Von unserer Korrespondentin Elke Bunge
Tagtäglich rollen Hunderttausende von Autos über Europas Straßen. Sie sind auch wahre Schatztruhen, in denen hunderte Tonnen von Edelmetallen und Seltenen Erden schlummern, wie eine schwedische Studie nun zeigt. Und meist landet das rollende Gold auf dem Schrottplatz.
Spätestens seit der Jahrtausendwende sind Autos nicht mehr nur bloße Fortbewegungsmittel mit Diesel- oder Benzinverbrennungsmotor. Was da über die Straßen rollt, sind Hochtechnologiecomputer, die neben einer mehr oder weniger komfortablen Fahrgastzelle eine Vielzahl von Prozessoren und kilometerlange Verkabelungen in sich bergen. Leiterplatten, Schaltkreise, hochauflösende Displays – all dies gehört zu einem modernen Automobil heute dazu. Schwedische Forscher der Technischen Universität Chalmers in Göteborg haben nun eine Studie vorgestellt, in der sie untersuchten, welche Metalle und wie viel davon auf Europas Straßen herumfahren und wie viel davon verschrottet wird.
Ohne Edelmetall kein Auto
Zweifellos haben Eisen und Stahl immer noch den größten Anteil am Automobilbau. Doch in den Bordcomputern und der restlichen Fahrzeugelektronik funktionierte ohne den Einsatz von Gold, Silber, Platin, Kupfer und den Seltenerdmetallen wie Neodym, Lanthan oder Terbium gar nichts. Einige dieser Rohstoffe wie Lithium oder die Seltenerdmetalle könnten in naher Zukunft knapp oder durch politische Entscheidungen in den Ländern, in denen sie gefunden und gefördert werden, dem Welthandel entzogen werden.
Die Forscher um Maria Ljunggren Söderman haben Zahlen über die «verbauten» Metalle vorgestellt, die beeindruckend sind. Beeindruckend vor allem auch als potenzielle Rohstoffquelle, denn immer noch werden die meisten Altautos einfach verschrottet. Nach den Angaben der schwedischen Forscher rollten im Untersuchungsjahr 2015 etwa 440 Tonnen Gold in den europäischen Fahrzeugen, 3.100 Tonnen Silber, 3.800 Tonnen Kobalt.
Von den weniger edlen Metallen sind 213 Megatonnen Eisen unterwegs, 24 Megatonnen Aluminium und 7,3 Megatonnen Kupfer. Von den Seltenerdmetallen wurden 12.500 Tonnen Neodym und 27 Tonnen Indium verbaut. Dies alles sind Rohstoffe, deren Förderung und Verarbeitung arbeits- und vor allem auch energieaufwendig sind.
Wiederverwertung hat Potenzial
Ähnlich wie hochwertige Elektro- oder Elektronikgeräte haben moderne Autos eine relativ kurze moralische Lebensdauer: Bereits nach drei bis fünf Jahren gelten die Modelle als veraltet und schrottreif. Hier könnte ein Ansatz zur Wiedergewinnung von Rohstoffen reifen, doch bislang werden die Edelmetalle und Seltenerdmetalle in zu geringem Umfang wiederverwertet.
In dem von dem Forscherteam untersuchten Zeitraum wurden nur 23 Tonnen Gold wiedergewonnen, 160 Tonnen Silber, 170 Tonnen Kobalt. Auch die Wiederaufbereitung von Kupfer hielt sich mit 360 Tonnen in Grenzen. Von den Seltenerdmetallen gewannen Wiederverwerter 500 Tonnen Neodym und 0,1 Tonnen Indium wieder. Wie hoch der Anteil der verschrotteten Edel- und Seltenerdmetalle ist, verzeichnet bislang keine Statistik. Doch die zahlenmäßig geringe Ausbeute an der Rückgewinnung lässt den Schluss zu, dass hier noch großes Potenzial vorhanden ist.
Das Forschungsprojekt der Göteborger Universität ist Teil des EU-Vorhabens ProSUM – der Wiedergewinnung von Sekundärrohstoffen durch sogenanntes Urban Mining und Abfallverwertung. Verlässliche Zahlen gibt es dabei schon aus der Verwertung von Elektroschrott, hier gibt es auch bereits rechtliche Vorgaben. Für Autos gab es bislang EU-weit noch keine festlegenden Regeln. Die schwedische Studie könnte hier für die politisch Verantwortlichen der Union eine gute Ausgangsbasis bilden.
Die Musel wollen die Weltherrschaft, also nix mit raus werfen. Die wollen Köpfe rollen sehen.
Hunderttausende rollen schon allein über Luxemburgs Straßen, in Europa sind's ein paar hundert Millionen.