Der UN-Sicherheitsrat befasst sich am Montag mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff auf die Stadt Duma in der Rebellenhochburg Ost-Ghuta. Zuvor treffen Raketen eine syrische Militärbasis. Wer steckt hinter dem Angriff?
Nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Armee ist eine Militärbasis in Homs im Nordwesten des Bürgerkriegslandes mit Raketen beschossen worden. Dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag berichtete. Bei den Opfern handele es sich um Angehörige der syrischen Armee und ihrer Verbündeten, darunter Iraner. Die staatliche Nachrichtenagentur hatte zuvor nur von Toten und Verletzten gesprochen, aber keine Zahl genannt.
Russland und Syrien machten Israel für den Luftangriff auf die Militärbasis verantwortlich. Zwei israelische Kampfjets vom Typ F-15 hätten aus dem libanesischen Luftraum heraus acht Raketen auf den Flugplatz T4 abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau den Agenturen Tass und Interfax zufolge mit. Die syrische Luftabwehr habe fünf der Raketen abgefangen. Die drei anderen hätten den westlichen Teil des Geländes getroffen, hieß es. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, israelische Jets hätten mehrere Raketen auf den Flugplatz abgeschossen. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, man wolle sich zu dem Vorfall nicht äußern.
Laute Explosionen
Israel hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Ziele in dem Bürgerkriegsland bombardiert. Die Angriffe richteten sich nach Einschätzung von Beobachtern vor allem gegen die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah, einen engen Verbündeten der syrischen Armee. Die bewaffnete Gruppe wird vom schiitischen Iran finanziert.
Die USA und Frankreich dementierten jede Beteiligung an dem neuen Angriff. Die Militärbasis in Homs wird Berichten zufolge sowohl von syrischen Regierungstruppen als auch von iranischen Milizen genutzt, die an der Seite der Armee kämpfen. Israel hatte nach eigenen Angaben die Militärbasis im Nachbarland im Februar angegriffen, nachdem dort eine iranische Drohne gestartet war, die später in israelisches Hoheitsgebiet eindrang. Der Iran bestritt die Vorwürfe. Der jüngste Raketenangriff folgte auf Berichte über einen mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Armee auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Duma in der Region Ost-Ghuta, bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden sein sollen.
Nach dem Raketenangriff auf die Militärbasis in Homs berichteten Zivilisten im syrischen Fernsehen von lauten Explosionen in der Gegend. Libanesischen Medien zufolge hatten Bewohner nahe der südöstlichen Grenze zu Syrien in den frühen Morgenstunden von Kampfjets im Luftraum berichtet. Mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff befasst sich der UN-Sicherheitsrat an diesem Montag. Die USA beantragten mit acht weiteren Staaten eine Dringlichkeitssitzung. Darunter waren auch die ständigen Ratsmitglieder Frankreich und Großbritannien. Auf Antrag Russlands soll es noch ein separates zweites Treffen geben.
«Gemeinsame Reaktion»
US-Präsident Donald Trump und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron hatten am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien telefoniert, wie das Weiße Haus und der Elyséepalast mitteilten. Die beiden Staatsmänner hätten den mutmaßlichen Giftgasangriff scharf kritisiert und sich darauf verständigt, dass die syrische Führung um Präsident Baschar al-Assad zur Verantwortung gezogen werden müsse.
«Sie haben sich darauf verständigt, Informationen zur Art der Attacke auszutauschen und eine starke, gemeinsame Reaktion zu koordinieren», hieß es vom Weißen Haus nach dem Telefonat. Man wolle gemeinsame Aktionen und Initiativen mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen koordinieren, erklärte der Elyséepalast. US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dem Iran vorgeworfen, dem syrischen Staatschef Baschar al-Assad Rückendeckung zu geben. Das «Tier Assad» werde einen großen Preis zahlen, twitterte Trump am Sonntag, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Die US-Regierung wies dann am Montag Berichte zurück, dass sie an den Raketenangriffen auf die Militärbasis beteiligt gewesen sein könnte. «Derzeit führt das Verteidigungsministerium keine Luftschläge in Syrien aus», sagte ein Pentagon-Sprecher. Die Situation werde aber genau beobachtet. Das Pentagon unterstütze die laufenden diplomatischen Anstrengungen, um die Verantwortlichen für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien und anderswo zur Verantwortung zu ziehen. In den USA wuchs der Druck auf den Präsidenten. Der republikanische Senator Lindsey Graham sprach am Sonntag von einem «entscheidenden Moment» in Trumps Präsidentschaft. Trump könne nun die Entschlossenheit zeigen, die sein Vorgänger Barack Obama nie gezeigt habe, sagte Graham in der ABC-Sendung «This Week».
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