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Dieschbourg will Insekten besser schützen

Dieschbourg will Insekten besser schützen

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Am Mittwoch war Weltumwelttag. Grund genug für Umweltministerin Carole Dieschbourg, die Presse nach Oberanven einzuladen, um ihr ihre Besorgnis u.a. über das Insektensterben mitzuteilen. Erklärungen.

«Durch das massive Insektensterben ist das ganze ökologische Gleichgewicht in Gefahr», warnte am Mittwoch die Umweltministerin. Bei den Insekten seien in den letzten 30 Jahren etwa 75 Prozent der Biomasse verschwunden. Deshalb sei es wichtig, auch hierzulande eine sog. «Rote Liste» der gefährdeten Arten zu erstellen. Die Insekten sind ein Schlüsselelement der weltweiten Biodiversität. Etwa eine Million Arten seien bisher identifiziert worden, so die Ministerin. Man schätzt aber, dass es ungefähr fünf bis sechs Millionen Arten gibt. Sie seien ein Teil eines ganzen Systems, erinnerte Dieschbourg.

Gibt es weniger Insekten, habe dies Folgen für z.B. die Vogelbevölkerung und andere Tierarten. Die Insekten haben einen wirtschaftlichen Wert. Die Honigproduktion bei den Bienen kennt man. Aber durch ihre Rolle bei der Bestäubung usw. besitzen die Insekten für die Landwirtschaft einen ökonomischen Wert von 153 Milliarden Euro weltweit. Alleine in Europa würden 15 Milliarden Euro pro Jahr durch die Folgen der Bestäubung generiert. Ohne die Bestäubung gebe es auch keine Lebensmittelindustrie, keine Landwirtschaft, so die Umweltministerin. Die Folge: Hungersnöte. Ohne zu vergessen, dass die Insekten dazu beitragen, dass die Böden fruchtbar bleiben.

Staat investiert 100 Millionen Euro

In Luxemburg sind die Schmetterlinge die Art, über die die meisten Erkenntnisse vorliegen. Aber auch hier schlägt die Ministerin Alarm. Von den 89 bekannten Schmetterlingsarten sei etwa ein Drittel in Gefahr. Das hätten jüngste Erhebungen des LIST (Luxembourg Institute of Science and Technology) ergeben. Das Institut ist auch für die Aufstellung der «Roten Liste» verantwortlich.

Die Gründe für den Rückgang der Insektenbevölkerung seien vielfältig. Da wären u.a. die Intensivierung der Landwirtschaft und der massive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die landschaftliche Verarmung, die fortschreitende Urbanisierung und natürlich der globale Klimawandel.

Als Reaktion hat die EU-Kommission am 4. Juni dieses Jahres eine Initiative angenommen, die den Rückgang der Bestäuber bremsen soll. Hierzulande spielt die zweite Auflage des nationalen Naturschutzplans 2017-2021 eine wichtige Rolle beim Artenschutz. So werden insgesamt 100 Millionen Euro in die Erhaltung der Artenvielfalt oder in die Schaffung von Schutzzonen investiert. Die staatlichen Maßnahmen seien des Weiteren von Erfolg gekrönt, freute sich Carole Dieschbourg. Einige vormals bedrohte Arten würden sich erholen, andere sich wieder hierzulande ansiedeln. So sei z.B. das Naturschutzgebiet «Aarnescht» bei Oberanven zu einem Hotspot für Schmetterlinge (über 40 Arten) und für Heuschrecken (etwa 20 Arten) geworden. Landwirten, die sich an der Bewahrung der Biodiversität beteiligen wollen auf Kosten der Produktivität, greift der Staat finanziell unter die Arme.
Viele Gemeinden beteiligen sich inzwischen ebenfalls an Maßnahmen, welche die Erhaltung der Artenvielfalt zum Ziel haben, und schaffen Lebensräume für die Insekten. Das SIAS («Syndicat intercommunal à vocations multiples») hat in diesem Zusammenhang das Projekt «Ökologische Verbesserung der Grünflächen» ins Leben gerufen.

Biodiversitätsprogramm

16 Gemeinden beteiligen sich daran, indem sie unter anderem mehr Grünflächen und Wildwiesen schaffen, mehr – vor allem regionale – Hecken und Baumsorten anpflanzen oder das Gras später («fauchage tardif») mähen. Sie bieten zudem ihrem Personal eine Weiterbildung in Sachen Artenvielfalt an. Viele Landwirte der Region haben zudem inzwischen einen Vertrag mit dem SIAS unterschrieben, in dem sie sich unter anderem verpflichten, auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verzichten oder eine weniger intensive Landwirtschaft zu betreiben, erklärte Doris Bauer, verantwortlich für die biologische Station des SIAS.

Es handelt sich hierbei um ein nationales Projekt, an dem sich das interkommunale Syndikat beteiligt. In den SIAS-Gemeinden fallen in der Zwischenzeit aber schon 1.050 Hektar unter das «Biodiversitätsprogramm». 400 Landwirte haben einen Vertrag abgeschlossen. Insgesamt seien beim SIAS 350 bis 400 einzelne Flächen in Bearbeitung, mit einer Fläche von 20 bis 50 Hektar, wurde am Mittwoch erklärt.

Eine wichtige Rolle komme aber auch jedem einzelnen Bürger zu, erläuterte ihrerseits Marianne Kollmesch von der «Ëmweltberodung». Man müsse weg von den «Schottergärten» mit nur vereinzelten Pflanzen. Sie bieten Insekten keinen Lebensraum und seien auch nicht so pflegeleicht wie oft angenommen. Auch der Einsatz von Pestiziden, unter anderem durch die Gärtner, müsse reduziert werden. Aus diesem Grunde wurde 2013 die Kampagne «Blumen ohne Pestizide» gestartet. «Warum nicht einfach eine Wildblumenwiese im Garten haben oder die Wiese einfach weniger oft mähen? Ist doch auch schön», meint die Expertin abschließend.

