Bei der Generalversammlung des Jägerverbandes FSHCL am vorletzten Sonntag wurde das Verbot der Fuchsjagd heiß diskutiert. Wir haben versucht, die Aussagen der Jäger zu überprüfen.
Von Yves Greis
Seit 2015 ist die Fuchsjagd in Luxemburg verboten. Genauso lange schon kritisiert die Luxemburger Jägerschaft das Verbot und wirft dem verantwortlichen Staatssekretär Camille Gira vor, unverantwortlich zu handeln. Der Präsident der FSHCL spricht von einer «verantwortungslosen PR-Aktion» des Staatssekretärs. Insbesondere warnen die Jäger immer wieder vor einer Übertragung des Bandwurms durch den Fuchs.
Die Natur in Luxemburg sei längst nicht mehr natürlich und nicht in der Lage, sich selbst zu regulieren, so dass die Eingriffe der Jäger unerlässlich seien. Staatssekretär Gira hingegen sagt, dass die Natur sehr wohl in der Lage sei, sich selber zu regulieren. Viele Wissenschaftler würden ebendies bestätigen.
Fakt ist: Zahlen über die Population des Fuchses in Luxemburg existieren schlichtweg nicht. Füchse werden nicht gezählt. Es ist nicht möglich zu sagen, ob die Zahl der Füchse seit der Einführung des Jagdverbots gestiegen ist. Laut Gira ist die Zahl der Bandwurminfektionen in untersuchten Fuchskadavern sogar gesunken.
Der Fuchsbandwurm bedeute nicht zwangsläufig eine unvermeidbare Gefahr für den Menschen und für Haustiere, sagt der Direktor des Veterinäramtes Felix Wildschutz. Er rät, die Tiere in Absprache mit dem Tierarzt regelmäßig zu entwurmen, um das Risiko einer Infektionen so gut wie auszuschalten.
Bandwurm
Die Behauptung: Das Risiko einer Infektion von Menschen durch den Bandwurm sei seit Inkrafttreten des Fuchsjagdverbots in Frankreich um satte 300 Prozent gestiegen.
Fact Check Die Jäger berufen sich auf den französischen Wissenschaftler Dr. Franck Boué, der im Januar in Luxemburg über den Fuchsbandwurm referiert hat. Das Kuriose: Die Ergebnisse des Wissenschaftlers sprechen gegen die Jäger. Bei seinem Vortrag im „natur musée“ sprach Boué von seiner Forschungsarbeit zu den Füchsen um Nancy. Die Füchse im Norden der Stadt wurden massiv bejagt und eingefangen, während sie im Süden der Stadt nur wenig bejagt wurden. Während der Bandwurm sich im Norden weiter ausgebreitet hat, blieb die Durchseuchung im Süden stabil. Boué empfiehlt Haustiere (und Füchse) regelmäßig zu entwurmen.
In Luxemburg werden regelmäßig tot aufgefundene Füchse untersucht. Laut Staatssekretär Camille Gira wurden 2017 150 Fuchskadaver untersucht. Auch auf Bandwurm. Die Infektionsrate lag bei 25 Prozent. In früheren Jahren habe sie bei 35 Prozent gelegen, sagt Gira. Im benachbarten Lothringen habe sich hingegen gezeigt, dass durch die Intensivierung der Fuchsjagd die Quote von 40 auf 55 Prozent gestiegen sei.
Afrikanische Pest
Die Behauptung: Der Fuchs könnte in naher Zukunft als Überträger für die afrikanische Schweinepest fungieren, indem er das Virus beim Verzehr von Wildschweinaas aufnimmt und Hausschweine damit infiziert, wenn er in Schweineställe schleicht.
