Mini, das war ein Stück britischer Popkultur in den Sechzigern, wie Beatles, Carnaby Street oder Minirock. Peter Sellers fuhr einen und, Jahre später, Mister Bean. Für mich war «Mini» gleichbedeutend mit «Italian Job» mit Michael Caine, einem Film über einen Raubüberfall auf einen Goldtransporter in Turin durch britische Gangster vor den Augen der italienischen Mafia.
Zur Flucht setzten die Jungs von Charlie Croker, gespielt von Michael Caine, drei Minis ein, mit verstärkter Federung, es ging durch Galerien, über Treppen, Hinterhöfe, Dächer und Abwasserschächte bis hinein in einen Lkw auf der Autobahn. Ich erlebte diesen Film, als ob ich selbst im Mini sitzen würde, von dem Tag an war der Mini mein Traumauto. Als ich dann alt und flüssig genug war, um mir einen zu leisten, hatten die britischen Gewerkschaften die heimische Autoindustrie von Austin bis Rover über British Leyland so sehr zur Ader gelassen, dass sich niemand mehr auf ein Abenteuer mit einem Auto «Made in Britain» einlassen wollte. Und als ich dann Ende der Achtziger meinen ersten Mini probefahren durfte, taten mit der Rücken und das rechte Knie weh, das ich bei jedem Schaltvorgang mit dem Knüppel rammte.
Der Mini würde für immer ein Traum bleiben, immer noch besser, als die harte Realität als Besitzer am eigenen Leibe zu spüren. 2003 kam «Italian Job 2» in die Kinos, mit Jason Statham und Charlize Theron und drei Minis der neuen Generation, die sich nach getanem Raubüberfall durch den Verkehr von Los Angeles kämpften. Die Minis waren erwachsen geworden, der britische Humor war weg und der Überraschungseffekt ebenfalls. Da war kein Charlie Croker mehr und auch keine schrägen Typen, die als Fußballfans getarnt durch Turin schlenderten, darunter sogar Benny Hill und ein englischer Gangsterboss, der die Operation aus einem englischen Gefängnis heraus finanzierte.
Jetzt fuhr ich die neu überarbeitete Version des fünftürigen Mini Cooper S, der mit 3,98 m Länge, 1,72 m Breite und 1,42 m Höhe gegenüber dem Original-Mini (der Mini von 1963 war 3,05 m lang, 1,39 m breit und 1,33 m hoch) geradezu gigantisch wirkt. Dabei sind die neuen Clubman und Countryman noch etwas länger als der Fünftürer Cooper S. Natürlich gibt es heute mehr Komfort, lustiges und originelles Design und viele Kippschalter, wie sie die Piloten im Cockpit ihrer Flugzeuge in den Filmen immer betätigen, während sie permanent nach «Roger» rufen.
Es gibt in diesem fünftürigen Mini vier Sitzplätze, die beiden hinteren sind für Kinder o.k., Erwachsene sollten gar nicht erst versuchen, hinten einzusteigen, es sei denn, vorne sitzen zwei Typen wie Peter Dinklage aus «Game of Thrones», aber die würden wiederum die Füße nicht an die Pedale kriegen. Sei’s drum.
Dieser Mini ist noch immer ein Hingucker, das muss man ihm lassen, er hat ein markantes Gesicht mit neuen Scheinwerfern vorne und Rücklichter, in denen die Grafik des Union Jack aufleuchtet, fehlt nur noch ein Poster von Michael Caine an der Decke. Fahrerisch macht das Auto Riesenspaß, man hat 190 PS, die jederzeit über die Sieben-Gang-Automatik präsent sind, in der Position «Sport» am Wählhebel zeigt er sich extrem temperamentvoll und antrittsschnell, beim Gas-Wegnehmen vor der Kurve erfolgt Zwischengas beim automatischen Zurückschalten, in den Kurven selbst zeigt er sich unübertroffen agil, spurtreu und unbeirrbar. Wer brav dahinrollt, wird beim Gas-Wegnehmen auf der flachen Strecke merken, wie die Drehzahl sofort nach unten geht und das Auto sanft in einen gemütlichen Gleitmodus schaltet. Das spart Benzin, doch auch bei schärferer Gangart zeigt sich der Zwei-Liter-Vier-Zylinder-Turbo gar nicht einmal gierig, wir lagen da zwischen 6 und 6,5 Liter je nach Fahrweise. Michael Caine wird das nicht beeindrucken.
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