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Der Kampf gegen das Kreuz

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Frankreich ist nicht mehr die Tochter der katholischen Kirche. Diesen Titel, den das Land über Jahrhunderte hinweg getragen hat, verliert es mehr und mehr. Angesagt ist stattdessen der Kampf gegen das Kreuz.

Frankreich ist nicht mehr die Tochter der katholischen Kirche. Diesen Titel, den das Land über Jahrhunderte hinweg getragen hat, verliert es mehr und mehr. Angesagt ist stattdessen der Kampf gegen das Kreuz.

Im bretonischen Ploermel steht mitten in der Stadt eine große Statue, die den Papst Johannes Paul II darstellt. Sie ist eingerahmt mit einem Bogen, der über dem Kopf des Papstes mit einem Kreuz abschließt. «Das Kreuz muss weg», entschied der oberste Verwaltungsgerichtshof in Frankreich.

Die Bretagne ist möglicherweise noch die katholischste Region Frankreichs. Die katholische Kirche hat «das Bretonische» in Kultur und Sprache über Jahrzehnte während des Zweiten Weltkriegs und danach bis heute geschützt. Sie rettete die bretonische Sprache. Wegekreuze und Kirchen in hoher Zahl sind Ausdruck bretonischer Kultur.

Kirche zum Verkauf

Das soll nicht mehr gelten. Eine der ältesten französischen Vereinigungen, «Freies Denken», gegründet 1866, Sitz in Paris mit 5.000 Mitgliedern, kämpft gegen die Religiosität im öffentlichen Raum. «Wenn jemand auf seinem Grundstück ein Kreuz aufstellt, dann ist das seine Privatsache. Im öffentlichen Raum aber hat es nichts zu suchen», sagt Christian Eyschen, der den Kampf gegen das Kreuz über dem Papst in Ploermel geführt hat. Eyschen hat gute juristische Gründe auf seiner Seite. Im Jahre 1905 beschloss das französische Parlament die Trennung von Kirche und Staat. Die Kirchen als Gebäude gehören seitdem dem Staat, der heute aber kein Geld mehr hat, um sie zu unterhalten. In der Bucht des Mont-Saint-Michel stöhnt der Stadtrat der Großgemeinde Pontorson über eine Reihe von Kirchen in den zugehörigen Dörfern, für deren Unterhaltung das Geld fehlt. Und in der Kerngemeinde braucht es ein mehrjähriges Budget, um die Kirche zu restaurieren.

Da überdies die Zahl der Gläubigen zurückgeht, die Kirche regelrecht werben muss um Jugendliche, die zur ersten heiligen Kommunion gehen, schwindet die Zahl der Katholiken in Frankreich. Überall im Land stehen Kirchen zum Verkauf, werden von Privatleuten in Bistros oder in Wohnungen umgewandelt.

Subtil oder radikal?

Die einst reiche katholische Kirche ist mit dem Gesetz von 1905 arm geworden. Eine Kirchensteuer gibt es nicht. Die Kirche ist – anders als in Deutschland, wo eine Kirchensteuer erhoben wird – auf Spenden angewiesen. Die Trennung von Kirche und Staat ist in Deutschland subtiler als in Frankreich. Der Staat kassiert die Kirchensteuer ein und lässt sich dafür bezahlen. Katholische Kirche und Protestanten sichern weitgehend den sozialen Raum mit Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen, eigenen Krankenhäusern und ihren Organisationen wie Caritas und Diakonie. Pfarreien betreuen alte Menschen, helfen bei Demenz.

Diese Subtilität fehlt in Frankreich. Die absolute Trennung von Kirche und Staat legt dem Staat die Sozialaufgaben auf, die in Deutschland weitgehend von den Kirchen übernommen werden. Dabei ist der französische Staat häufig überfordert.

Absurder Kampf in Frankreich

Vereinen wie dem «Freien Denken» ist das egal. Sie beziehen sich auf das nach-revolutionäre Gesetz von 1905 und bekämpfen das Kreuz. Dieser Kampf geht weit. So darf das höchste Verwaltungsgericht demnächst darüber entscheiden, ob ein kleines Kreuz, das ein Friedhofstor schmückt, entfernt werden muss. «Freies Denken» verneint die judeo-christliche Kultur Frankreichs und Europas. Wobei das Land aber ein besonderes Problem hat: Der Staatsvertrag zwischen Vatikan und dem Deutschen Reich aus der Zeit von Reichskanzler Bismarck wurde geschlossen, als das Elsass und das Mosel-Département zum Deutschen Reich gehörten. Hier geht eine Kulturgrenze durch Frankreich, die den Abbau von christlichen Zeichen nicht so einfach macht, auch wenn in den 1990er-Jahren die Kreuze in den Gerichtssälen im Metzer Justizgebäude abgehängt wurden.

