Die Bevölkerung im krisengebeutelten Venezuela ist am Sonntag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Ab 6 Uhr morgens (Ortszeit, 12 MESZ) sollen die Wahllokale ihre Türen öffnen. Die Wiederwahl des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro gilt dabei jedoch so gut wie sicher. Zahlreiche Länder der Region sowie die USA und die Europäische Union hatten aber bereits angekündigt, die Wahl nicht anzuerkennen. Viele Gegner Maduros sitzen im Gefängnis, wurden von der Wahl ausgeschlossen oder sind ins Ausland geflohen. Das wichtigste Oppositionsbündnis MUD fürchtet Wahlbetrug und will die Abstimmung boykottieren. Insgesamt sind 20,5 Millionen Menschen stimmberechtigt. Mit einem vorläufigen Ergebnis wird in der Nacht auf Montag gerechnet.
Kurz vor der Wahl kritisierte auch Chiles Präsident Sebastián Piñera seinen lateinamerikanischen Kollegen. Maduro habe solchen Durst nach Macht, dass er weiter bereit sei, seinem eigenen Volk Schmerzen und Leiden zu bereiten, schrieb Piñera, der seit März Staatschef des südamerikanischen Landes ist, auf Twitter. Er klammere sich an die Macht. Zudem veröffentlichten 54 chilenische Oppositionspolitiker eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Wahl ablehnten. Auch der ehemalige Präsident Ricardo Lagos unterzeichnete die Mitteilung, wie die chilenische Tageszeitung La Tercera berichtete.
Maduro will reden
Maduro selbst betonte am Samstag bei einem Besuch einer Stadion-Baustelle in Caracas, dass er bereit sei, mit der EU und den USA zu sprechen. «Sie müssen die Wahrheit und die Stimme Venezuelas hören», sagte Maduro. Sie müssten aufhören, nur die Stimme des Oppositionsbündnisses Mesa de la Unidad Democrática (MUD) zu hören. MUD würde vor dem ganzen Land bloßgestellt werden, sagte Maduro.
Der öffentliche venezolanische Fernsehsender VTV Canal 8 rief alle Venezolaner auf, ihre Stimmen auch im Ausland abzugeben. In den USA könne unter anderem in Washington, New York oder Miami abgestimmt werden.
Schwere Krise in Venezuela
Das südamerikanische Land steckt in der schwersten Krise seiner Geschichte. Maduro hat das von der Opposition kontrollierte Parlament entmachten und zahlreiche Regierungsgegner verhaften lassen. Die USA haben viele Funktionäre der Regierung mit Sanktionen belegt. Vom internationalen Finanzmarkt ist Venezuela weitgehend abgeschnitten.
Wegen Devisenmangels kann das ölreichste Land der Welt zudem kaum noch Lebensmittel und Medikamente einführen. Der Internationale Währungsfonds rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch der Wirtschaftskraft um 15 Prozent und einer Inflationsrate von mehr als 13.000 Prozent. Wegen der Krise haben bereits Millionen Venezolaner das Land verlassen.
Ist Maduro wirklich Schuld an der wirtschaftlichen Misere seines Landes oder sind es die Reichen
und Superreichen.