Von unserem Korrespondenten Axel Eichholz, Moskau
Der russische Luftstützpunkt Hmeimim in Syrien ist nicht so sicher, wie das Verteidigungsministerium in Moskau glauben machen will. Angeblich wurde der IS zerschlagen, doch seine Kämpfer griffen jetzt an und richteten Schaden an.
Der russische Luftstützpunkt Hmeimim in Syrien ist erneut von Islamisten angegriffen worden. Am 31. Dezember war er mit Minenwerfern beschossen worden. Diesmal haben die Angreifer selbst gebaute Drohnen verwendet. Bei dem ersten Angriff sollen sieben russische Flugzeuge durch Mineneinschläge zerstört worden sein. Das Moskauer Verteidigungsministerium bestätigte den Angriff auf den Fliegerhorst, wies aber die Angaben über Verluste bei der Flugtechnik zurück. Zwei russische Armeeangehörige seien getötet worden, hieß es außerdem.
Primitive Drohnen richten großen Schaden an
Diesmal bewahrte die Moskauer Armeezentrale über den Vorfall Schweigen. Russische Zeitungen bezogen sich in ihren Berichten auf die britische Fernseh- und Rundfunkgesellschaft BBC. Sie erhielt wiederum ihre Informationen nach eigenen Angaben von in London ansässigen syrischen Menschenrechtlern.
Die Islamisten hätten für den Angriff auf den russischen Fliegerhorst selbst gebaute Drohnen verwendet. Nachdem eine davon abgeschossen wurde, sei der Angriff eingestellt worden. Bei der abgeschossenen Drohne habe es sich um einen Holzrahmen mit einem daran befestigten Motor und zwei Bomben gehandelt, heißt es. Diese Primitivkonstruktion könne bei massivem Einsatz erheblichen Schaden anrichten, meinen Experten. Sie weisen auch darauf hin, dass der erste Angriff am Silvestertag aus der angeblich von der Assad treuen syrischen Armee kontrollierten Zone gestartet wurde. Daraus müsse man schließen, dass diese in Wahrheit gar nichts kontrolliere.
Technik steht auf dem Flugfeld ungeschützt
Russische Medien und Politiker stellen die Frage, wieso es zu wiederholten Angriffen auf den russischen Stützpunkt in der syrischen Provinz Latakia kommen konnte, nachdem die Zerschlagung des IS offiziell bekannt gegeben wurde. „Warum werden die Flugzeuge nicht einmal hinter aufgeschütteten Erdwällen geparkt, die sie vor Splittern von Raketen und Artilleriegeschossen sowie Maschinengewehrfeuer schützen würden?“, fragt Viktor Alksnis, ein linker russischer Politiker und Ex-Oberst der sowjetischen Luftwaffe.
Sträfliche Fahrlässigkeit
Der erste Angriff sei von einer gegnerischen Sabotagegruppe ausgeführt worden, die unbemerkt ganz nahe an das Stützpunktgelände heranschleichen konnte. Er könne nicht begreifen, warum in Hmeimim die einfachsten Vorschriften gegen Sabotageakte nicht umgesetzt würde, so der Experte. Dort reichten hohes Gras und Gebüsch buchstäblich ein paar Meter nah an Flugzeuge und Munitionsdepots. Selbst der Brandschutz stelle die Forderung auf, Gras auf dem ganzen Flughafengelände regelmäßig niederzumähen. Geschehe dies nicht, so handle es sich dabei bestenfalls um sträfliche Fahrlässigkeit.
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