Von Armand Back und Nico Wildschutz
Große Suchaktion am Mittwoch auf der A7: Nach dem Unfall am Samstag, bei dem drei Personen starben und eine weitere, eine Frau, schwer verletzt wurde, suchte die Polizei nach einem weiteren möglichen Opfer. Wie Justizsprecher Henri Eippers dem Tageblatt gegenüber bestätigte, werde nach einem Kind gesucht. «Es gab Gerüchte, dass sich das Kind der schwer verletzten Frau zum Zeitpunkt des Unfalls im Auto befand», so Eippers. Die Staatsanwaltschaft sei dagegen nicht sicher, ob es dieses Kind tatsächlich gibt.
Die schwer verletzte Frau lebt noch, ist aber zurzeit nicht ansprechbar, meinte Eippers weiter. «Wir können deswegen nicht bei ihr nachfragen.» Die Autobahn war gesperrt worden. Die Frage nach einer möglichen Fremdeinwirkung, also eines zweiten Autos, das in den Unfall verwickelt gewesen sein sollte, wurde von der Staatsanwaltschaft am Montagabend dementiert.
Bei den drei verstorbenen Personen handelte es sich um anerkannte Flüchtlinge aus dem Iran. Alle Insassen des Autos waren Mitglieder der AIKL (Association for Intercultural Kindness in Luxembourg). Am Sonntag findet eine Kundgebung des Vereins statt, bei dem der Opfer gedacht werden soll.
Freunde der Überlebenden wissen nichts von einem Kind
Freunde der Überlebenden, die die drei Unfallopfer ebenfalls gut kannten, verstehen allerdings die Welt nicht mehr. Sie halten es für ausgeschlossen, dass ein Säugling oder Kleinkind in dem Auto gesessen haben könnte. Was die Polizei dann suchte? Die Befragten, die anonym bleiben wollen, können die Frage nicht beantworten.
Einer der Befragten wendet nur ein, dass, sollte ein Kind im Auto gewesen sein, ja wohl auch ein Kindersitz im Wagen gewesen sein müsste. Wäre das der Fall gewesen, dann würde das die Frage aufwerfen, wieso die Polizei dann nicht gleich nach einer fünften Person, eben dem besagten Kleinkind, gesucht habe. Eine andere Quelle gibt ebenfalls an, dass die beim Unfall verstorbene Frau keine Kinder hatte.
Dutzende Polizisten starten Suchaktion, Informationen gibt es keine
Informationen waren von der Polizei keine zu erhalten. Zu Mittag nachgefragt, hieß es, Generaldirektor Philippe Schrantz sei den ganzen restlichen Tag über nicht mehr zu erreichen. Dabei wollten wir vom Polizeidirektor nur in Erfahrung bringen, ob er am Samstag am Unfallort war. Mehrere Quellen gaben diese Information an uns weiter. Ein erster ungewöhnlicher Vorgang, immerhin ist der Polizeidirektor normalerweise selten persönlich vor Ort, auch nicht bei tödlichen Unfällen wie dem vom Samstag.
Beim Pressedienst der Polizei waren weder der Leiter noch der Beamte im Eildienst zu erreichen. Während gleichzeitig rund zwei Dutzend Polizisten und Polizeischüler das Gebüsch neben der A7 durchkrochen und das Waldstück durchforsteten, um nach einem Kind zu suchen, dessen Existenz Freunde der Familie abstreiten.
Ein Suchhund ist auf den Fotos nicht zu sehen
Um kurz nach 14.00 Uhr meldet RTL, dass die Polizei «keine Indizien auf eine weitere vermisste Person» gefunden habe. Auf den Fotos zu dem Einsatz ist zu erkennen, dass neben einer großen Anzahl an gewöhnlichen Polizeibeamten und Polizeischülern auch die «Police judiciaire» vor Ort war. Der Hubschrauber war ebenfalls im Einsatz. Suchhunde, die bei solchen Einsätzen normalerweise dabei sind, sind auf den Fotos nicht zu sehen.
Der Informationsfluss war schon am Tag des Unfalls nicht optimal. Die Presse wusste seit 16 Uhr, dass es zu einem größeren Unfall auf der «Nordstrooss» A7 gekommen war. Die Polizei informierte allerdings erst nach 19 Uhr, dass drei Personen gestorben waren, obwohl die Insassen scheinbar beim Eintreffen der Hilfskräfte schon tot waren. «Die Rettungsdienste, welche rasch vor Ort waren, konnten nur noch den Tod von drei der insgesamt vier Insassen feststellen», schrieb die Polizei in ihrer Mitteilung. Auch das ist ein für einen Unfall dieser Art ungewöhnlicher Vorgang.
Dieses Szenario beweist einmal mehr, wie wichtig ein Informationszugangsrecht für Journalisten wäre. Während dem sich ausnahmslos alle Politiker gegen ein solches Recht sträuben, helfen sie indirekt denen, die etwas zu verheimlichen haben. Die gesammelte Presse sollte endlich in dieser Angelegenheit wach werden und sich nicht mehr nur mit der Rolle eines Sprachrohrs der Polizei oder anderer Verwaltungen zufrieden geben. Die Aufgabe der Presse ist eine ganz andere. Und noch etwas: die allermeisten so genannten Pressesprecher werden keinesfalls dafür bezahlt, den Journalisten bei ihrer Arbeit zu helfen, ganz im Gegenteil. Sie lassen nur das durchsickern, was ihrem Arbeitgeber genehm ist. Halt PR-Arbeit, nichts anderes.