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„March for our lives“ mobilisiert Hunderttausende weltweit

„March for our lives“ mobilisiert Hunderttausende weltweit

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Knapp sechs Wochen nach dem Schulmassaker von Parkland haben in den USA Hunderttausende überwiegend junge Leute für striktere Waffengesetze demonstriert. In Washington war auf der Pennsylvania Avenue zwischen Kapitol und Weißem Haus ein Meer von Menschen unterwegs: Allein hier waren mindestens eine halbe Million Teilnehmer erwartet worden. Das wäre eine der größten Demonstrationen seit den Protesten gegen den Vietnamkrieg. In kämpferischen und bewegenden Reden sagten überlebende Schüler des Blutbades der mächtigen Waffenlobby NRA den Kampf an – und Politikern, die sich von ihr im Wahlkampf unterstützen lassen.

Einer der Höhepunkte war eine Rede von Yolanda King, der kleinen Enkeltochter des vor fast genau 50 Jahren ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King. «Ich habe einen Traum, dass genug genug ist», sagte die Neunjährige in Anlehnung an die historische Rede ihres Großvaters im Jahr 1963. «Dies sollte eine waffenfreie Welt sein. Punkt.»

Große Kundgebungen fanden unter anderem auch in Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Minneapolis, Houston, Los Angeles sowie in New York, der Heimatstadt von US-Präsident Donald Trump, statt. Protestler vor dem Trump-Tower hielten selbstgemalte Schilder mit Parolen wie «Wenn unsere Führer sich wie Kinder verhalten, müssen Kinder führen» oder «Ich wähle 2020» hoch.

US-Präsident Donald Trump hielt sich weder in Washington noch in New York auf. Er verbrachte das Wochenende auf seinem privaten Luxusanwesen Mar-a-Lago. Das Weiße Haus veröffentlichte jedoch eine Erklärung, in der es hieß: «Wir applaudieren den vielen mutigen jungen Amerikanern, die heute ihr Verfassungsrecht nach Artikel 1 (Recht auf freie Meinungsäußerung) ausüben. Unsere Kinder zu schützen, ist eine Top-Priorität des Präsidenten (…).»

Das ist erst der Anfang

Organisiert wurde die Veranstaltung in der US-Hauptstadt von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland in Florida. Dort hatte ein 19-Jähriger am 14. Februar 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen. Seitdem haben überlebende Schüler eine Protestaktion gegen Waffengewalt und für striktere US-Waffengesetze gestartet, die mittlerweile zu einer Bewegung mit landesweiten Protesten geworden ist. Auch viele Eltern schlossen sich an. In Parkland selber versammelten sich am Samstag ebenfalls Tausende zu einer Kundgebung. «Und das ist erst der Anfang», sagte Adam Buchwald, einer der überlebenden Schüler, vor der Menschenmenge.

Mehrere der Schüler kündigten vor der Menschenmenge in Washington an, nicht mehr lockerzulassen. «Wir werden das zu einem Thema bei Wahlen auf allen Ebenen machen», sagte David Hogg unter dem Jubel der Menge. «Wir sagen, es ist genug! Wir werden die Welt ändern.» Sein Schulkamerad Cameron Kasky versprach, dass der Protest erst der Anfang sei und die Zukunft besser werde. «Wenn Ihr glaubt, dass heute gut ist, dann wartet erst mal morgen ab!». Schülerin Emma Gonzalez, die zu einem der Gesichter des Protestes geworden ist, forderte: «Geht wählen!»

Solidaritätskundgebungen wurden unter anderem aus Sydney (Australien), Tel Aviv (Israel) und London (Großbritannien) gemeldet. Sogar in China sollen sich Menschen zu Demonstrationen versammelt haben.

 

Bei der zentralen Veranstaltung in Washington wollten die Menschen vom Kapitol zum Weißen Haus ziehen. Wegen der großen Menge, die sich schon am frühen Morgen zu bilden begann, war aber nicht sicher, ob sich dass überhaupt umsetzen lassen würde. «Und wir werden weitermachen, bis unsere Stimmen gehört werden», sagte Schüler David Hogg von der betroffenen High School in Parkland.

Bei der Washingtoner Demo traten auch Stars wie Miley Cyrus, Ariana Grande und Jennifer Hudson auf. Schauspieler George Clooney und seine Frau Amal kündigten ihre Teilnahme an. Zudem sicherten sie in einem Brief an Überlebende des Schulmassakers ihre Solidarität zu. «Amal und ich stehen unterstützend und dankend hinter euch. Ihr macht mich wieder stolz auf mein Land», erklärte der 56-Jährige in dem von der britischen Zeitung «The Guardian» veröffentlichten Schreiben. Auch Sir Paul McCartney hat sich den Demonstranten in New York angeschlossen.

Die Schüler fordern unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren in den Händen von Zivilisten und eine generelle Heraufsetzung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre. Trump hatte zwar diesen Monat unter dem Druck der Proteste ein Maßnahmenbündel zur Schulsicherheit verkündet, aber praktisch nichts zur Verschärfung der Waffengesetze unternommen.

Offenbar mit Blick auf den Massenprotest am Samstag stellte die US-Regierung aber ein Verbot von Schnellfeueraufsätzen in Aussicht. Das Justizministerium wolle «Bump Stocks» der Kategorie Maschinengewehre zuordnen, teilte Justizminister Jeff Sessions am Freitag (Ortszeit) mit. Durch die neue Kategorisierung würden die Vorrichtungen, die eine halbautomatische Waffe zu einer Maschinenpistole mit Dauerfeuer umfunktionierten, de facto verboten.

Einen solchen Aufsatz benutzte im Oktober 2017 Todesschütze Stephen Paddock bei seinem Anschlag auf Konzertbesucher in Las Vegas. Er tötete 58 Menschen, 700 weitere wurden verletzt. Die Öffentlichkeit hat jetzt noch 90 Tage Zeit, sich zu dem Sessions-Vorschlag zu äußern. Erst dann kann er in Kraft treten.