Im Diekircher Flüchtlingsheim auf dem Herrenberg wollte am Montag ein Flüchtling aus dem Irak aus Verzweiflung sein Zimmer anzünden. Die Polizei spricht von Randalen.
In der Diekircher Flüchtlingsunterkunft hätten am vergangenen Montag zwei Iraker versucht, Suizid zu begehen – das meldete die „Salam Show“ von Radio ARA am Dienstag auf ihrer Facebook-Seite.
Laut des arabischen Eintrags habe eine Person Tabletten genommen und die andere sich angezündet. Dazu noch der Satz: «Es ist eine Schande, dass der Mensch so weit kommt, Selbstmord zu begehen.» Ein Foto zeigt zerstörte Gegenstände in einem kargen Zimmer, auch Brandspuren sind zu sehen.
Nachfrage bei der Polizei
Die Pressestelle der Polizei konnte auf Nachfrage zunächst lediglich einen Einsatz in der Unterkunft bestätigen. Am späten Nachmittag veröffentlichte sie dann eine Meldung, dass der Sicherheitsdienst die Polizei gerufen habe, weil ein Einwohner einer Flüchtlingsunterkunft in Diekirch randaliert habe. Die Situation habe sich «dermaßen zugespitzt, dass die Staatsanwaltschaft Diekirch die Festnahme und anschließende Vorführung des Mannes beim Untersuchungsrichter» beschlossen habe.
Tageblatt-Informationen zufolge handelte es sich um einen irakischen Mann, der am Montag versucht hat, sein Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in Brand zu stecken. Ob er sich umbringen wollte oder die öffentliche Aufmerksamkeit auf seine ungeklärte Situation lenken wollte, sei unklar. Unseren Quellen zufolge soll der Mann vor zwei Monaten die Einwilligung bekommen haben, dass er in Luxemburg bleiben darf. Doch die offiziellen Papiere dazu habe er noch nicht erhalten. Offenbar habe er wiederholt beim OLAI und den zuständigen Ministerien nachgefragt, doch keine für ihn zufriedenstellende Unterstützung erhalten.
«Rückkehr in den Irak unmöglich»
OLAI-Direktor Yves Piron konnte dies weder bestätigen noch dementieren. Er habe keine Informationen zu diesem konkreten Fall, sagte Piron am Dienstag auf Nachfrage des Tageblatt. Es komme aber immer mal vor, dass Bewohner des Heims ihre Zigarette fallen lassen und dadurch eine Rauchentwicklung entstehe.
Auch die Caritas, die die Flüchtlingsunterkunft auf dem Herrenberg im Auftrag des OLAI leitet, wollte sich aus Respekt vor dem Privatleben des Betroffenen nicht zu dem Vorfall äußern.
Unseren Informationen zufolge wollen sich am Mittwoch (20.12.) mehrere Iraker mit Verantwortlichen der ASTI treffen, um über ihre Situation zu diskutieren. Sérgio Ferreira vom Flüchtlingshilfe-Verein ASTI bestätigte am Dienstag, dass ein solches Treffen stattfinde. Es handle sich um Menschen, die unmöglich in den Irak zurückkehren könnten. Offenbar habe Außenminister Jean Asselborn zwar gesagt, dass keine Zwangsrückführungen in den Irak mehr durchgeführt würden, doch die lange Dauer der Prozeduren stelle eine schwierige Situation für diese Menschen dar.
Sprachförderung Wohnungshilfe fehlt
Weil in Luxemburg immer noch nicht ausreichend Mechanismen eingerichtet worden seien, die Flüchtlingen ein autonomes Leben ermöglichen, müssten viele ohne Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben in den Unterkünften verharren. Dies sei „nicht die beste Situation“, betonte Ferreira. Insbesondere im Bereich der Sprachförderung und der Wohnungshilfe bleibe in Luxemburg noch viel zu tun. Jedoch wollten viele Menschen, die aus Kriegsgebieten nach Europa geflüchtet seien, nach ihren traumatischen Erlebnissen und ihrer langen Reise erst einmal zur Ruhe kommen, erklärte Ferreira. Sie seien nicht sofort bereit, eine neue Sprache zu lernen und ein komplett neues Leben zu beginnen.
Doch einige seien entschlossen, für ihre Rechte und die Verbesserung ihrer Situation zu kämpfen, während andere eher dazu neigten, aufzugeben.
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