Dass das Kreuz gerade wieder in den Vordergrund tritt, hat auch etwas mit der Jahreszeit zu tun. Weihnachten steht vor der Tür. Und vor zwei Jahren musste das höchste Verwaltungsgericht in Paris darüber entscheiden, ob man Krippen in Rathäusern aufstellen darf. Man darf, unter bestimmten Bedingungen.

Die Vereinigung von 1866, die von Freimaurern durchsetzt sein soll, führt Frankreich in eine andere dauerhafte Auseinandersetzung. Die Krippe fand im vergangenen Jahr im Pariser Rathaus nicht statt. Aber Bürgermeisterin Anne Hidalgo lud Muslime zum traditionellen «Fastenbrechen» zum Ende des Ramadan ein. Und Muslime, die im Pariser Großraum seit Wochen auf der Straße beten, werden dort nicht behelligt. Es ist ein Kreuz, der Kampf um die Laizität in Frankreich, mit absurden Auswirkungen.

de rom
24. November 2017 - 22.48

nun ech froe mech Lo Grad bei dësem Artikel fir wat ech elo un den Michel Houllebeck muss Denken ( Unterwerfung )

René Charles
23. November 2017 - 18.09

Ok.
Und was sagt mein Imam dazu ?
Dee froen ech mar direct, well mar as Gebiets-Daach. (Freidech)

Klod
23. November 2017 - 17.26

Et ass en idiotesche Brauch. D'Kanner ze beléien ass weder 'schéin' nach 'kulturell'.
D'Kanner géifen sech och iwwert eng Tiitche freeën, wann se net vum engem verdeelt géifen, deen als sougenannten 'Hellege' verkleet ass, deen Kierch selwer scho virun X Joer eliminéiert huet.
An dann nach waméiglech den Houseker mat 'Blackface' als 'béise' Neger als Sidekick, méi topeg a rassistesch geet et net.

Marius
23. November 2017 - 17.00

Herr Diebstahl. Hätten sie sich enger mit der Kirchengeschichte befasst, hätten sie obige Aussage nicht gemacht. Schlimmeres als die katholische Kirche kann es nichts geben. Ich erinnere an die Kreuzzüge, die Hugenottenkriege, an den Krieg der protestantischen Fürsten und an den 30. Jährigen Krieg, der beinahe Europa von der Landkarte getilgt hätte. Sagt ihnen der Prager Fenster etwas ?Diktaturen im europäischen Raum, waren in rezenter Geschichte eher von beschränkter Dauer, z.B. die Regime von Franko. Salazar, Mussolini und Hitler, wohingegen von die katholische Kirche über Jahrtausende hinweg alles Gedankengut unterdrückt wurde das nicht mit der Lehre "unseres Herrn Jesus Christus" in Einklang zu bringen war. So konnte es mal vorkommen, dass ihnen plötzlich auf dem Scheiterhaufen die Füsse und die Ohren gewärmt wurden.
Lesen sie den zweiten Abschnitt meines obigen Post vom 23.11.17 - 10:27.

Diebstahl
23. November 2017 - 14.49

Herr Marius. Euch ist ein kleiner Lapsus unterlaufen! Herr Diebstahl zitiert : "Ob es sich hierbei um eine Diktatur oder um eine Demokratie handelt, sei dahingestellt. Da ein Staat immer und ausnahmslos im Interesse seines Volkes handelt, kann dieser nicht als Dieb, oder unehrlich bezeichnet werden." - Herr Marius, was ist in Euch gefahren? Das ist ja noch schlimmer als die Kirche!

Norbert Muhlenbach
23. November 2017 - 13.18

Warum diese Aufregung? Eigentlich sollte im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter der Industrie4.0, der kuenstlichen Intelligenz, usw. alles andere an 1. Stelle stehen. Jegliche Religion ist Opium fuers Volk, das sagte jemand, der vor 150 Jahren schon erkannt hat, dass jegliche Religion zur Verdummung beigetragen hat und heute immer noch beitraegt......Beispiele dafuer haben wir genuegend.

