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Colpacher Genesungszentrum stellt sich neue Aufgaben

Colpacher Genesungszentrum stellt sich neue Aufgaben

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Das Rehabilitationszentrumin Colpach ändert seinen Schwerpunkt. Kranke erholen sich dort nicht nur mehr, sondern werden auch therapiert und betreut, um wieder fit für den Alltag zu sein.

Die Aufenthaltsdauer in den Krankenhäusern sinkt. Nun sind aber viele Patienten danach noch nicht fit, um in ihr Alltagsleben zurückzukehren. Sie benötigen eine Betreuung, die über ihren Spitalaufenthalt hinausgeht. Nun wurde aber ein Mangel an sogenannten «Rehabilitationszentren» hierzulande festgestellt. Die Auslastung liege momentan durchschnittlich bei etwa 80%, erklärte Gesundheitsministerin Lydia Mutsch (LSAP). Steige sie über 90%, habe man ein Problem.

Um gegen dieses Problem anzukämpfen, wurde das «Centre de réhabilitation du château de Colpach» geschaffen – dort, wo sein Vorgänger, das «Centre de convalescence» des Roten Kreuzes, zu finden war. Die neue Einrichtung ist Teil des Krankenhausgesetzes, das am 8. März dieses Jahres im Parlament angenommen wurde, und ebenfalls im nationalen Krebsbekämpfungsplan enthalten.

60 Betten in zwei Zentren

Das Rehabilitationszentrum besteht aus zwei Teilbereichen: dem «Service national de réhabilitation post-oncologique» und dem «Service national de réhabilitation physique», die den gleichen Status wie das Rehacenter auf Kirchberg und das «Hôpital neuropsychiatrique» in Ettelbrück haben.

Insgesamt 60 Betten stehen den Patienten zur Verfügung, 30 für jedes der zwei Zentren, die beide das gleiche Ziel verfolgen: Patienten, die an Krebs erkrankt waren, die schwere chirurgische Eingriffe hinter sich haben, die an schweren chronischen Krankheiten leiden, oder Unfallopfern, die andere gesundheitliche Probleme aufweisen, soll hier nach ihrem Krankenhausaufenthalt eine Rückkehr in den Alltag zu Hause ermöglicht werden.

Das Schloss

Das Schloss in Colpach gehört dem Luxemburger Roten Kreuz. 1947 erbte die Organisation nach dem Tod von Aline Mayrisch, der Frau des Industriellen und ehemaligen Arbed-Präsidenten Emile Mayrisch (1862-1928), den Prachtbau mit dem Auftrag, diesen für gesundheitsbezogene und/oder soziale Projekte zu nutzen.

Das Rote Kreuz richtete ein Genesungszentrum («Centre de convalescence du château de Colpach») ein. Es wurde im Jahr 1950 eröffnet und hatte eine Aufnahmekapazität von 50 Betten. Nach und nach wurde diese auf 100 Betten erhöht. 2010 wurde neben dem Schloss ein Neubau eingeweiht, wo jetzt die Patienten untergebracht und betreut werden.

Der Park von Colpach seinerseits entstand um 1916 und ist auch wegen der Skulpturen von Künstlern des 19. Jahrhunderts bekannt.

Den Menschen als Ganzes sehen

Dazu soll der Patient zu einem Akteur in seinem eigenen Genesungsprozess werden. «Das Zentrum in Colpach betrachtet die Menschen in ihrer Ganzheit», wurde betont. Physische Ressourcen werden ebenso in Betracht gezogen wie der psychische Zustand, das soziale Umfeld, der Arbeitsplatz und natürlich die Familie.

Ein ganzes Team kümmert sich um einen Patienten. Ärzte, Psychologen, Sprach- und Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Krankenpfleger usw. arbeiten Hand in Hand.

«Sämtliche Angestellten des Zentrums sollen zu Bezugspersonen des Erkranken werden. Das fördert sein Wohlbefinden und beschleunigt die Heilung», erörterte Chefarzt Dr. José Biedermann.

Zu diesem Zwecke rekrutiert das Zentrum in Colpach nun weiteres Fachpersonal. Darüber hinaus wird eng mit den Pflegediensten, Hilfsorganisationen und den Hausärzten zusammengearbeitet, um die Rückkehr in den Alltag für die Betroffenen so sicher und angenehm wie möglich zu gestalten.