Jemp
10. Juni 2018 - 22.50

Die Programme der Ministerin haben doch gar keinen Sinn, solange den Gemeindereglementen nach jeder sich strafbar macht, der sein Vorgaertchen nicht unkrautfrei haelt.

Jemp
10. Juni 2018 - 22.44

In der Gemeinde Wincrange besteht das Problem mit den Kraeutern und den Insekten laengs der Strassen nicht. Dort pfluegen die "Landwirte" sogar die macadamisierten Raender der Strassen mit gigantischen Traktorpfluegen soweit auf, dass ihnen selbst kein Platz mehr bleibt, um mit ihrem Riesentraktor nach Hause zu fahren.

mstvulux
9. Juni 2018 - 12.48

Der Futterbau setzt sich zusammen aus dem Dauergrünland und den Futterpflanzen.

Die wichtigsten Futterpflanzen sind Feldfutter, Silomais und Futterleguminosen. Ein Grossteil der landwirtschaftlichen Flächen ist in Luxemburg dem Futterbau gewidmet, was die vorrangige Orientierung der Betriebe auf Rinderhaltung wiederspiegelt.
Quelle:agriculture.public.lu

Naturfreund
9. Juni 2018 - 10.14

@mastvulux Haben Sie noch nicht mitbekommen, dass die "gute Milch" und das "lokal erzeugte Rindfleisch" nur noch in sehr wenigen Fällen durch Fütterung mit Heu - wie es auch für Rinder artgerecht wäre - sondern mit "Kraftfutter" (Mais oder gar Soja aus der so genannten Dritten Welt) produziert wird? Und wenn ein paar Wiesen abgemäht werden, um das Heu später an Rinder zu verfüttern, ist dies keinesfalls das was ich mit meinem Text aussagen möchte. Die meisten Wiesen werden von Privat abgemäht, obwohl es nicht nötig ist. Es geht mir hier nicht um die Landwirtschaft. Das ist ein ganz anderes Thema wo es aber auch noch viel zu schreiben gäbe. Nur etwa das Stichwort "Pestizide".

mstvulux
7. Juni 2018 - 10.41

Insektensterben?
Sind hier bloß die lustigen farbigen Schmetterlinge gemeint die auf schönen Blumenwiesen umherfliegen.
die Mücken die mich Abends von meiner Terrasse vertreiben weil sie mein Blut trinken wollen gibt es jedenfalls noch.Ebenso die lustigen kleinen Maden die in fast jeder meiner Kirschen darauf warten von mit mitgegessen zu werden.Ich glaube das sogenannte Insektensterben ist eigentlich nur eine der regelmäßigen Horrormeldungen mit denen uns Grüne und NGOs beglücken.
Ich bezweifele aber nicht dass es gefährdete Arten gibt.
@naturfreund warum glauben sie werden die wiesen wohl gemäht.
bestimmt nicht aus Jux und Dollerei.
Sonder zur Erzeugung z.B.unserer guten Milch oder lokal erzeugtem Rindfleisch.

Naturfreund
6. Juni 2018 - 11.12

Endlich Sommer

Zeit des guten Wetters, blumenerfüllte Wiesen, emsige Insekten auf Nahrungssuche. Leider ist auch wieder Zeit der Mahd. In kurzer Zeit werden unnütz Lebensräume für unzählige Insekten vernichtet.

Diese vorhin so prächtig erscheinenden Wiesen sind kahl geschoren und haben sämtliche optische Reize und biologische Funktionen eingebüßt.

Aber nicht nur private kleinkarierte Sauberkeitsfanatiker sind mit der alljährlichen Mahd beschäftigt, sondern auch Gemeinden nehmen ihre unverzeihlichen Verschönerungsaktionen vor.

Ich frage mich, wozu es gut ist, jeden Sommer die Ränder von kleinen Landstraßen und Wanderwegen abzumähen, wenn alle Wildkräuter (für Laien Unkräuter) in der Blüte stehen.

Zuletzt möchte ich denjenigen Gemeindeverwaltungen meinen herzlichen Dank aussprechen, welche noch ein wenig Wert auf „Unkraut“ und „Ungeziefer“ legen, und somit auch zahlreichen Spaziergängern und Naturfreunden den asphaltierten Alltag etwas bunter erscheinen lassen.

weit
6. Juni 2018 - 9.27

Ich muss mitteilen dass in meinem Garten so wie bei den meisten Bewohnern Insekten, Mücken und Schnecken noch immer das Sagen haben.Ich wohne aber in einer Gemeinde die regelmässig die Industriezone erweitert und lese in der Zeitung dass ein Minister Amok läuft weil niemand seine Steinwolle Fabrik will und wir unzählige Institutionen haben die mit Welcome für unser Land werben. Und da stellt man sich die Frage was unser Land will ,auf jeden Fall liegt die Antwort nicht in meinem Garten.

Tingeli
6. Juni 2018 - 7.22

Warum sagt sie denn nicht geradeheraus dass Pestizide verboten werden müssten. Ich wohne auch auf dem Land und gehe regelmässig joggen. Mindestens einmal in der Woche riecht es gewaltig nach Chemie und niemand kann mir erzählen dass das nicht gesundheitschädlich ist. In der direkten Umgebung der besprühten Felder vergehen 2 Wochen bis ich wieder erste Insekten sehe .
Bei uns wird Ozon und Staubanteile in der Luft gemessen. Wie steht es denn mit Chemikalien? Bienen habe ich dieses Jahr so gut wie keine bei uns im Garten gesehen und in den Nistkästen brüten nur noch Spatzen.