Auch nach dem jüngsten Schulmassaker in den USA bleiben die Fronten in der Diskussion über den Umgang mit Waffen unverändert hart. Ein 17-Jähriger hatte am Freitag in Texas zehn Menschen erschossen. Bei den Befürwortern schärferer Gesetze löste das einmal mehr Wut und Entsetzen aus. Politiker wie Präsident Donald Trump versprachen erneut besseren Schutz. Das war bisher allerdings immer folgenlos geblieben: Die Waffenlobby wusste schärfere Regeln stets zu verhindern. Erschossene Schüler werden deshalb weiter zum Alltag der USA gehören.
Der Schütze wurde des Mordes angeklagt. Unter den Todesopfern waren neun Schüler, sagte Gouverneur Greg Abbott. Zehn Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten. In Santa Fe versammelten sich am Freitagabend Einwohner zum Gedenken. Das Motiv des Schützen war nicht völlig klar. Er hat keinerlei kriminelle Vergangenheit und wird als ein überdurchschnittlich guter Schüler beschrieben. Berichten zufolge soll unter den Opfern seine Ex-Freundin sein, das wurde aber nicht offiziell bestätigt.
Der Täter benutzte zwei Schusswaffen, die seinem Vater gehörten. Er habe die Absicht gehabt, Selbstmord zu begehen, sagte Gouverneur Abbott, aber dann habe ihn der Mut verlassen. Die Schüler flüchteten aus dem Schulhaus. «Ich bin nur gerannt, ich habe nichts gesehen», sagte ein Mädchen. Andere berichteten, wie ein Schütze in ihr Klassenzimmer trat und schoss – auch aus nächster Nähe auf Schüler, die am Boden lagen. Als er einen Raum betrat, habe er gesagt: «Überraschung». Dann begann er zu feuern. Im Internet tauchten Bilder auf, die den mutmaßlichen Schützen mit einem schwarzen T-Shirt und der Aufschrift «Born to Kill» zeigen. «Das war vielleicht das einzige Warnsignal überhaupt», sagte Abbott. Mitschüler beschrieben den jungen Mann als Eigenbrötler, der oft in einem schwarzen Trenchcoat unterwegs war.
In sozialen Medien erregte die lakonische Reaktion der Schülerin Paige Curry viel Aufsehen. Reporterfrage: «Hast Du währenddessen gedacht, das kann doch gar nicht sein, das kann an meiner Schule nicht passieren?» Antwort: «Nein. Ich habe immer gespürt, dass es irgendwann halt auch hier passieren wird.»
«Wenn nichts unternommen wird, werden weiter Tragödien wie diese passieren»
Präsident Trump versprach entschlossenes Handeln gegen die Gewalt. Er hatte aber schon nach dem Schulmassaker in Florida mit 17 Toten im Februar zugesagt, sich für schärfere Waffengesetze stark zu machen. Wenige Wochen später sicherte der Präsident der mächtigen Waffenlobby NRA erneut seine Unterstützung zu. Anläufe für schärfere Gesetze gingen fast alle ins Leere. Nach dem Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten hatten Schüler landesweit für eine Verschärfung der Waffengesetze demonstriert. Auch einige Schüler der Santa-Fe-High-School hatte protestiert.
Die Organisation der Schüler von Parkland in Florida erklärte sich solidarisch mit ihren Mitschülern in Texas und forderte die Politik zum Handeln auf. Obwohl dies der 22. Schusswaffengebrauch dieses Jahres in einer Schule sei, dürfe es «nicht unter den Teppich gekehrt und vergessen werden», erklärten die Schüler. «Wenn nichts unternommen wird, werden weiter Tragödien wie diese passieren.»
Nach der Tat von Santa Fe tauchten wieder Falschinformationen im Internet auf, zum Beispiel ein falsches Facebook-Konto des Täters. Nach einem Bericht der «Washington Post» trägt der Schütze dort in einem gefälschten Bild eine Mütze, die ihn als Unterstützerin der Demokratin Hillary Clinton ausweisen soll. In einigen Videos auf YouTube wurde behauptet, den Angriff habe es gar nicht gegeben. Auf Twitter wurde einem Opfer vorgeworfen, eine Schauspielerin zu sein. Einer Auswertung der «Washington Post» zufolge sind in diesem Jahr bereits mehr Menschen in Schulen getötet worden als US-Soldaten im Einsatz.
In einem emotionalen Eintrag auf Facebook schrieb der Polizeichef der texanischen Stadt Houston, Art Acevedo, genug sei genug. Es müsse etwas gegen die Schusswaffengewalt in den USA getan werden. Politiker müssten endlich etwas tun. «Es ist keine Zeit für Gebete, Studien und Untätigkeit.» Das Recht auf Waffenbesitz sei nicht gottgegeben. Im zweiten Verfassungszusatz ist nach konservativer Lesart das Recht auf Waffenbesitz verankert. Auch viele Abgeordnete und Senatoren unterstützen die finanzkräftige NRA.
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