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Vulgäre Vereinfachung

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In Kategorien von Gut und Böse zu denken, ist wenig hilfreich, um komplexe Vorgänge zu verstehen, findet Dhiraj Sabharwal.

Wo alte Sinnstifter wie Religion und Klassenkampf aufhören, die Massen zu bewegen, tritt ein anderes, auch nicht sonderlich neues Phänomen zutage: das Schwarz-Weiß-Denken. So ziemlich jeder geopolitische Konflikt kennt seine eigene mehr oder weniger gelungene Verschwörungstheorie. Allerdings ist das Denken in den Kategorien von Gut und Böse wenig hilfreich, um komplexe Vorgänge zu verstehen. Ein Beispiel: der mittlerweile fast vergessene, aber immer noch heiße Krieg in der Ost-Ukraine. Dass es keinen dauerhaften Frieden gibt, hat entgegen der geläufigen Lesart nicht nur etwas damit zu tun, dass die USA oder Russland mal wieder die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Es sind vielmehr die oft kleinen und gelegentlich großen Schritte der beiden Staaten und ihrer Alliierten, die zu punktuell stabilen oder chaotischen Verhältnissen in den internationalen Beziehungen führen.

Der Krieg im Donbass, der durch die Minsker Abkommen gestoppt werden sollte, flammt bis heute immer wieder auf. Die vollständige Umsetzung des Abkommens gleicht Wunschdenken – dennoch konnte das Morden eingedämmt werden. Wie komplex dieser Krieg ist, zeigt sich alleine daran, dass die Staatenlenker ihn als leicht formbare Verhandlungsmasse missbrauchen, um ihre Eigeninteressen in anderen Kontexten durchzusetzen. So herrscht beispielsweise bei den mehrheitlich pro-russischen Wirtschaftsvertretern in Deutschland gewaltiger Frust, weil die Nord-Stream-2-Verhandlungen mit Russland stocken. Erst gestern hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Russlands Präsidenten Wladimir Putin bei ihrem Treffen in Sotschi zu mehr Bewegung im Ukraine-Dossier ermahnt, weil es sonst beim Gasdeal eng werden könnte. Gleichzeitig wissen die beiden Staatenlenker, dass die EU im Trump’schen Zeitalter gut daran täte, unabhängiger von den USA zu werden. Denn der US-Ausstieg aus dem Nukleardeal mit dem Iran verdeutlicht, dass Außenpolitik oft irrationale und persönliche Motive hat, die jeglicher Logik widersprechen.

Dennoch kann sich kein EU-Mitgliedstaat in Moskaus Arme werfen, weil sich Russland im Syrien-Krieg in eine unmögliche Situation manövriert hat. Putin mag mit seiner Militärkampagne für Syriens Machthaber Assad legitime Eigeninteressen vertreten, allerdings hat sich der syrische Stellvertreterkrieg zu einer globalen Gefahr entwickelt, die kein Staat mehr im Griff hat. Russland kann nur noch blind an Assad festhalten, wenn es die neue syrische Verfassung weiterhin mit ausarbeiten und Assads Nachfolger mitbestimmen will, um das gefürchtete Machtvakuum zu verhindern. Stichwort: Irak. Gleichzeitig zeigt sich, dass die russisch-iranische Zweckehe in Syrien zu Ende ist, weil Israels Angriffslust durch Trumps Ausstieg aus dem Nukleardeal befeuert wurde und Teherans hemmungsloser Expansionismus Wasser auf die Mühlen der Hardliner in den USA sowie der Golfstaaten ist. Ein direkter Krieg mit dem Iran ist demnach nicht ausgeschlossen, nur die Frage ist bis auf Weiteres offen, auf wessen Territorium und in welcher Form er stattfindet.

Wer sich mit all diesen Zusammenhängen auseinandersetzt, trägt dazu bei, dass jene, die stets Sündenböcke schaffen, um in Kriege zu ziehen, es nicht mehr so leicht haben, vulgäre Vereinfachungen als mehrheitsfähige Wahrheiten zu verkaufen.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
22. Mai 2018 - 11.48

@ Devi Luxi
Oder Jitzchak Rabin, die Friedenstaube Israels umgebracht damit das Morden und Landraub am palestinensischem Volk weiter gehen konnte? Keine UN Resolutionen bevolgt? Arafat ist Geschichte, aber in der Gegenwart geht es genau so weiter wie bisher. Man lese das Buch "Breaking the silence" und man hat alles verstanden. Leider werden diese israelischen Soldaten als "Nestbeschmutzer" von der israelischen Regierung verunglimpft! Es hat keinen Wert zu versuchen das israelische vorgehen zu rechtfertigen, es gibt keine Rechtfertigung dafür!

Devi Luxi
21. Mai 2018 - 19.16

Wien hat dann am Joer 2000 um Camp David den Bill Clinton ofbletzen geloss an all Kompromess refuseirt?
Richteg, den Arafat.

Stef
21. Mai 2018 - 9.51

Dann misst Israel en eenzegen riesegen Diamant sin!

Scholnier
21. Mai 2018 - 8.11

@Senninger: Wenn Opfer zu Tätern werden , sich auf die Stufe ihrer ehemaligen Peiniger stellen und ethnische Säuberung zur Normalität wird, wird die Diskussion " iwwert Schwaarz an Weiss iwwerflesseg". " Ons Grousselteren hun ewech gekuckt", diese Schuld will ich mir nicht aufladen, die Missstände einer israelischen Politik, wo Landraub Enteignung, Sippenhaft, militärische Willkür,Ghettoisierung,.......zum Tagesgeschäft gehören, Menschenrecht und Internationales Recht mit Füssen getreten werden.Umso mehr diese Akte der Barbarei von einem Volke ausgehen, das am eigenen Leibe die Schmach der Unmenschlichkeit erfahren hat. " Sin mir Menschen iwwerhaapt kapabel aus der Geschicht ze leieren?" Anscheinend nicht.

Dhiraj Sabharwal
20. Mai 2018 - 10.56

Gudde Moien Här Senninger,

sou weit ech weess, fuerderen ech näischt aneres ewéi d´Anhalen vum internationalen Recht. An dat wäert ech och an Zukunft maachen - egal wéi eng Säit grad concernéiert ass. Ech ginn awer zou, dass ech oft vun enger Asymmetrie an dem Konflikt schwätzen, déi, aus menger Vue, eng Realitéit ass. Doriwwer kennen mer gären diskutéieren am Plaz iwwert pauschal Ënnerstellungen, déi net fundéiert sinn.

Bescht Gréiss
Dhiraj Sabharwal

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
20. Mai 2018 - 10.25

Ech ging d‘Situatioun anersters beschreiwen. D‘Palestinenser bedruch, beklaut, geknechtet, deelweis versklavt, massakréiert,...... d‘Israeli, Landklau, Besetzung vun Land, keen Respeckt virun den Mönschenrechter, Krichsverbriecher, .....
Natierlech göllt dat nött vir allerguerten op béiden Seiten, mee et ass eng kloer Tendenz ze erkennen!

Pit Senninger
20. Mai 2018 - 6.33

Jo richteg, mais normalerweis denkt dir jo awer an schwarz/weiss wann et em Israel geht: Palestineser: fein an onschelleg an Isreal : beiss an un alem Schold?