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Bitte nicht füttern: Vermehrte Sichtungen von Nutrias

Bitte nicht füttern: Vermehrte Sichtungen von Nutrias
Ein Nutria in freier Wildbahn.

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Nutrias ähneln Bibern, sind aber eine invasive Spezies, die Probleme verursachen kann – auch in Luxemburg.

Sie buddeln sich durch Deiche und fressen die Ufervegetation: Die aus Südamerika stammenden Nutrias bereiten erste Probleme in Rheinland-Pfalz. Die Deichmeisterei Speyer berichtet laut Umweltministerium in Mainz, dass die Stabilität der direkt am Fluss liegenden Deiche durch die Erdhöhlen der Nagetiere gemindert sein kann. In Neustadt an der Weinstraße ist die Stadtverwaltung besorgt, weil sich in einer Gasse gleich 14 Nutrias angesiedelt haben. Sie fürchtet, dass Kinder gebissen und mit Salmonellen und Trichinen infiziert werden könnten.

Nutrias, die auf den ersten Blick Bibern ähneln, aber einen runden Schwanz aufweisen, haben sich in den vergangenen Jahren auch in Rheinland-Pfalz erheblich ausgebreitet. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes sind die anhaltend milden Winter einer der Gründe dafür. Nach Deutschland kamen sie, weil sie seit den 20er Jahren in Pelztierfarmen gehalten wurden. Von dort konnten immer wieder einzelne Exemplare entkommen, wie der Naturschutzbund (Nabu) berichtet. Andere Tiere wurden wohl gezielt ausgesetzt.

Die oft überhaupt nicht scheuen Tiere tauchten schon in mehreren rheinland-pfälzischen Städten auf. In Koblenz wurde beobachtet, wie Nutrias Möhrenstücke aus den Händen von Spaziergängern nahmen. In Trier und Mainz reden die Stadtverwaltungen von Einzelbeobachtungen; eine größere Zahl sei noch nicht gemeldet worden.

Jagen nutzt auch nicht viel

Diesem Appell schließt sich auch der Naturschutzbund Nabu an. «Werden die Tiere gefüttert, vermehren sie sich, dann wächst die Population», sagte Sprecherin Kerstin Schnücker. «Man tut der Natur nichts Gutes, wenn man Nutrias füttert.» Denn es handele sich um eine invasive Art. Die Tiere bedrohten durch ihre Gefräßigkeit die Biodiversität und gefährdeten geschützte Arten wie die Sumpfschwertlilie, die Gelbe Teichrose und die Gewöhnliche Seekanne.

Was aber tun? Nutrias werden nicht im Bundesjagdgesetz aufgeführt, das heißt, sie können eigentlich nicht geschossen werden. Aufgrund ihrer Verbreitung werden sie aber in einigen Bundesländern bejagt, darunter in Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland, nicht aber in Rheinland-Pfalz. Schnücker vom Nabu hält es ohnehin für «ziemlich unmöglich», eine etablierte Art durch Bejagung auszulöschen.

Die Tiere fühlen sich dort wohl, wo sie in selbstgegrabenen Erdhöhlen im Uferbereich oder in Schilfnestern wohnen können. Auf der Online-Plattform Artenfinder sind Sichtungen in Rheinland-Pfalz vor allem entlang der Oberrheinischen Tiefebene bis Worms eingetragen.

Funde auch in Luxemburg

Aber auch in Luxemburg sind schon Nutrias gesichtet worden: So hat im September 2017 ein Förster in Osweiler (Rosport) ein Exemplar gefangen und eingeschläfert. Das meldet die Website neobiota.lu des Luxemburger Museums für Naturgeschichte, die sich speziell mit invasiven Arten in Luxemburg befasst.

Der Seite zufolge sind Nutrias seit 1957 in Luxemburg bekannt: Zwar würden die Nager derzeit nur sporadisch beobachtet – es sei aber wahrscheinlich, dass sie künftig auch im Großherzogtum wieder häufiger vorkommen.