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Eine Konkurrenzsituation miterleben

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Zurzeit findet in Berlin der Bundeswettbewerb Gesang, kurz BWG, statt. Der Luxemburger Loïc Damien Schlentz studiert zurzeit im dritten Jahr Musical an der Universität der Künste in Berlin und wagt zum ersten Mal den Wettstreit mit anderen talentierten Darstellern. Bereits heute Abend entscheidet sich, ob es der 24-Jährige in die Finalrunde schaffen wird.

Den Weg zur Musik fand Loïc Damien Schlentz eigentlich eher notgedrungen. Wie viele Kinder sollte auch er, neben der Schule, noch einem Hobby nachgehen. In seiner Heimatgemeinde Mondorf gab es zu der Zeit allerdings keine andere Wahl als Fußball, Basketball oder «Solfège». Wenig angezogen vom Sport entschied er sich für den Musikunterricht und kam so im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal mit dem Gesang in Kontakt.

Erste Schritte im Heimatland

Früh übt sich, wer was werden will. Bereits hier bemerkte seine damalige Musiklehrerin Dany Kohl, dass in seiner Stimme etwas ganz Besonderes war. Sie ermunterte ihn dazu, Gesangstunden zu nehmen, was er dann auch im Alter von acht Jahren tat. Einige Jahre später folgte eine schwierige Zeit für den jungen Musiker.

Während des Stimmbruchs zog er sich zurück und sang nur noch für sich alleine. Mit 16 traf er seine Gesanglehrerin wieder, die ihn erneut dazu ermutigte, seine vielversprechende Stimme zu fördern. Loïc blieb am Ball und das machte sich bezahlt. Als Schüler einer F-Sektion im «Athénée du Luxembourg» erhielt er mehrere Jahre in Folge Solo- und Hauptrollen in der alljährlichen Musical-Darstellung «Kolléisch in concert» und gewann seine ersten Fans. Er stieg bei der luxemburgischen Cover-Band The Noise Makers mit ein und sang immer öfter auch auf Hochzeiten und lokalen Konzerten. Auch Premierminister Xavier Bettel outete sich bereits früh, noch in seiner Zeit als Bürgermeister der Stadt Luxemburg, als Fan von Loïc.

Erste Publikumserfolge

Mit 20 beschloss er, sein Hobby, für das er immer mehr Anerkennung erhielt, zur Berufung zu machen. Er meldete sich für den Studiengang «Gesang/Musiktheater» an der Universität der Künste in Berlin an. Der Name des Studiengangs mag in der Tat verwirren, denn es geht hier hauptsächlich um klassischen und Operngesang. Zwar wusste Loïc schon damals, dass er eigentlich Musical-Darsteller werden wollte, traute sich den Studiengang aufgrund mangelnder Tanzerfahrung jedoch noch nicht zu.

Doch als er im Sommersemester an einem Tauschkonzert der beiden Studiengänge Musical und Oper teilnahm, fiel die längst überfällige Entscheidung, den Studiengang zu wechseln. Im Frühjahr 2015 machte er die Aufnahmeprüfung für die Studienrichtung «Musical/Show» und wurde unter knapp 250 Bewerbern als einer von zwölf Talenten aufgenommen.
Es folgten aufregende Jahre eines sehr zeit- und auch emotionsintensiven Studiums an einer Universität, die seit Jahren mit die besten Musical-Darsteller Deutschlands hervorbringt. Anfang dieses Jahrs trat Loïc erstmals mit seiner Klasse auf großer Bühne auf.

Er ist der Publikumsliebling

Das Stück «Lieber tot», eine moderne Version von Shakespeares «Romeo und Julia», erfreute sich derartiger Beliebtheit beim Berliner Publikum, dass sogar die spontane Wiederaufnahme bis auf die letzte Karte ausverkauft war. Hier schlüpfte der gebürtige Mondorfer in die Rolle der Amme. Hinter der knallroten Perücke, den extravagant hohen roten Lackschuhen, einem pinken Overall und einer pompösen Felljacke war es Loïc kaum möglich, sich zu verstecken. Und das brauchte und tat er auch definitiv nicht.

 

Mit seiner durch das Studium reifer und stärker gewordenen Stimme, aber auch mit seinem darstellerischen Talent war bereits nach der Premiere klar: Er ist der Publikumsliebling. Nicht wenigen kamen bei der Vorstellung die Tränen, wenn nicht vor Rührung, dann allerdings vor Lachen. Hier entdeckte der junge Student sein Talent zur Komik.
Loïc entschied sich in diesem Jahr zur Teilnahme am BWG, um erstmals eine Wettbewerbssituation mitzuerleben. «Im Studium arbeiten wir als Klasse zusammen. Es gibt keine Konkurrenz, wir agieren als eine Einheit. Da das später im Beruf nicht so sein wird, ist der BWG eine gute Gelegenheit, sich einer solchen Situation auszusetzen», erklärt der Wahlberliner.

Bundeswettbewerb Gesang
Der 1966 gegründete Wettbewerb für solistischen Gesang wird jährlich abwechselnd für die Sparten Musical/Chanson und Oper/Operette/Konzert ausgeschrieben. 2017 sind die Musical-Sänger an der Reihe, ihr Können auf der großen Bühne unter Beweis zu stellen. Die Teilnehmer müssen ein Gesamtrepertoire von insgesamt 45 Minuten mitbringen, aus denen sich die Jury dann während der verschiedenen Runden jeweils zehn Minuten heraussucht. In der Finalrunde müssen zwölf Jurymitglieder überzeugt werden.

Zu gewinnen gibt es zwölf verschiedene Förderpreise und es bietet sich die Möglichkeit, Engagements zu bekommen. Zusätzlich dürfen sie beim Gewinnerkonzert im FriedrichstadtPalast auf großer Bühne auftreten. Die Finalrunde findet am Donnerstag und am Freitag dieser Woche statt.

Von unserer Korrespondentin Melody Hansen