Fact Check Die afrikanische Schweinepest breitet sich derzeit in Osteuropa aus. Die Zahl der toten Tiere liegt bei mehreren tausend jährlich. Anders als bei der klassischen Schweinepest kann nicht geimpft werden, erklärt Doktor Felix Wildschutz. Die Fälle, die am nächsten an Luxemburg lagen, traten in Ungarn und der Tschechischen Republik auf, sagt Wildschutz. Die Krankheit bewegt sich mit 50 km im Jahr in westliche Richtung. Die Krankheit könnte schneller nach Luxemburg gelangen, wenn etwa infizierte Fleischprodukte ihren Weg ins Großherzogtum finden (z.B. im Proviant eines Fernfahrers), meint Wildschutz. Für Menschen sei die Krankheit ungefährlich. Auch Füchse können sich nicht infizieren. Nur Wild- und Hausschweine können durch das Virus krank werden. Eine Übertragung durch den Fuchs ist „anekdotisch“, allerdings nicht unmöglich, sagt der Experte. So könnte ein Fuchs das Aas eines Schweins essen und das Virus in seinem Fell (z.B. Fleischreste) in einen Schweinestall tragen.
Tote Kleintiere
Die Behauptung: Im letzten Jahr sind 800 Kleintiere in Luxemburg nachweislich Fuchsangriffen erlegen.
Fact Check Der Dachverband der Kleintierzüchter USAL hat zwischen Frühling 2016 und Frühling 2017 eine Erhebung unter seinen Mitgliedern gemacht. Laut USAL kam dabei heraus, dass 794 Kleintiere (766 Geflügel und 28 Kaninchen) von Füchsen getötet wurden. Das sind nur die Tiere, bei denen die Besitzer überzeugt waren, dass es ein Fuchs war. Die Zahlen stammen also von der USAL selber. In einem Fall seien in einer Anlage binnen einer Nacht 35 Hühner getötet worden. Auf den Bildern einer Überwachungskamera sei ein Fuchs zu erkennen, so USAL-Präsident Christophe Hansen.
Über Vergleichszahlen aus den Jahren vor dem Jagdverbot verfügt die USAL nicht. Hansen schätzt, dass sich die Zahl der durch den Fuchs getöteten Hühner und Kaninchen verdoppelt hat. Kurioserweise schreibt der Präsident der Jägervereinigung, Georges Jacobs, in einer Broschüre über den Fuchs, die 2012 von der Naturverwaltung herausgegeben wurde: «In Luxemburg werden pro Jahr über tausend Haustiere, Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen, Schafe von Füchsen erbeutet.» Demnach sei, so Staatssekretär Camille Gira, die Zahl sogar rückläufig.
Schädling: Fuchs
Die Behauptung: Die indirekten und direkten Schäden, die der Fuchs verursacht, haben sich seit Einführung des Verbots vervielfacht.
Fact Check Nach Angaben des Präsidenten des Jagdverbandes, Georges Jacobs, treffen tagtäglich neue Schadensmeldungen bei ihm ein. Aufgrund des Jagdverbots verliere das Tier seine Scheu vor Menschen und dringe in Wohngebiete ein. Dort «vergreife» er sich an Nutztieren.
Ihm seien vermehrt Fälle gemeldet worden, in denen tot aufgefundene Kälber Bissspuren von Füchsen aufwiesen, erklärte Felix Wildschutz, Direktor der Veterinärinspektion, gegenüber dem Tageblatt. Auch gebe es Fälle, in denen die DNA an den Bissspuren untersucht und der Fuchs «überführt» wurde. Allerdings sei nicht geklärt, ob die Tiere bereits tot waren, als der (Aasfresser) Fuchs sich an dem Tier zu schaffen gemacht hat. Ihm seien aber auch ein, zwei Fälle bekannt, wo der Tierarzt ein Kalb einschläfern musste, das Bissspuren eines Fuchses aufwies.
Solche Meldungen habe es vor dem Fuchsjagdverbot nicht gegeben. Allerdings, so Wildschutz, könne es natürlich sein, dass diese Art von Vorfällen früher schlicht nicht gemeldet worden sind, weil der Fuchs nicht im Fokus stand.
Stadtfuchs
Die Behauptung: Der Jägerverband behauptet, seit Einführung des Jagdverbotes auf den Fuchs, würden mehr Füchse in menschlichen Wohngebieten gesehen. Weil er nicht mehr gejagt werde, verliere der Fuchs seine Scheu.
