Von Julie Riva
Von heute bis Freitag sind der niederländische König Willem-Alexander und seine Ehefrau Königin Máxima auf Einladung des großherzoglichen Ehepaares auf Staatsvisite in Luxemburg. In diesem Zusammenhang hat das Tageblatt sich mit einigen niederländischen Familien getroffen, die in Luxemburg ansässig sind, um sie zu fragen, was sie an unserem Land schätzen.
Das Ehepaar Marjoleine van Oort und Jasha de Jager mit seinem neunjährigen Sohn Merijn sowie das Ehepaar Jan-Philip und Elvira Wassenaar leben seit einigen Jahren in Luxemburg. Sie lernten sich in Garnich kennen und verbringen seitdem sehr viel Zeit miteinander. Das Ehepaar Wassenaar bekommt auf Einladung der niederländischen Botschaft die Gelegenheit, das königliche Paar zu treffen. Marjoleine und Jasha wurde diese Ehre beim letzten Besuch des Königs und der Königin im Jahr 2013 zuteil.
Marjoleine kam aufgrund ihrer Arbeit im Jahr 1995 von Rotterdam nach Luxemburg. Als Fachanwältin für Steuerrecht sollte sie von ihrer Anwaltsfirma eigentlich nur für zwei Jahre versetzt werden. Heute, 23 Jahre später, lebt sie immer noch mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn im Großherzogtum. Damals noch ihr Freund, folgte Jasha ihr vier Jahre später nach Luxemburg und arbeitet heute im privaten Bankenbereich.
Jan-Philip zog auch wegen seines Jobs bei einer Bank vor vier Jahren von London nach Luxemburg. Seine Frau Elvira kam sofort mit. Das Ehepaar hat drei Kinder, einen 16-jährigen Sohn und Zwillinge, die studieren. Hier im Land startete Elvira ihr eigenes Geschäft, in dem sie für Menschen, die unter Alopecia (Haarausfall) leiden, maßgeschneiderte Perücken mit einer Vakuumkappe anfertigt, die bei allen täglichen Aufgaben und sogar beim Sport getragen werden können. Es handelt sich hierbei um die einzige Firma im ganzen Benelux-Raum, die sich auf Perücken für Menschen mit dieser Krankheit spezialisiert hat.
Luxemburger sind zurückhaltender als Niederländer
Eines der größten kulturellen Unterschiede sehen die vier vor allem beim «Kennenlernen» der Luxemburger. Die Luxemburger seien zu Anfang etwas zurückhaltender als die Niederländer. «Wir hatten beispielsweise eine Nachbarin, die wir ein paar Mal besuchten. Wir standen immer vor ihrer Tür, wurden allerdings nie hereingebeten. Hier in Garnich ist mein Mann Jasha im Organisationskomitee ‹Garnich beweegt sech›. Das vereinfacht es, Leute zu treffen. Allerdings dauert es hier in der Regel länger, Menschen kennenzulernen», so Marjoleine.
Darauf antwortet Elvira: «Es stimmt schon, dass die Luxemburger eine eher abwartende Haltung gegenüber von Fremden einnehmen. Das kann zehn Minuten oder zehn Tage dauern oder Jahre, aber wenn du sie dann kennst, dann richtig. Wir haben mittlerweile so viele reizende Leute kennengelernt.» Jan-Philip schätzt vor allem, dass Luxemburg eine große, internationale Gemeinschaft hat. «Jeder ist hier, um Menschen kennenzulernen.»
«Hier in Luxemburg kann man ein sehr entspanntes Leben führen. Vor allem der Lebensstandard ist sehr hoch. Hier in Garnich haben wir unsere Ruhe, und wenn man etwas mehr Trubel haben möchte, ist man in wenigen Minuten in der Hauptstadt. Auf der anderen Seite ist die Arbeit sehr anspruchsvoll, weil so viele große internationale Firmen hier im Land sind», meint Marjoleine. Worüber sich beide Familien einig sind, ist, dass die Regierung sich sehr gut um ihre Bürger kümmert. «Ich bin aus Holland, und wenn man mich fragen würde, welche Regierung eine bessere Arbeit leistet, würde ich immer Luxemburg sagen», erklärt Marjoleine.
Grillwurst und Wäinzoossiss
«Das liegt aber auch an der Größe des Landes», meint Jasha. Jan-Philip wendet allerdings ein, dass es zahlreiche kleine Länder und Staaten gebe, die nicht unbedingt eine bessere Arbeit leisten würden. «Wenn sie eine Vision für das Land haben, wird diese auch umgesetzt. Vor allem administrative Vorgänge sind hier schnell und effizient im Vergleich zu den Niederlanden oder England», erläutert Jan-Philip.
Was essen die Niederländer eigentlich am liebsten in Luxemburg? «Ganz klar die Luxemburger Grillwurst», so Marjoleine. Für Elvira ist es vor allem die «Wäinzoossiss», die es ihr angetan hat, was auch bei den anderen für Zustimmung sorgt. Bei einem ihrer Nachbarn sind sie aber auch bereits in den Genuss der traditionellen «Kniddelen» gekommen, die viel Anklang gefunden haben.
Alles in allem finden sie jedoch, dass das Essen viel teurer sei als in den Niederlanden. Allerdings bezahlt man auch ganz klar für die bessere Qualität und Zubereitung. Und diese wird von allen geschätzt. Beide Familien sind sich auf jeden Fall einig, dass sie auch weiterhin in Luxemburg leben möchten.
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