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Polens Kirche verliert an Glaubwürdigkeit

Polens Kirche verliert an Glaubwürdigkeit

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Kirchengänger werden auch in Polen immer seltener. Als Grund wird die große Nähe der katholischen Kirche zur nationalkonservativen Regierung angegeben.

Von unserem Korrespondenten Jens Mattern

In Polen bricht der Messebesuch drastisch ein. Als ein Grund wird die große Nähe der katholischen Kirche zur nationalkonservativen Regierung kritisiert. Beide unterstützen sich gegenseitig, ein Geistlicher macht mit seinem Medienimperium gezielt Stimmung.

Der Kirchgang in Polen geht deutlich zurück. In dem neben Irland katholischsten Land der Welt zieht es immer weniger Menschen in die sonntägliche Messe. Nur noch 36,7 Prozent der Katholiken sind somit «praktizierende», im Jahr 1980 waren es noch 51 Prozent.

Nähe wird kritisiert

Die Daten, die das Statistische Institut der Katholischen Kirche für das Jahr 2016 diese Woche publizierte, erzeugen Aufsehen. Denn sie verzeichnen auch einen abrupten Einbruch von 3,1 Prozent zum Vorjahr, den liberale Stimmen mit der Politisierung der katholischen Kirche erklären. Immerhin glauben 48 Prozent der Befragten einer polnischen Umfrage, dass das Verhältnis zwischen Kirche und Regierungspartei «zu nahe» sei.

Mit der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), seit Herbst 2015 in der Regierungsverantwortung, begann eine nie dagewesene Allianz zwischen Klerus und politischer Führung. «Die Bischöfe sind dabei, eine parteiische Kirche zu bilden.» Diesen Vorwurf erhob der emeritierte Weihbischof Tadeusz Pieronek, eine der wenigen kritischen Stimmen in der Kirche.

Regierung und Kirche unterstützen sich

Im Wahlbrief der Bischofskonferenz wurde recht deutlich für die Nationalkonservativen geworben. Teils übernehmen die Bischöfe den Sprachstil der Regierung und sprechen von der «totalen Opposition» oder sie geben sich offener Lobhudelei hin: «Danken wir der Regierung für die fantastischen zwei Jahre, die besten für Polen», sprach der Tschenstochauer Bischof Antoni Dlugosz zum Jahresende. Schließlich kommt die Regierung unter Mateusz Morawiecki den Bischöfen mit entsprechenden Gesetzen entgegen. So wurde die Förderung der künstlichen Befruchtung aufgehoben, es gab Steuererleichterungen, der verkaufsoffene Sonntag wird ab März teilweise abgeschafft.

Auch die Recht-und-Ordnung-Linie des Justizministeriums lässt beim Klerus Gnade walten. Die Liste mit knapp 800 verurteilten Sexualstraftätern, die das Ministerium Anfang dieses Jahres im Netz mit Namen, Fotos und teils Wohnadresse veröffentlichte, enthält keine katholischen Geistlichen, so die Betroffenenorganisation «Fürchtet euch nicht».

Wer sich mit Kirchgängern unterhält, hört zumeist Aussagen, die die PiS unterstützen. «Wir haben jetzt Feinde im Inneren, die die Wahl verloren haben und dann versuchen, uns zu schaden», so eine ältere Frau in einer Backsteinkirche in Warschau zu der Opposition. Piotr Kandyba, bekennender Sozialliberaler und Mitglied der Vereinigung «Der offene Katholik», berichtete, dass in seiner Gemeinde außerhalb von Warschau die meisten katholischen PiS-Gegner mittlerweile vom Kirchgang absehen würden.

Morawiecki macht großes Versprechen

Die katholische Kirche ist sich zwar der Krise bewusst und will demnächst mit einem neuen Seelsorgeprogramm die polnischen Katholiken wieder erreichen, die, glaubt man der Kirchenzeitschrift Gosc, 98,8 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Doch die Bischöfe sehen die Schuld bei den Gläubigen, denen das «tiefere Bewusstsein der Sakramente fehlt», wie der Erzbischof Wiktor Skworc, der Erzbischof von Kattowitz, der polnischen Zeitung Rzeczpospolita erklärte. Gleichzeitig fehlt den obersten Hirten in Polen das Charisma des verstorbenen polnischen Papstes Johannes Paul II., auf den sich Liberale wie Rechte sowie auch einige Linke einigen konnten.

Als einflussreichster Geistlicher in Polen gilt derzeit Tadeusz Rydzyk, der Gründer des Medienimperiums Radio Maryja. Er hält jedoch nichts von der Rolle des Vermittlers, sondern teilt kräftig gegen die Opposition aus. Regierungsmitglieder werden von ihm persönlich interviewt und teils gerügt. Morawiecki hat ihm nichts weniger als «die Rechristianisierung Europas» versprochen.

Luc
7. Januar 2018 - 12.42

Bei eis sinn et keen hallwe Prozent méi.
Aus de Schoule sinn se jo erausgeflunn a mir hu jo gesinn, dass aus sämtlechen Altersklassen nach just 8000 Kanner vun den Elteren an den extracurriculare Reliounsunterrecht ugemellt gi sinn.
An 20 Joer sinn d'Kierchen alleguer an Appartementshaiser ëmgewandelt ginn.

Trotzdeem wielen nach ëmmer bal en Drëttel d'CSV, dat ass mir e Rätsel. Besonnesch wann ee bedenkt, dass kee vun deenen gleeweg ass, mä just an der CSV ass, wëll se sech do am meeschte Chancen ausrechnen nodeems hir eenzeg Qualifikatioun doranner besteet, séier lafen, séier schwammen oder um Fernseh gewiescht ze sinn.