht werben. Fast zwei Millionen Euro stehen dafür bis 2021 bereit.
Einfach miteinander reden hilft manchmal
«Die Idee ist, das Thema positiv darzustellen», erklärt Laurent Spithoven vom Naturpark Our. Man wolle zeigen, dass ein Weniger an Licht keinen freudlosen Verzicht darstellen müsse, sondern im Gegenteil Gewinn bringe: an Lebensqualität und auch an touristischem Potenzial, was wiederum einen Standortvorteil bedeute. Dabei will man Privatleute gerne zum Nachdenken anregen – allerdings weniger durch direkte Aufforderungen, sondern indem man kommunal mit gutem Beispiel vorangehe: So verringere etwa Putscheid inzwischen seine Emissionen, indem die Beleuchtung öffentlicher Gebäude nachts abgeschaltet wird.
Dass man manchmal auch schon durch gutes Zureden etwas erreichen kann, hat der Hobbyastronom Jean Steinberg erfahren: Auf der Flucht vor dem Streulicht hat er seine kleine Sternwarte extra in den Ösling verlegt – wo er dann aber auch plötzlich Probleme durch einen nahe gelegenen Hotel-Sportplatz bekam, der auch bei Nichtbenutzung beleuchtet wurde. Nach Gesprächen mit dem Besitzer herrscht es jetzt aber wieder öfters: Licht aus!
Das hat nichts mit Grün zu tun, das hat mit einer Portion gesundem Menschenverstand zu tun und mit Verantwortungsbewusstein !
Net nemme Luerenzweiler, op der Bréck virun der Ausfahrt Waldhaff/Jonglenster idem.
Dei leif Greng, all puer Joer fannen se eng nei Verschmotzung.
Nicht zu vergessen, die Zugvögel, die im Frühling und Herbst, Opfer dieser " Lightpollution" werden indem sie die Orientierung verlieren!
Kein Wunder, diese Lichtverschmutzung in Luxemburg, wenn überall Industriegebiete entstehen, Dörfer vergrössert werden bis zum "es geht nicht mehr ", Landstrassen in beleuchtete Schnellstrassen verwandelt werden! Und dann geht der siebenmalkuge Verkehrsminister hin und lässt einige Strassenlampen an den Autobahnen absägen wie Bäume, und damit ist das Problem gelöst. Weshalb muss die Nordstrassenbrücke durchs Alzettetal in Lorentzweiler auf 1 km beidseitig so grell beleuchtet sein, dass die Autofahrer verblendet werden? Weshalb müssen im Sommer abends Sportplätze unter Flutlich gesetzt werden, wo es bis 22 Uhr taghell ist? Luxemburg strahlt, zumindest nachts!