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Belgischer Auswanderer regiert Australien

Belgischer Auswanderer regiert Australien
Der frühere Belgier Mathias Cormann hat sich in Australien verliebt.

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Ein Auswanderer aus Belgien, der erst mit 23 Jahren Englisch gelernt hat, ist
diese Woche Australiens amtierender Premierminister. Vier Tage lenkt Mathias Cormann die Geschicke des Landes, während der eigentliche Regierungschef Malcolm Turnbull außer Landes ist.

Das sei eine schier «unglaubliche Erfolgsgeschichte», twitterte ein australischer Journalist vergangene Woche. Er meinte damit die Laufbahn von Mathias Cormann. Denn der australische Finanzminister, der eigentlich in Eupen im deutschsprachigen Teil Belgiens geboren wurde, ist diese Woche vier Tage lang amtierender Premierminister Australiens.
Besonders erstaunlich ist, dass der geborene Belgier, der seine Staatsbürgerschaft 2000 zugunsten der australischen aufgegeben hat, erst mit 23 Jahren überhaupt Englisch gelernt hat. Zuvor sprach Cormann nur Deutsch, Französisch und Flämisch.

Der Jurist fing mit dem Fall der Berliner Mauer an, sich für Politik zu interessieren. Trotzdem dachte er kein bisschen über australische Politik nach, als er 1994 zum ersten Mal nach Australien kam. Er folgte nur einer jungen Australierin, in die er sich verliebt hatte. Doch der Besuch in Perth an der australischen Westküste endete in Tränen: Die Beziehung zerbrach.

«Ich möchte ein Teil davon sein»

Trotzdem entschied sich Cormann, zwei Jahre später, auszuwandern, denn während seiner Zeit in Perth hatte sich Cormann neu verliebt, und zwar in Australien selbst. Er sei damals am Ufer des Swan River in Perth zu einem Mittagessen in einem Strandrestaurant mit Blick über den Indischen Ozean gefahren, beschrieb er den Moment 2014 einst einem Journalisten von Fairfax Media. Das sei atemberaubend gewesen und er habe sich wie am Rand der Welt gefühlt.

«Perth war einfach toll für mich, und das bleibt es für mich bis heute.» Alles sei so groß gewesen. «Es gab so viele Möglichkeiten», sagte er. «Man konnte buchstäblich fühlen, dass sich dieser Ort unglaublich stark entwickeln würde.» Damals habe er gedacht: «Wow, das ist großartig. Ich möchte ein Teil davon sein.»

Vier Tage an der Spitze des Landes

Direkt leicht war der Start im neuen Land dann nicht. Sein Jurastudium wurde nicht anerkannt und zeitweise arbeitete Cormann als Gärtner, bevor er schließlich eine Anstellung bei der konservativen Liberal Partei ergatterte. 2007 wurde der strenggläubige Katholik und einstige Messdiener erstmals in den Senat gewählt. Seit 2013 ist er Finanzminister und diese Woche – zumindest vier Tage lang – amtierender Premierminister.

Dass es dazu kam, ist zugegebenermaßen eine Verkettung mehrerer glücklicher oder unglücklicher Umstände. Normalerweise würde Barnaby Joyce, der Parteivorsitzende der National Partei und Koalitionspartner der regierenden Liberals, die Geschicke des Landes führen, sobald Malcolm Turnbull außer Landes ist. Doch Joyce ist über eine private Affäre gestolpert und deswegen diese Woche beurlaubt. Auch Außenministerin Julie Bishop ist außer Landes und so bat Turnbull den 47-jährigen Cormann darum, die Geschicke des Landes zu überwachen.

Als dieser die Nachricht erhielt, beschrieb sich der Politiker selbst als Nutznießer der «großartigen australischen Realität». Er sage dies auch immer zu anderen Einwanderern. Denn Australien sei ein Land, in dem man eine Menge erreichen könne, solange man hart arbeite und sein Bestes gebe.