Marius
23. November 2017 - 11.58

Ob dem kranken Mann an der Seine zu helfen ist, ist mehr als fraglich, nicht nur von einem religiösen Standpunkt aus.. Der Islam hat seinen Siegeszug zuerst in Frankreich angetreten, ohne dass der Rechtsstaat sich die nötigen Abwehrmekanismen gegeben hätte um dies zu verhindern. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Grande Nation Zustände bekommt, wie in einstigen Jugoslavien, nämlich ein Krieg der Religionen, ein Krieg der Zivilisationen.

Wagner Alain
23. November 2017 - 11.36

Firwat dann? Et ass en schéinen alen Brauch an et gehéiert zu eiser Kultur. Dir hutt iech als Kand bestëmmt och iwwer den Kleeschen gefreet.

DINGO
23. November 2017 - 10.55

A puncto Kleeschen kann séch wahrscheinléch eischter d'Kiersch hien verschmerzen wéi eis Geschäftswelt. Mat dem Konsumterror fir Kreschtdaach genau d'selwécht

Jürgen Klute (Europa.blog)
23. November 2017 - 10.53

Ob Kreuze oder andere religiöse Symbole in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen, ist im UN-Zivilpakt geregelt. Der UN-Zivilpakt ist Teil des internationalen Menschenrechts-Kodex. Dort heißt es in Artikel 18:
(1) Jedermann hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Dieses Recht umfasst die Freiheit, eine Religion oder eine Weltanschauung eigener Wahl zu haben oder anzunehmen, und die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Gottesdienst, Beachtung religiöser Bräuche, Ausübung und Unterricht zu bekunden.
(2) Niemand darf einem Zwang ausgesetzt werden, der seine Freiheit, eine Religion oder eine Weltanschauung seiner Wahl zu haben oder anzunehmen, beeinträchtigen würde.
(3) Die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung zu bekunden, darf nur den gesetzlich vorgesehenen Einschränkungen unterworfen werden, die zum Schutz der öffentlichen Sicherheit, Ordnung, Gesundheit, Sittlichkeit oder der Grundrechte und -freiheiten anderer erforderlich sind.
(4) Die Vertragsstaaten verpflichten sich, die Freiheit der Eltern und gegebenenfalls des Vormunds oder Pflegers zu achten, die religiöse und sittliche Erziehung ihrer Kinder in Übereinstimmung mit ihren eigenen Überzeugungen sicherzustellen. (Quelle: https://www.zivilpakt.de/religionsfreiheit-3354/)
Das ist eine eindeutige Aussage. Demnach ist es auch Laizisten zuzumuten, religiöse Symbole in der Öffentlichkeit zu tolerieren.

Marius
23. November 2017 - 10.52

Sehr geehrte Herr Diebstahl. Ihre Zweifel sind völlig unbegründet. Der Staat ist die oberste Instanz einer Nation. Er allein dekretiert was akzeptabel ist in der Gesellschaft und was nicht. Ob es sich hierbei um eine Diktatur oder um eine Demokratie handelt, sei dahingestellt. Da ein Staat immer und ausnahmslos im Interesse seines Volkes handelt, kann dieser nicht als Dieb, oder unehrlich bezeichnet werden.
Was die Kirche nun anbelangt sieht das vollkommen anders aus. Nicht wenige begüterte fromme Christenmenschen, die in ihrer Todesstunde, ihren letzten freien Willen zu Gunsten der Kirche bekundeten, überschrieben ihr Vermögen und ihren Besitz durch testamentarische Verfügung der Kirche, in der Hoffnung sich von ihren Schuldgefühlen und ihrem schlechten Gewissen zu befreien. So hofften sie, von Sünde und Schuld reingewaschen zu werden, damit sie das ewige Leben erlangen. Hierbei gewährten die pfiffigen christlichen Brüder jeden denkbaren seelischen Beistand, damit den armen Seelen, ein reibungsloser Übergang in die paradiesischen Gefilde der Überglückseligen gelang.
Mal so unter uns Herr Diebstahl; das hätten sie selbst herausfinden können, wenn sie ihre grauen Zellen nur ein wenig beansprucht hätten.

