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Model ruft zum Realitätscheck auf Instagram auf

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Ein australisches Bikini-Model fand neben ihren Hochglanz-Instagram-Bildern immer mehr Kommentare junger Mädchen, die ihre eigenen Körper kritisierten. Deshalb ließ sie sich eine Kampagne einfallen, um den Teenagern einen Realitätscheck zu verpassen.

Karina Irby ist eine junge Bikini-Designerin und modelt für ihre eigenen Produkte. Die junge Australierin besitzt ein Hochglanz-Instagram-Konto, auf dem sie in makellosen Posen und mit beneidenswertem Körper zu sehen ist.

Doch mit dieser Scheinwelt, die das soziale Netzwerk vielerorts präsentiert, will Irby jetzt aufräumen. Sie ruft zum Realitätscheck auf und postet dafür nicht nur ihre unbearbeiteten Fotos, sondern weist auch noch auf ihre vermeintlichen Makel hin, die sie auf den Bildern ausmerzt. Irby, die mit ihrer Firma Moana Bikini an der Gold Coast in Queensland Bikinis gestaltet und produziert, teilte dafür etliche Vorher-Nachher-Fotos sowie Bilder, die sie in weniger vorteilhaften Positionen zeigen.

«Der Standard ‹Instagram Edit› ist heute so verbreitet auf der Plattform, dass es sehr leicht ist, das zu übersehen oder einfach zu denken, dass Mädchen natürlich so aussehen», sagte Irby. Die Australierin, die ihre eigenen Bikinis auf ihrem Instagram-Account vorführt, auf dem sie über 800.000 Followers hat, verändert ihre Bilder auch. Doch die 28-Jährige gab nun die Wahrheit preis und veröffentlichte nicht nur die Originalfotos neben den bearbeiteten, sondern verriet auch, was genau sie verändert hatte.

«Instagram ist keine Realität»

Zu ihrer Standardbearbeitung gehöre eine Kombination aus dem Folgenden, schrieb sie in einer E-Mail: die Haut zu glätten und die Hautfarbe zu verändern, Taille, Schenkel, Arme, Hals «einzusaugen», Brüste, Hintern und Haare mit mehr Volumen auszustatten, Brüste und Hintern hochzudrücken und Konturen einzufügen. Doch jetzt wolle sie schonungslos die Wirklichkeit zeigen: Es sei so wichtig, in allen Aspekten des Lebens wahrheitsgetreu zu sein, besonders aber auf einer Plattform wie einem sozialen Netzwerk, in dem man von Usern aus aller Welt gesehen werde und das die Macht habe, Menschen zu beeinflussen.

«Ich verstehe, warum Mädchen das Bedürfnis haben, sich selbst zu redigieren und ihr ‹bestes› Selbst zu porträtieren – Social Media kann eine Echokammer endloser ‹perfekt› bearbeiteter Bilder von Mädchen an erstaunlichen Orten sein.» Es sei ja nur natürlich, dass man da «reinpassen» wolle – vor allem auch, weil diese Frauen Tausende von Likes und Kommentaren bekämen. «Das ist jedoch keine Realität», schrieb Irby. «Ich möchte, dass die Mädchen erkennen, dass ihr ‹bestes› Selbst dasjenige ist, das sie aus dem Spiegel anstarrt, und nicht eines, das sie auf ihrem iPhone-Bildschirm bearbeiten müssen.»

In ihrer Jugend gemobbt

Irby selbst war dabei nicht immer so selbstbewusst und mit sich und ihrem Körper zufrieden. In einem Post, in dem sie sich von hinten zeigt und dabei auch Speckfalten, Narben, Dehnungsstreifen und Orangenhaut nicht wegretuschierte, schrieb sie, dass sie als Jugendliche gemobbt worden sei, weil sie Ekzeme und anderes gehabt habe. «Ich verbrachte meine ganzen Jugendjahre damit, mich selbst zu verstecken und immer wieder Dinge zu verpassen, weil ich mich nicht selbstbewusst genug fühlte.»

Im gleichen Post, der über 60.000 Likes bekam, gab sie auch Tipps, was sie heute zu ihrem 16 Jahre alten Selbst sagen würde: «Schönheit kommt von innen: Du könntest das hübscheste Mädchen in der Schule sein, aber mit einer schlechten und negativen Einstellung zum Leben bist du hässlich.» Jeder sei anders und das sei eine schöne Sache. «Wenn wir alle gleich aussähen, das Gleiche sagen und tun würden, wer würde die Welt verändern?»