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Dominanzlächeln löst Stress aus

Dominanzlächeln löst Stress aus

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Kommunikation durch Lächeln ist ein wichtiger Teil des menschlichen Miteinanders. Doch nicht immer wird es positiv aufgenommen.

Von unserer Korrespondentin Elke Bunge

Nicht jedes Lächeln nehmen wir positiv auf, es kann auch die Dominanz des Gegenübers vermitteln. Dabei kommen andere Muskelgruppen des lächelnden Gönners zum Einsatz. Diese werden gerade in Stresssituationen vom Gegenüber unbewusst genau wahrgenommen.

Kommunikation durch Lächeln ist ein wichtiger Teil des menschlichen Miteinanders. In der Regel verbinden wir dieses mit einer positiven Art der Verständigung. Eine friedfertige Begegnung, verbunden mit einem Lächeln, hellt die Stimmung auf, signalisiert Kooperation und vermittelt das Gefühl eines freundlichen Miteinanders. Doch das muss nicht immer der Fall sein. Es gibt ein Lächeln, welches kein positives Gefühl hinterlässt. Wissenschaftler bezeichnen es als das Dominanzlächeln.

Das Dominanzlächeln drückt ein eher gönnerhaftes Wohlwollen aus, das den Gegenüber gleichzeitig drauf hinweist, dass der Lächelnde einen höheren Status hat oder sogar ablehnend auf sein Gegenüber reagiert. Hier kommt es zu einem Anstieg des Cortisolspiegels mit erhöhtem Stressempfinden des Angelächelten oder, vielleicht besser ausgedrückt, des Belächelten. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie von Forschern der Universität Wisconsin-Madison in den Vereinigten Staaten und der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv, die aktuell in der Fachzeitschrift Scientific Reports publiziert wurde.

In Sekundenschnelle erkannt

«Das Lächeln hat sich entwickelt, um einige grundlegende Botschaften beim Zusammenleben des Menschen in sozialen Gruppen zu übermitteln. Insgesamt gibt es genau drei Formen. Bei einem anerkennenden Lächeln sagt es: Danke, das mag ich. Ein verbindendes Lächeln vermittelt das Gefühl: Ich werde dich nicht verletzen. Die dritte Variante des Lächelns gibt an: Ich bin hier der Boss!», so die Leiterin des Forschungsteams, Paula Niedenthal von der Universität Wisconsin-Madison. «Welche der Botschaften gemeint ist, erkennen wir sekundenschnell instinktiv und ebenso schnell zeigt der Körper seine Reaktion darauf.»

Herausgefunden haben dies die Forscher bei Untersuchungen einer Gruppe von 90 Probanden, die jeweils drei Vorträge halten sollten. Bei jeder Präsentation erhielten die Teilnehmer eine wortlose Beurteilung durch eine der drei möglichen Arten des Lächelns. Gleichzeitig überwachte das Team Herzschlag und Cortisolspiegel im Speichel der Probanden. Unbewusst ordneten die Vortragenden die «lächelnde Beurteilung» sofort ein, ohne diese Klassifizierungen vorher zu kennen.

Wirkte das anerkennende oder verbindende Lächeln auf den Vortragenden eher stresssenkend, so zeigten sich beim dominant geschenkten Lächeln typische Stresssymptome mit einem schnelleren Herzschlag und erhöhten Cortisolwerten. «Feine Unterschiede in unserem Gesichtsausdruck können demnach fundamentale Auswirkungen auf das Befinden unseres Gegenübers haben und ihre Erfahrung, ihren körperlichen Zustand und ihre Gefühle beeinflussen», sagte Niedenthal.

Nicht jeder reagiert gleich intensiv

Menschen reagieren unterschiedlich intensiv auf ein Lächeln. «Die Dinge, die wir mit uns herumtragen, verändern die Art, wie wir die Welt wahrnehmen, auf sehr sensible und persönliche Weise», sagte Studienleiter Jared Martin. Einige Teilnehmer nahmen die sozialen Signale im Lächeln stärker wahr als andere, bei ihnen zeigte sich auch eine größere Bandbreite des Herzschlags. Diese sogenannte Herzfrequenzvariabilität ist nicht angeboren, sondern kann sich verändern, durch Erlebtes, aber auch durch körperliche Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen.

Diese verschiedenen Faktoren wurden von den Wissenschaftlern in der Studie mitberücksichtigt. «Dabei können Menschen mit einer höheren Variabilität, mit der ihr Herz schlägt, besser soziale Signale wie Mimik und Lächeln verstehen», fasste Martin das Studienergebnis zusammen.