Seit 18 Jahren ist er an der Macht, nun ist klar, dass Russlands starker Mann weitere sechs Jahre bis 2024 an der Spitze des Staates steht. Wladimir Putin siegte bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag klar – und wie erwartet – mit über 70 Prozent. Für viele Russen verkörpert er die wiedergewonnene Größe ihrer Heimat, Sicherheit und Stabilität – seine Kritiker hassen ihn hingegen wegen des Abbaus von Bürger- und Freiheitsrechten. In den Jahren unter seinem Vorgänger Boris Jelzin herrschte in Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der ungezügelte Kapitalismus.
Der in den Medien omnipräsente Putin verstand es vor der Wahl, immer wieder vor einem Rückfall in das Chaos der 90er Jahre zu warnen. Dass der 65-jährige Putin unablässig die Karte nationaler Stärke spielt und sich sogar mit der Supermacht USA anlegt, bringt ihm bei einem großen Teil der Bevölkerung Sympathien ein. Die Affäre um den Nervengift-Anschlag auf einen russischen Ex-Doppelagenten in Großbritannien, für den London umgehend Moskau die Schuld gab, kam Putin kurz vor der Wahl im eigenen Lande zusätzlich zugute. Seine Anhänger scharten sich umso enger um ihn.
Schon frühere Wahlkämpfe hatte Putin mit dem Tenor «Ich oder das Chaos» geführt und gewarnt, die Opposition werde nichts als «Erniedrigung, Abhängigkeit und Zerfall» über Russland bringen. Seine Gegenkandidaten landeten bei der Wahl am Sonntag denn auch weit abgeschlagen hinter ihm. Sein wichtigster Widersacher, der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, war allerdings erst gar nicht zu der Wahl zugelassen worden.
Profilierung durch Tschetschenien
Geboren wurde Putin am 7. Oktober 1952 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Sein Bruder Viktor starb während der Blockade der Großstadt durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, seine Mutter überlebte die Belagerung nur knapp. Als Kind einer Arbeiterfamilie nahm sich Putin nach eigener Aussage die Lebensweisheit zu Herzen: «Wenn der Kampf unvermeidbar ist, muss man als Erster zuschlagen.» Nach dem Jura-Studium trat Putin 1975 in den Auslandsgeheimdienst ein, der damals Teil des KGB war.
Von 1985 bis 1990 arbeitete er als Agent in der damaligen DDR und spricht seitdem fließend Deutsch. Acht Jahre später stieg er zum Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB auf. Als Jelzin ihn im August 1999 überraschend zu seinem Ministerpräsidenten und Kronprinzen machte, war Putin politisch ein Unbekannter. Als FSB-Chef verfügte er aber über beste Kontakte in die Sicherheitsapparate des Staates, auf den er seine Macht aufbaute. Mit markigen Sprüchen im Konflikt mit den tschetschenischen Rebellen machte er sich alsbald einen Namen, den er mit dem Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien am 1. Oktober 1999 – dem Beginn des zweiten Tschetschenien-Kriegs – noch unterstrich.
Machtdemonstrationen mit klaren Botschaften
Mit aller Härte ging Putin nicht nur in Tschetschenien vor. Dem Parlament entzog er zahlreiche Befugnisse, unbotmäßige Medien ließ er schließen oder auf Linie bringen, Oppositionelle landeten in Haft. Auch mit widerspenstigen Oligarchen legte er sich immer wieder an. Im Jahr 2000 wurde er zum Staatschef gewählt und vier Jahre später im Amt bestätigt.
2008 wurde Putin Ministerpräsident, zog aber weiter die Strippen, während sein Schützling Dmitri Medwedew bis 2012 als Staatschef fungierte. 2012 kehrte Putin inmitten von Massenprotesten ins Präsidentenamt zurück, seine Mandat wurde von vier auf sechs Jahre erweitert. 2014 lösten die Ukraine-Krise und die Eingliederung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim in das russische Staatsgebiet eine der schwersten Krisen mit dem Westen seit dem Kalten Krieg aus.
2015 griff Putin dann auf Bitten der syrischen Regierung in den seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkrieg ein und sorgt seitdem für den Machterhalt von Syriens Staatschef Baschar al-Assad. NATO, EU und USA bietet der russische Präsident seither immer wieder die Stirn, etwa durch die mutmaßliche Einmischung des Kreml in den US-Wahlkampf. Seine Machtdemonstrationen verknüpft Putin dabei stets mit einer klaren Botschaft an seine Landsleute: dass Russland als Welt- und Atommacht von niemandem übergangen werden dürfe.
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