Marius
23. November 2017 - 10.27

Religion als Aspekt des zeitlich begrenzten Menschenlebens, ist der zu bezahlende Preis für eine flüchtige und folgenschwere Illusion, die unnützerweise Energie verbraucht, diese also von der körperlichen und geistigen Lebensenergie abzieht und somit nicht mehr zur Verfügung steht zur Erfüllung sinnvoller und nützlicher Zielsetzungen, sei das in Deutschland oder Frankreich. Diese Institution genießt seit vielen Jahrhunderten volle Narrenfreiheit und außerordentliche Privilegien, die der Staat auch in Luxemburg noch mit öffentlichen Mitteln finanziert, trotz Trennung von Kirche und Staat. Von der Umsatz- und Erwerbssteuer befreit, zahlt diese Institution außerdem, auf ihr riesiges Vermögen und dessen Zinsen keine Steuern, mit dem doppelzüngigen Argument, es diene einem guten Zweck. Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel, folglich auch jene des guten Zwecks.
Die Gründer die zu einer massiven Abwendung ihrer Anhänger geführt haben, liegen auf der Hand. Seit Jahrtausenden hat sich die durch dogmatische Vorgaben gelenkte Kirche, gegen die Demokratie, die Wissenschaft, die Freiheit des Einzelnen und gegen die Menschenrechte gewandt. Der Vatikanstaat, der kleinste Staat der Welt und die letzte absolute Monarchie, ist der einzige Staat, der die Menschenrechtscharta der UNO bis heute entschieden ablehnt, mit dem Argument, das Recht Gottes sei höher einzustufen als die Menschenrechte. Dem einzelnen Bürger ist es in einem demokratischen Rechtsstaat immerhin gestattet, seine elementaren Rechte einzufordern, wenn ihm dies nötig erscheint, wohingegen niemand bei einem hypothetischen Gott sein Recht einfordern kann, weil dieser keine Adresse und keinen Briefkasten und schon gar keine E-Mail Adresse hat. Demzufolge geht der Vatikanstaat, nach modernen und rechtsstaatlichen Prinzipien, nicht als „demokratisch“ durch.

Konsequent à la française
23. November 2017 - 10.07

Heldenhaft gegen ein Kreuz auf einem Papst-Denkmal (!) kämpfen, aber "politisch korrekt" wegsehen wenn in immer mehr französischen Schul- und Kindergartenkantinen nur noch Halalkost angeboten wird. Man wird den Eindruck nicht los, dass die Verteidiger der "Laicité" sich ihre Gegner sehr genau aussuchen, ähnlich wie Veganer, die lieber gegen alte Damen mit Pelzmantel kämpfen als gegen Rocker in Lederkluft.

Robbes
23. November 2017 - 9.27

Gott sei Dank ist dieses Taliban-Denken in der Schweiz, Österreich, Südtirol, Bayern nicht verbreitet, sonst gäbe es die romantischen "Marterl" (Kreuze am Wegesrand) und zum stolzen Photohintergrund geeigneten Gipfelkreuze nicht mehr.

Jacques Zeyen
23. November 2017 - 9.18

Sie schreiben nicht über die vielen Toten die im Zeichen dieses "beliebten" Folterinstrumentes zustande gekommen sind. Fast alle Kriege,Inquisition,Conquista und,und..stehen unter diesem Zeichen. Schulen und Spitäler z.B. gehören NICHT in die Hände von katholischen Institutionen. (siehe Abweisung einer vergewaltigten Frau in einem deutschen Krankenhaus ( ! ) Es geht eben genau darum die Öffentlichkeit von jeglichen religiösen Gebräuchen zu verschonen und diese in die eigenen vier Wände zu verlegen. Das gilt auch für betende Muslime und deren total vermummte Haremsdamen. Religion ist tödlicher als Rauchen.Das sehen wir täglich.
Wer nichts weiss muss alles glauben. Durch Denken und die richtige(!) Bildung kann man auch ein guter Mensch werden,dafür braucht es keine Götter. Und gut sind die meisten Menschen,kein geistig gesunder Mensch kommt böse auf die Welt. Dafür braucht es die Religion.

Diebstahl
23. November 2017 - 9.09

Das Gesetz von 1905 hat den französische Staat zum Dieb erklärt. Dass vorher die Kirche ebenfalls Diebstahl beging und Privatleute beklaute steht ausser Frage. Wer ist jetzt der gute Dieb, wer der Schlechte?

Seb Lang
23. November 2017 - 8.55

Warum Absurd?
Wenn es keiner mehr braucht, stellt man es in den Schrank.
und nach den Kreuzen die Atomreaktoren! Scheint logisch für mich, evolutionieren!

Danielle
23. November 2017 - 8.52

Eng gutt Saach! Bei eis kéinten se mol direkt de Kleeschen aus dem ëffentleche Raum 'entfernen'.
Déi Gratisreklamm fir d'Kierch ass net méi zäitgemäss.
Och bei eis ginnach just en Drëttel vun de Kanner gedeeft, déi Märercher gehéieren an dat lescht Jordausend.