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Männersache Elternurlaub

Männersache Elternurlaub

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Die Zahl der Väter, die Elternurlaub nehmen, ist im letzten Jahr sprunghaft gestiegen. Am Dienstag zog Familienministerin Corinne Cahen eine Bilanz der Reform des «Congé parental».

Die Reform des Elternurlaubes ist aus Sicht von Familienministerin Corinne Cahen (DP) ein Erfolg. Vor allem Männer nehmen sich mehr Vaterschaftsurlaub. Das geht aus den Zahlen hervor, die die Ministerin gestern im Rahmen einer Pressekonferenz vorlegte. Die Zahlen zeigen aber auch, dass Männer und Frauen unterschiedliche Modelle wählen. Insbesondere bei Männern ist jenes beliebt, bei dem ein Elternteil über 20 Monate nur vier Tage in der Woche arbeitet.

Als der Mutterschaftsurlaub Ende der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts eingeführt wurde, galt er vor allem als Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Mütter, die zu Hause bleiben, um sich um ihr Kind zu kümmern, müssen auf der Arbeit durch Arbeitslose ersetzt werden, so der Hintergedanke. Schnell stellte sich heraus, dass dies fast wirkungslos ist, und der Elternurlaub wurde zu einer familienpolitischen Maßnahme, wie Familienministerin Cahen gestern erklärte.

Der neue «Congé parental» habe ihr und ihrer Partei, der DP, sehr am Herzen gelegen, so die Ministerin. Ziel sei es gewesen, dass es sich mehr Väter leisten können, sich Vaterschaftsurlaub zu nehmen. Man wollte erreichen, so die Ministerin, dass Eltern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Die bisherigen Erfahrungen – untermauert von einer Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut TNS Ilres – sind durchweg positiv. Corinne Cahen sprach von einem «gudden Ufank» und ließ durchblicken, dass weitere Maßnahmen in dieser Richtung folgen sollen. So soll weiter daran gearbeitet werden, eine «reale Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen» herzustellen.

Väter profitieren reichlich

Die Reform trat am ersten Dezember 2016 in Kraft. Tatsächlich führt der Jahresvergleich zu einem sehr deutlichen Ergebnis. Im Jahr 2016 nahmen 6.759 Personen Elternurlaub. Lediglich ein Viertel (24,7 Prozent) hiervon waren Männer. Im darauffolgenden Jahr nahmen 10.881 Personen Elternurlaub. Diesmal waren es 44,6 Prozent Männer. Eine sehr deutliche Umverteilung (siehe Tabelle).

Das luxemburgische Modell kennt zwei Arten von Elternschaftsurlaub. Die erste, «CP1», muss sofort nach der Geburt angetreten und bereits vor der Geburt beantragt werden. Die Zahlen zeigen, dass dieser Elternurlaub in den allermeisten Fällen (deutlich über 90 Prozent) von den Müttern beansprucht wird. Die zweite, «CP2», muss bis zum sechsten Geburtstag des Kindes angetreten werden. Hier sind es meist die Väter (deutlich über 80 Prozent), die diese Zeit in Anspruch nehmen, um sich um das Kind zu kümmern. Gegenüber TNS Ilres gaben 98 Prozent der befragten Personen an, sie seien extrem, sehr oder nur zufrieden mit ihrem Elternurlaub.

Männer waren ein wenig euphorischer – mit 50% der Befragten, die extrem zufrieden waren, gegenüber 42% bei den Frauen. 85 Prozent gaben an, sie hätten sich für einen Elternschaftsurlaub entschieden, weil sich dieser positiv auf die Beziehung zu ihrem Kind auswirke, und 82 Prozent, weil sie glaubten, der Elternurlaub tue dem Kind gut.
Nur vergleichsweise wenige gaben für den Elternurlaub praktische oder wirtschaftliche Gründe an. 13 Prozent sagten, Elternschaftsurlaub sei billiger als ein Kinderhort. 9 Prozent antworteten, sie hätten Elternschafturlaub genommen, weil sie keinen Krippenplatz finden, und 17 Prozent, weil es niemanden in der Familie gebe, der auf das Kind aufpassen könne.

Die Untersuchung zeigt sogar, dass die betroffenen Eltern damit zufrieden waren, wie die nötigen Behördengänge abliefen (95% zufrieden bis extrem zufrieden).
Auch kam es nur in seltenen Fällen zu Problemen mit dem Arbeitgeber. 87 Prozent meinten, sie seien zufrieden bis sehr zufrieden damit, wie ihr Arbeitgeber damit umgegangen ist. 91 Prozent sagten, sie konnten ihren Elternschaftsurlaub nach ihrer persönlichen Vorliebe gestalten. Arbeitnehmer haben lediglich automatischen Anspruch auf das Modell «6 Monate am Stück». Alle anderen brauchen das grüne Licht des Arbeitgebers.

Micha
28. Februar 2018 - 13.16

Der Vergleich zwischen 2016 und 2017 hinkt. Viele (zumindest in meinem Umfeld) haben 2016 keinen Elternschafturlaub genommen weil absehbar war, dass es durch die Reform vorteilhaftere Bedingungen geben würde.
Wie sahen die Zahlen 2015 und 2015 aus?