Aufregend bis aufreibend, von einer unvergesslichen Fahrt durch den Oman bis in einen zweistündigen Stau im Hamburger Abendverkehr, über einsames Dahingleiten in den Wäldern Kanadas und rasante Runden auf Rennkursen in Spanien, Portugal oder Südafrika, geräuschloses Dahingleiten in e-Modellen an erschrockenen Passanten vorbei oder vorsichtiges Ausschauen nach Radarfallen auf den Schweizer Landstrassen, es war alles dabei, was eine Autofahrt lustig, ergreifend, begeisternd, deprimiert, enttäuschend oder langweilig macht. In der Regel überwogen Fahrvergnügen und Spass, die Witterungsbedingungen waren überwiegend gut und der Regen machte uns nur einmal einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Das aber mit voller Härte, denn ausgerechnet an dem Tag, an dem wir einen Lamborghini Huracan für einige Stunden fahren durften, goss es auf der deutschen Autobahn in Strömen.
Nur gute Autos. Meistens.
Oft werde ich gefragt, was denn nun das beste Auto gewesen sei, das ich in 2017 gefahren habe. Das ist in etwa so, als wenn ich mich auf eine Kettensäge setze und frage, welcher Zacken mich geschnitten hat. Doch es gab einige Autos, die sich hervor taten. Und das ist gar nicht so einfach bei der Masse der Gleichförmigkeit und der optischen Gleichmacherei durch alle Segmente. Früher gab es Kleinwagen, dann die Mittelklasse und oben drauf die Luxusklasse. Und natürlich die reinrassigen Sportwagen. Jetzt gibt es kleine, mittlere und grosse SUVs, es gibt Klein- und Kompaktwagen, es gibt Untere, Mittlere und Grosse Mittelklasse und es gibt immer noch die Oberklasse, die nach wie vor sehr elitär und abgeschirmt ist und jeden Aspiranten einer peinlichen Aufnahmeprüfung unterzieht, bevor er in diesen Club aufgenommen wird. Da haben es die Gelände- und Allradwagen einfacher, wenn man nicht weiss wo man sie hintun soll, kommen sie einfach in die Klasse der SUVs, sollen sie sich doch selbst über Hierarchie, Vormacht und Dominanz streiten. Und wenn einer wie ein SUV aussieht, aber nur beschränkt oder am besten gar nicht neben der Strasse fahren darf, redet man von einem Crossover.
SUV Land
Der überraschend emotionsbeladene VW T-Roc ist ein SUV ebenso wie ein Porsche Cayenne, dazwischen liegen Welten und zentimeterdicke Brieftaschen. Dann ist ein Neuer aufgetaucht, der Hyundai Kona, den wir nur kurz erleben durften, aber er beweist eindrucksvoll, wie geschickt die Koreaner jetzt mit Leistung, Ausstattung und angepasstem Design in diesem Segment, das vielschichtiger denn je ist, vorstossen. Wir fuhren Bentley Bentayga, Porsche Cayenne, Audi Q5 und Range Rover Velar. Und dann kommt ein Dacia Duster, Neuauflage 2018, der uns mit so angenehmen Fahreigenschaften überrascht, dass wir glatt vergessen, dass viele Leute sich dieses Auto nicht zulegen, weil es in puncto Gesellschafts-Status nicht aussagekräftig genug und viel zu billig ist. Zum Schluss bleibt die Erinnerung an den Alfa Stelvio, so einen Alfa gibt es nicht immer und leider auch nicht immer öfter.
Kompakterlebnisse
Drei grosse Namen haben sich in 2017 hervorgetan. Seat brachte den neuen Ibiza auf den Markt, VW stellte den neuen Polo vor und Ford den neuen Fiesta. Meilensteine in einem Segment, aus dem die meisten Protagonisten sich irgendwann nach oben absetzen. Ibiza oder Peugeot 308 sind längst keine Kleinwagen mehr, ein Mini heute so gross wie ein Mittelklasseauto früher. Und egal was passiert, irgendwie behauptet sich immer noch der Golf als das Mass aller Dinge in der Kompaktklasse, auch wenn es jetzt lautstark Proteste aus der Koreanischen, der Japanischen und der Französischen Ecke hagelt.
B wie Breaks bis Luxus
Gibt es sie noch, die viertürigen Mittelklasse-Autos im Dreistufen-Design? Ja, es gibt deren noch einige, doch meistens entscheiden sich die Käufer bei diesen Autos für die Break-Versionen. Oder der Hersteller geht jedem Gewissenskonflikt aus dem Weg und bietet seine Autos als Fünftürer mit Heckklappe an. Nur bei den ganz Grossen wird die Linie beibehalten, bei den BMW 7, Audi A8 oder Mercedes S-Klasse, auch wenn Porsche, das beim Panamera aus einer Limousine einen Sportwagen gemacht hat, nun dieses Modell mit Heckklappe als Turismo in break-ähnlichem Design anbietet, an die Bezeichnung SUV hat man hier keinen Gedanken verschwendet.
Sport darf auch noch
Sportwagen und Coupés sind nach wie vor begehrt, trotz Umweltvorschriften, verstopfter Strassen, Tempolimits und Radaranlagen. Da traf es sich gut, dass wir einige neue Modelle auf einem abgeschlossenen Rennkurs ausprobieren durften, wie den Porsche 911 GTS auf dem Killarney Racetrack bei Kapstadt in Südfafrika, die neuen Boxster und Cayman GTS auf dem privaten Rennkurs Circuito Ascari bei Malaga, den BMW M5 auf dem ehemaligen Formel-1 Kurs von Estoril oder die Mercedes GLA AMG auf dem Hungaroring bei Budapest.
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