In Frankreich werden seine Vorhaben als deutsche Sparpolitik kritisiert, in Deutschland wirft man ihm mangelnde Budgetdisziplin vor: Im Tageblatt-Interview geht EU-Wirtschafts-
und Währungskommissar Pierre Moscovici auf seine Reformvorhaben für die Eurozone und seine Kritiker ein.
Tageblatt: Ihr neues Paket zur Restrukturierung der Eurozone basiert nur auf Vorschlägen. Haben Sie einen Plan B, falls Plan A scheitert?
Pierre Moscovici: An erster Stelle muss eine Vertiefung der Europäischen Union stattfinden. Wir müssen unsere Integrations- und Vertiefungsbestrebungen intensivieren. Ich mag keinen Plan B, bevor Plan A nicht wirklich vollständig getestet wurde. Deswegen gehört alles, das wir jetzt vorstellen und vorbereiten, zu Plan A. Dieser kann und muss natürlich kritisch diskutiert werden.
Ihre Reformvorschläge sollen die EU vor der nächsten Krise schützen. Wie stark ist die Eurozone denn gefährdet?
Es stellt sich immer wieder die Frage nach dem „Überleben“ der Eurozone. Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Die Wirtschaft funktioniert in Zyklen. Wir befinden uns in einem viel besseren Zyklus als noch vor einigen Jahren. Das Wirtschaftswachstum erlebt einen leichten Aufschwung, die Defizite wurden gesenkt. Das hat bewiesen, dass der Euro ein starker Schutz für die EU-Bürger ist. Außerdem liegt den Europäern viel am Euro.
Es wird/wurde ein riesiger Apparat (ESM/EWF) aufgebaut, um die Verschuldungsprobleme der Euro-Staaten zu verwalten, nicht jedoch um sie definitiv zu lösen! Problemverwaltung statt Problemlösung! Von echtem Schuldenabbau sind wir weit entfernt!