Die Anfrage für einen Aufenthalt im Rehabilitationszentrum von Colpach wird vom behandelnden Arzt gestellt. Das Dossier wird dann von den Verantwortlichen des Zentrums unter die Lupe genommen.

Sofort nach seiner Einweisung wird der Patient untersucht und es findet eine erste Beurteilung seines Zustandes und seiner Bedürfnisse statt. Dies erfolgt durch einen Arzt, einen Vertreter des Pflegepersonals, verschiedene Spezialisten (Physio- und Ergotherapeut u.a.) sowie ein Mitglied des psychosozialen Dienstes. Auf Basis dieser multidisziplinären Bilanz erarbeitet das Team dann ein auf den Patienten zugeschnittenes Behandlungs- und Betreuungsprogramm, erklärte der für das Pflegepersonal verantwortliche Direktor Xavier Demoisy gestern.

Gruppensitzungen, Sport und Psychologen

Die Kranken werden jeden Tag medizinisch betreut. Dazu kommen Gruppensitzungen, Gespräche mit einem Psychologen, Sport, Termine beim Ergotherapeuten usw., erklärte Generaldirektor Jean-Philippe Schmit dem Tageblatt. Auch administrative Hilfe wird angeboten.

Jede Woche findet ein Treffen mit allen beteiligten Akteure statt. Es werden etwaige Fortschritte und Probleme besprochen. Nach einigen Wochen steht dann eine Sitzung auf dem Programm, an der der Patient teilnimmt. Dann wird Bilanz gezogen und über die weitere Vorgehensweise diskutiert.

«Die Aufenthaltsdauer in unserer Einrichtung ist von Person zu Person verschieden, da jeder anders ist und wir eine personenbezogene Therapie vorschlagen», erklärte Dr. Sonja Hoffmann, die Präsidentin des Verwaltungsrats.

Hier wird den Patienten des Weiteren eine Art Gesundheitserziehung zuteil kommen gelassen. Ihnen wird genau erklärt, an was sie leiden, wie die Behandlung aussieht und welche Prognosen sie haben. «Das Ziel ist es, ein Bewusstsein zu schaffen. Das hilft, weitere gesundheitliche Probleme zu vermeiden, vor allem nach der Entlassung der Patienten», erklärte Sonja Hoffmann. Auf diese Weise wird der Aufenthalt in Colpach zu einem wichtigen Baustein der Prävention.

Weitere Infos: www.rehabilitation.lu

Ergotherapie: „du sur mesure“

Generaldirektor Jean-Philippe Schmit führte das Tageblatt durch einige Behandlungszimmer, unter anderem in einen Raum, wo sich die Patienten nach einer Behandlung in bequemen Sesseln ausruhen können, mit leiser Musik, Aromatherapie und einer schönen Aussicht in den Park.

In einem anderen Zimmer «lernen» die Kranken, nicht zu fallen. Zu diesem Zweck wurde ein spezieller Parcours aufgebaut, den die Patienten bewältigen müssen.

Der Fitnessraum ist mit Laufbändern, Crosstrainern, Fahrrädern und Bänken fürs Krafttraining ausgestattet. «Wir zeigen den Patienten, wie alles funktioniert und wie sie sich bei den Übungen nicht verletzen. Das Training liegt aber in der Eigenverantwortung der Leute. Wir zwingen niemanden in den Fitnessraum», so Schmit.

Am meisten beeindruckt hat uns aber der Ergotherapie-Raum. Hier wird den Patienten durch Simulationen geholfen, sich im Alltag zu Hause wieder zurechtzufinden. Hier wird u.a. überprüft, ob die Toilette nicht zu tief oder zu hoch ist, und das richtige Einsteigen in die Badewanne oder Dusche bzw. das Aussteigen geübt.

Menschen, deren Schulter oder Hüfte gebrochen war, lernen z.B., auch wie sie ins und wieder aus dem Bett kommen. Es werden auch Tricks und Kniffe verraten, wie man sich mit einer körperlichen Einschränkung waschen kann oder kocht.

Zu diesem Zweck wurde auf kleinstem Raum eine ganze Wohnung eingerichtet, mit dem Unterschied, dass dort niemand lebt und sämtliche Einrichtungsgegenstände elektrisch in der Höhe verstellbar sind. In einer Vitrine werden indes nützliche Alltagshilfen wie Rückenbürsten und «Knopfschließer» ausgestellt.