Urlauber haben während einer Bootstour auf dem Adelaide River im Norden Australiens ein etwa drei Meter langes, weißes Salzwasserkrokodil entdeckt. Dass farblich derart auffällige Tiere in der Wildnis so lange überleben, ist eine Seltenheit.
Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen, Sydney
Von Grau bis Grün – das ist die normale Farbpalette der australischen Salzwasserkrokodile, die den gesamten tropischen Norden des Landes besiedeln. Ihre Farbgebung ist im schlammigen Wasser der Flüsse und Wasserlöcher im Norden die beste Tarnung. Ein Krokodil im Wasser zu sehen, erfordert Adleraugen.
Tieren, denen die Farbpigmente jedoch abgehen, wie einem weißen Krokodil aus dem Adelaide River, das die Australier inzwischen passenderweise Pearl, also Perle, genannt haben, steht meist kein gutes Schicksal bevor. Ihre Farbgebung macht sie normalerweise früh zu Opfern, da Fressfeinde sie leichter entdecken können.
Verwandtschaft mit Michael Jackson vermutet
Pearl scheint diesen Gefahren jedoch erfolgreich aus dem Weg gegangen zu sein. Das drei Meter lange Tier wurde von Urlaubern während einer Bootstour auf dem Fluss entdeckt. Das etwa neun- oder zehnjährige Krokodil, das kein Albino ist, sondern an einer genetischen Mutation leidet, bei dem der Körper nur weniger Melanin-Pigmente bildet, erregte in Australien deswegen großes Aufsehen und wurde als Überlebenskünstler gefeiert.
«Pearl hat unsere Herzen besonders berührt», schrieb die «NT Crocodile Conservation & Protection Society» auf ihrer Facebook-Seite und postete dazu Bilder des seltenen Tieres. Es sei sehr wahrscheinlich, dass das Tier ein Nachfahre von «Michael Jackson» sei. Letzteres Krokodil hatte 2014 weltweite Schlagzeilen gemacht, nachdem es einen Fischer am Adelaide River ins Wasser gerissen und ertränkt hatte und danach selbst ebenfalls getötet worden war. Michael Jackson war nicht wie Pearl komplett weiß gewesen, sondern hatte einen dunklen Körper und einen weißen Kopf. Adam Britton, ein Krokodilexperte an der Charles-Darwin-Universität, hält die Vermutung, dass der legendäre Michael Jackson der Vater des neuen weißen Krokodils sein könnte, für möglich. «Beweise gibt es allerdings nicht», sagte er.
Weiße Krokodile leben nicht lange
Pearl leidet an Hypopigmentierung, bei der weniger Melanin-Pigmente vorhanden sind. Dies kann angeboren sein oder während der Inkubation der Eier geschehen sein, wie Britton sagte. «Wenn das Krokodilnest überheizt und die Eier ein wenig zu heiß werden, können Fehler wie diese auftreten und seltsame Farben entstehen», sagte der Experte. Dies habe er schon häufiger am Victoria River, ebenfalls im Norden Australiens, gesehen. «Die meisten überleben aber nicht.» Sie würden frühzeitig für andere Tiere zur Mahlzeit werden.
Pearl dagegen habe mit inzwischen drei Metern eine so stattliche Größe erreicht, dass die Überlebenschancen durchaus gut sein würden. «Nur ein anderes, zum Beispiel fünf Meter großes Krokodil könnte dem Krokodil jetzt noch etwas antun», sagte der Zoologe. Sollte es sich bei Pearl um ein Weibchen handeln, hätte sie wohl nichts mehr zu befürchten. Als Männchen könnte das Tier jedoch noch in Rivalenkämpfe geraten und dadurch sterben.
Krokodile sind unter Schutz gestellt
Auch wenn Pearl ein seltenes Exemplar ist, Salzwasserkrokodile sind es im Norden Australiens grundsätzlich nicht mehr. Nachdem sie in den 70er-Jahren fast ausgestorben waren, wurden sie unter Schutz gestellt und haben sich inzwischen wieder großflächig ausgebreitet.
Pearl ist übrigens nicht das einzige spektakuläre weiße Tier Australiens. Auch der schneeweiße Albino-Buckelwal Migaloo begeistert jedes Jahr Tausende, wenn er zwischen den Gewässern Queenslands und der Antarktis hin und her schwimmt. Seit Migaloo 2003 von einem Boot verletzt wurde, ist – um ihn zu schützen – gar ein eigenes Gesetz verabschiedet worden: Demnach müssen Walbeobachter mindestens 500 Meter Abstand von ihm halten und Flugzeuge, Helikopter oder Jetskis müssen mindestens 600 Meter entfernt sein, um nicht deftige Strafen zu riskieren.
Zur Autorin
Barbara Barkhausen, Asia-Pacific-Korrespondentin, lebt seit 2002 in Sydney, Australien. Sie deckt für Café Europe neben ihrem neuen Heimatland Australien auch Neuseeland, Indonesien, Papua-Neuguinea und die Pazifikinseln ab. Barbara hat Kommunikationswissenschaften, Englische Literatur und Kunstgeschichte in München und Los Angeles studiert und für das ZDF, Pro7 und die Bavaria Film in München gearbeitet, bevor es sie ans andere Ende der Welt zog. Sie ist Print-, TV- und Radiojournalistin und Autorin mehrerer Kinder- und Sachbücher.
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