Fact Check Die Jäger berufen sich bei dieser Aussage auf Erzählungen von Sichtungen, die ihnen zugetragen werden. Konkrete Zahlen zu den Sichtungen gibt es nicht – weder von vor noch von nach dem Inkrafttreten des Verbots.
Auch Dr. Felix Wildschutz, Direktor der Veteriniärinspektion, berichtet, dass er vermehrt von Sichtungen hört. Es sei vorstellbar, dass es mehr Füchse gibt und diese sich auf der Suche nach Nahrung den Häusern nähren, wo sie zum Beispiel Futter finden, das Menschen für ihre Katzen rausstellen.
Wildschutz hält es allerdings auch für möglich, dass die Geschichten über Sichtungen verstärkt die Runde machen, weil das Thema Fuchs derzeit viel diskutiert wird. Laut dem Experten gibt es ebenfalls keine Statistiken über die Population der Füchse. Die Tiere werden nicht gezählt. Staatssekretär Camille Gira behauptet, die Fuchspopulation reguliere sich von selbst. Erfahrungen aus dem Ausland zeigten, dass die Population nach einem Jagdverbot nicht steigt.
Es gibt zur Zeit keine Hinweise darauf, dass Raubtiere und Aasfresser bei der Verbreitung der ASP eine besondere Rolle spielen.
Eine mechanische Vektorfunktion (Verschleppung virushaltiger Kadaverteile, Kontamination des Fells/ Gefieders) für Raubtiere und Aasfresser (Säuger, Vögel etc.) kann zwar nicht ausgeschlossen werden, eine Vermehrung des Virus findet in bzw. auf diesen Tieren aber nicht statt. Eine Darmpassage überlebt das Virus nicht.
Wachsamkeit ist trotzdem geboten!
Es stimmt, dass vor dem Fuchsjagdverbot (2015) die Fuchsangriffe nicht gezählt wurden. Zu dem Zeitpunkt konnten sich die Kleintierzüchter auch wehren, entweder mit Fallen oder sie fragten den Jäger um Hilfe.
Die Zahl der 794 Kleintiere die in einem Jahr dem Fuchs zum Opfer fielen, betrifft ausschließlich die Tiere der 4.000 Mitglieder der USAL. Die Dunkelziffer dürfte demnach wesentlich höher sein.
Meiner Meinung nach sollte man also die Ängste der Kleintierzüchter ernst nehmen anstatt sie kurzerhand, aus ideologischen Günden, abzuweisen.
Sie schreiben "Das Kuriose: Die Ergebnisse des Wissenschaftlers sprechen gegen die Jäger"
1. Frank Boué hat an dieser Studie nicht aktiv mitgearbeitet. Als Laborant war er lediglich zuständig für die Analysen.
2. Die Ergebnisse sprechen nicht gegen die Jäger, da sie von Camille Gira falsch interpretiert wurde.
Die Studie kommt zum Schluss dass ,obwohl die Nachtjagd in einem Gebiet intensiviert wurde, sie es nicht fertig gebracht haben die Fuchspopulation zu senken. Durch die Einwanderung der jungen Füchse im Norden stieg der Anteil von infizierten Füchse.
Die Studie kommt zum Schluss dass man die Jagd auf Jungfüchse wesentlich intensivieren muss um den Anteil an infizierten Füchse zu senken.
Sie schreiben "Staatssekretär Gira behauptet, die Fuchspopulation reguliere sich von selbst. Erfahrungen aus dem Ausland zeigten, dass die Population nach einem Jagdverbot nicht steigt"
Herrn Gira als Faktencheck zu bringen ist doch schon, sagen wir mal, etwas gewagt.
Fragen Sie doch bitte bei Herrn Gira nach welche Studie dass denn bitte sein sollte. Er wird auch Ihnen sicherlich dieselbe Antwort geben: "Googled den Internet ass voll domat"