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Nach Koreagipfel: Japan gerät unter Zugzwang

Nach Koreagipfel: Japan gerät unter Zugzwang

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Japan könnte sich als Verlierer der Annäherung zwischen den USA und Nordkorea erweisen. Wenn das Land anstehende Inspektionen in Nordkorea nicht unterstützt, könnte es ins Abseits geraten. China setzt bereits auf wirtschaftliche Gelegenheiten und fordert einen Sanktionsabbau.

Von unserem Korrespondenten John Dyer, Boston

Das Treffen zwischen Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un ist gerade erst vorbei. Doch nun richtet sich der Fokus bereits auf die Zukunft und die Folgen, die das Treffen für Trumps Asienpolitik hat. Beide Politiker haben eine gemeinsame Erklärung abgegeben, die zwar vage ist, aber theoretisch ein Meilenstein bei der Lösung von Problemen sein könnte, welche die Spannungen in Ostasien seit Langem angeheizt haben. «Präsident Trump verpflichtete sich, der Demokratischen Volksrepublik Korea Sicherheitsgarantien zu gewähren, und der Vorsitzende Kim Jong-un bekräftigt sein entschlossenes und unerschütterliches Engagement für die vollständige Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel», heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in, der bei dem Zustandekommen des Treffens in Singapur eine wichtige Rolle gespielt hat, zeigt sich darüber erfreut: «Wir hoffen, dass der Gipfel ein Erfolg wird und uns eine vollständige Entnuklearisierung, Frieden und eine neue Ära bringt.»

Kritiker in den USA kritisieren Trump hingegen für die Begegnung mit einem Diktator, der sein Volk im Laufe der Jahre brutal unterdrückt hat. So sieht Michael Kovrig, Asienexperte der Denkfabrik International Crisis Group, gegenüber Associated Press einen Prestige- und Propagandacoup für Kim, der sich auf Augenhöhe mit Trump getroffen habe, «während er mit einem nuklearen Abschreckungsmittel bewaffnet ist».

Berechtigter Grund zur Sorge

Insbesondere muss sich noch zeigen, wie andere wichtige Verbündete der USA, darunter Japan, mit der Annäherung umgehen. US-Außenminister Mike Pompeo wird sie heute und morgen in Seoul treffen, um offene Fragen zu besprechen.

Der japanische Premierminister Shinzo Abe hat Trump bereits für das Gespräch mit Kim über japanische Staatsbürger gedankt, die in den 70er- und 80er-Jahren entführt und nach Nordkorea gebracht worden waren. Von Trumps Entscheidung, militärische Übungen als Gegenleistung für den Abbau eines Raketentestgeländes in Nordkoreas abzusetzen, ist er vielleicht nicht ganz so begeistert.

Japan wird die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und den USA wohl nur unterstützen, wenn sich Nordkorea strengen Inspektionen unterwirft. «Die Verifizierung, der wichtigste Punkt dieses Ansatzes, kann auch der schwierigste sein: Sie würde erfordern, dass Nordkorea den Standort aller seiner Nuklearanlagen und des spaltbaren Materials wahrheitsgemäß preisgibt – eine sehr unwahrscheinliche Vorstellung», erklärt Yoichi Funabashi, ein Experte für die Verbreitung von Kernwaffen auf der koreanischen Halbinsel, in der New York Times.

Japan im Abseits

Und Yoichi Kato, Forscher der Asia Pacific Initiative aus Tokio, meint sogar, dass Tokio zutiefst besorgt sei, dass es im Vorfeld des Treffens ins Abseits gerückt sei, obwohl für das Land vom Ausgang der Verhandlungen viel abhängt. China ist hingegen der Meinung, dass die internationalen Staats- und Regierungschefs über eine Lockerung der Sanktionen nachdenken sollten, die Nordkorea von der Weltwirtschaft abgeschnitten haben. China ist der einzige Verbündete Nordkoreas, aber Peking wurde von Kims Säbelrasseln verärgert, weil es befürchtet, dass der Konflikt auf chinesisches Territorium übergreifen könnte. Eine Kürzung der Sanktionen wäre wahrscheinlich eine Chance für chinesische Unternehmen, in einen potenziell wachsenden Markt einzutreten.

Trump sieht ähnliche Möglichkeiten. «Sie haben tolle Strände», sagte er auf einer Pressekonferenz nach dem Treffen. «Man sieht das immer dann, wenn eine ihrer Kanonen im Meer explodiert. Ich sage dann immer: ‹Junge, was für ein Ausblick. Da könnte man eine tolle Wohnung haben.'»