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Es kommt noch schlimmer

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Die am meisten alarmierenden Studien zum Klimawandel sind auch die genauesten. Das haben kalifornische Wissenschaftler festgestellt. Danach würden die Temperaturen in diesem Jahrhundert um mehr als 4 Grad Celsius steigen.

Von unserem Korrespondenten John Dyer 

Die Klimaforscher Patrick Brown und Ken Caldeira sehen einen viel schlimmeren Klimawandel auf die Erde zukommen als bisher angenommen. Die Forscher der Carnegie Institution for Science in Stanford in Kalifornien haben die verschiedenen gängigen Modelle zur Entwicklung des Weltklimas miteinander verglichen und ihre Vorhersagen in den vergangenen Jahren auf Genauigkeit anhand der konkreten Wetteraufzeichnungen überprüft.

Sie sind zu einem erschreckenden Ergebnis gekommen: Die Modelle mit den gravierendsten Vorhersagen über die Entwicklung mit CO2-Belastung und anderen Treibhausgasen waren auch die genauesten. Forscher, Politiker, Unternehmer und Umweltschützer haben demnach die Klimakatastrophe in den kommenden Jahrzehnten noch nicht schwarz genug gemalt.

Laut den untersuchten Studien wird die Temperatur auf der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts zwischen 3,2 und 5,9 Grad Celsius über den Stand vor der Industrialisierung ansteigen – wenn die Menschheit nichts zur Verminderung der Treibhausgasemissionen tut. Der Unterschied zwischen dem niedrigsten und dem höchsten prognostizierten Anstieg kann nach Ansicht beider Klimaforscher Aufschluss über den tatsächlich bevorstehenden Klimawandel geben. „Es gibt dutzende bekannter Weltklimamodelle und sie alle sagen unterschiedlich starke globale Erwärmung bei gleichen Werten von Treibhausgas-Emissionen voraus“, sagte Brown. Es gebe keinen Konsens über die beste Vorhersage,

15 Prozent höher als UN annehmen

Brown und Caldeira prüften die Modelle darauf, wie genau sie in der jüngsten Vergangenheit die Temperaturen und die Wetterlagen vorhergesagt hatten. Sie benutzten dazu Satellitenbilder und die Stärke der Sonnenstrahlung, die in die Erdatmosphäre eindrang und sie wieder verließ. Sie kamen zu dem Schluss, dass die globale Erwärmung wahrscheinlich um 0,5 Grad Celsius höher sein werde, als Klimaforscher bisher angenommen haben, und 15 Prozent mehr als das multinationale Klimainstitut der Vereinten Nationen prognostiziert.

Die Chance, dass die Temperaturen im Jahr 2100 um mehr als 4 Grad Celsius höher liegen werden als jetzt, liegt nach ihren Berechnungen bei 93 Prozent. In der Klimawissenschaft herrscht derzeit Konsens, dass die Chance für eine solch dramatische Temperatursteigerung nur bei 62 Prozent liege. Eine so starke Erwärmung würde das Versinken kleiner Inseln durch Anstieg des Meeresspiegels beschleunigen, Korallenriffe noch schneller sterben lassen und Hitzewellen mit Dürren und Waldbränden bringen.

Skeptiker: Zu wenig Daten

Ein Schlüsselfaktor in den Erkenntnissen der beiden Forscher war der in den verschiedenen Modellen hergestellte Zusammenhang zwischen Bewölkung und Klimaentwicklung. Einige Forscher seien davon ausgegangen, dass geschlossene Wolkendecken die Sonnenstrahlung in den Weltraum zurückreflektierten und so die Erderwärmung mindern. Das aber könne falsch sein, argumentieren Brown und Caldeira. Aus ihrer Sicht sind die besten der untersuchten Modelle jene, die eine Reduzierung des Kühleffekts der Wolken in der Zukunft annehmen und deshalb auch die größte Erwärmung vorhersagen.

Andere Klimaforscher wie Ben Sanderson vom National Center for Atmospheric Research in Colorado sehen die Studie als „interessant und beunruhigend“ an. Allerdings hätten Brown und Caldeira übersehen, dass die untersuchten Modelle zumeist von den gleichen Daten ausgegangen seien. Auch ein kleiner Fehler in den Daten würde sich also in allen Studien niederschlagen und die Ergebnisse verfälschen. Es gebe nicht genug unterschiedliche Klimamodelle, um von zuverlässigen Mittelwerten auszugehen