Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen, Sydney
Der australische Milliardär und Bergbaumagnat Andrew Forrest finanziert die erste globale Krebsdatenbank. Bisher werden die Daten nur länderspezifisch gesammelt. Eine universelle Datenbank gibt es noch nicht.
Krebsdatenbanken gibt es schon heute. Doch Daten von Krebspatienten global zu teilen, könnte es aber unter Umständen beschleunigen, Heilungsmethoden für Krebsarten zu finden, die bisher noch weniger erforscht sind, so hofft Andrew Forrest. Eine britische Politikerin hat ihre Daten als erste zur Verfügung gestellt.
Forrest ist ein australischer Unternehmer, der im Eisenerz-Bergbau Milliarden verdient hat. Forbes schätzt das Vermögen des Australiers derzeit auf vier Milliarden US-Dollar. Forrest gründete einst die Fortescue Metals Group, die in Westaustralien Eisenerz abbaut und hauptsächlich nach China liefert. Er ist in Australien für seine Philanthropie und sein Engagement für medizinische Forschung bekannt. Der Unternehmer finanziert nun zunächst den Aufbau der universellen Datenbank und hofft, dass andere Philanthropen aufspringen werden, wenn er erste Erfolge vorweisen kann.
Unrealistisch ist dies nicht, denn Forrest ist bei weitem nicht der erste Superreiche, der sein Vermögen nutzt, um der Gesellschaft etwas «zurückzugeben». Der amerikanische Investor Warren Buffett machte 2006 Schlagzeilen, als er große Teile seines Vermögens an die Gates-Stiftung gab. Diese hat Microsoft-Gründer Bill Gates ins Leben gerufen, der selbst wiederum auch große Summen investiert hat, um unter anderem die Malaria-Forschung voranzutreiben und um Bildungsprojekte auf der ganzen Welt zu fördern.
Daten beschleunigen Forschung
Andrew Forrests Idee, eine universelle Krebsdatenbank zu schaffen, wird von Forschern auf der ganzen Welt unterstützt. Nikhil Wagle, Assistenzprofessor für Medizin an der Harvard Medical School, sagte dem australischen Sender ABC, dass mehr Daten letztendlich zu einem besseren Ergebnis für die Patienten führen würden. «Ich denke, wenn Patienten ihre Daten teilen können, werden wir die Forschung beschleunigen und damit auch die Heilungsmethoden», sagte er. «Wenn man in einer großen Datenbank nach allen Patienten sucht, die auf eine bestimmte Medizin angesprochen haben und stellt dann fest, dass ihre Tumore auch alle etwas gemeinsam haben, so könnte dies die Tumorbehandlung bei künftigen Patienten unterstützen.»
Als erste Patientin stellte die britische Politikerin Baroness Tessa Jowell ihre Daten bereit. Die Sozialdemokratin kämpft gegen einen aggressiven Hirntumor und will ihre medizinischen Daten nun der globalen Forschung zur Verfügung stellen. «Ich hoffe, dass wir durch mein Erlebnis mit dem Krebs und den Austausch meiner Daten in der Lage sein werden, bessere Krebsbehandlungen zu entwickeln und die Entdeckung neuer Krankheiten zu beschleunigen», sagte sie. Ihre Tochter Jess Mills erklärte im Interview mit der BBC, dass ihre Mutter auch ein «Verantwortungsgefühl» empfinde, den Weg für andere zu bereiten.
Andrew Forrest hofft, dass etliche andere es nun der britischen Politikerin gleichtun werden, auch wenn er weiß, dass Regulierungen rund um den Schutz der Privatsphäre in manchen Ländern Hürden bereiten können. «Wenn Patienten wissen, dass sie mit ihren Daten zu einem medizinischen Durchbruch beitragen können, dass Krebs irgendwann eine nicht-tödliche Krankheit wird, dann glaube ich, dass Millionen von Krebspatienten ihre Daten beisteuern werden», sagt der Australier.
Die Universal Cancer Databank (UCD) wird von der Eliminate Cancer Initiative betrieben werden und soll Forschern auf der ganzen Welt kostenlos zur Verfügung stehen. Die Daten der Patienten werden anonymisiert gesammelt.
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