Ein mehr als 20-stöckiges Hochhaus ist mitten in der brasilianischen Millionenmetropole São Paulo in Flammen aufgegangen und eingestürzt. Der Großteil der Bewohner des früheren Polizeigebäudes – illegale Hausbesetzer – konnte sich anscheinend retten. Die Feuerwehr bestätigte am Dienstag zunächst nur einen Vermissten. In Medienberichten war von bis zu drei Vermissten und womöglich einem Toten die Rede.
Das Feuer war am Dienstag gegen 2.00 Uhr (7.00 MESZ) aus noch ungeklärter Ursache ausgebrochen, wahrscheinlich im fünften Stock. Zeugen berichteten von einer möglichen Explosion. Die Feuerwehr hatte kurz nach Ausbruch des Brandes getwittert, dass ein Mensch aus dem obersten Stock um Hilfe rief. Sie war mit bis zu 160 Einsatzkräften und 57 Fahrzeugen am Brandort.
Das Portal Uol.com berichtete unter Berufung auf Bewohner von drei Vermissten und womöglich einem Toten. Es handele sich um ein ehemaliges Gebäude der Bundespolizei, in dem sich Obdachlose einquartiert hätten. In ersten Berichten war von rund 50 Familien, später von 150 Familien die Rede, die in dem Gebäude lebten. Es war aber nicht klar, wie viele sich dort zur Brandzeit aufhielten.
Auch mindestens ein benachbartes Gebäude fing Feuer, das gelöscht wurde. Mehrere Gebäude wurden evakuiert, drei Karrees zeitweilig abgesperrt. Der Brandherd liegt mitten im Zentrum der größten Stadt Südamerikas unweit des Platzes der Republik. Laut Bürgermeister Bruno Covas sind in São Paulo mehr als 100 Häuser besetzt.
Der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Márcio França, sprach von einer «angekündigten Tragödie». «Dies ist ein Gebäude, dass nicht die geringsten Voraussetzungen der Bewohnbarkeit erfüllt», sagte er. Covas sagte, die Stadt habe bereits zuvor mit der Zentralregierung als Hausbesitzerin über eine Räumung gesprochen. Auch Staatspräsident Michel Temer erschien am Dienstag am Unglücksort.
Viele Bewohner wurden von dem Feuer aus dem Schlaf gerissen und flohen mit dem, was sie am Leibe trugen. «Ich habe Dokumente verloren, ich habe Kleidung verloren, ich habe alles verloren. Es war gerade Zeit, raus zu rennen und sonst nichts», sagte die arbeitslose Marinalva Alves Lemos (45), die mit ihrem ebenfalls arbeitslosen Lebensgefährten in dem Gebäude hauste.
Zeugen berichteten, sie hätten einen lauten Knall gehört. «Es war wie eine Bombe», sagte die Köchin Eva Vilma Sobero Pio (57), die in einem Nachbargebäude wohnte. «Ich hörte nur zerberstendes Glas und viele Schreie, viele Leute schrien, Kinder, ein Horror», sagte sie den Medien.
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