Snapchat wurde einst als gefährlicher Herausforderer für Facebok gesehen. Doch während das weltgrößte Online-Netzwerk selbst im Datenskandal Milliardengewinne macht, stottert das Snapchat-Geschäft.
Die Neugestaltung der Foto-App Snapchat, die das schwächelnde Wachstum wieder ankurbeln sollte, war nicht erfolgreich. In den vergangenen drei Monaten kamen nur vier Millionen täglich aktive Nutzer hinzu. Analysten hatten eher mit sieben Millionen gerechnet. Der Chef der Entwicklerfirma Snap, Evan Spiegel, machte für die Probleme die Umgestaltung mitverantwortlich – sieht aber «Zeichen einer Stabilisierung» zumindest bei der iPhone-App. Snap hatte zum Quartalsende 191 Millionen täglich aktive Nutzer.
Die Snap-Aktie verlor im frühen US-Handel am Mittwoch zeitweise rund ein Fünftel ihres Werts und fiel auf den bisher tiefsten Stand bei 11 Dollar. Das Papier war im März 2017 noch für 17 Dollar an die Börse gebracht worden.
Snap konnte den Umsatz zwar im Jahresvergleich um 54 Prozent auf 230,67 Millionen Dollar (191,73 Mio Euro) steigern – aber auch hier war am Markt mehr erwartet worden. Für das laufende Vierteljahr stellte die Firma zudem deutlich geringere Wachstumsraten in Aussicht. Mit einem Verlust von 385,8 Millionen Dollar steckt Snap weiter tief in den roten Zahlen. Im Vorjahresquartal hatte sich unter anderem im Zusammenhang mit dem Börsengang ein Riesenverlust von 2,2 Milliarden Dollar angesammelt.
Snapchat wurde ursprünglich mit von alleine verschwindenden Fotos bekannt, will aber auch verstärkt zur Plattform für Medieninhalte werden. Zudem war Snapchat ein Vorreiter bei der «Story»-Funktion, mit der Fotos und Videos für einen Tag mit Freunden geteilt werden können. Facebook kopierte sie mit Erfolg in seinen Konkurrenz-Apps wie Instagram.
Die Umgestaltung der Snapchat-App sollte die oft als unübersichtlich kritisierte Snapchat-Bedienung vereinfachen – mit dem Ziel, neben dem Kernpublikum aus Teenagern auch etwas ältere Nutzer anzulocken. Außerdem wurden persönliche Beiträge von Medieninhalten getrennt – eine Änderung, die Facebook auch testete, aber verwarf.
Die neue App kam aber nicht gut an. Eingefleischte Nutzer kritisierten sie, nach der Einführung ging die Aktivität auf der Plattform zurück. Es gebe noch viel zu tun, um das neue Design zu optimieren, sagte Spiegel – und verteidigte es zugleich. Durch die Abtrennung der Medieninhalte müssten Freunde nicht mehr um Aufmerksamkeit mit professionellen Videofilmern kämpfen. Und ältere Nutzer könne Snapchat mit dem neuen Design besser halten.
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