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Gift

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Eine aktuelle Autorin und "ihre" Morde (Teil 2).

Eine aktuelle Autorin und «ihre» Morde (Teil 2)

Szenenwechsel. Unser aller tägliches Gift! Um dann von der «Queen of Crime», die themeninhaltlich also auch brandaktuell durchaus auch wissenschaftlich ernst genommen wird, auf den Alltag des modernen Zeitgenossen im Sinne des einführenden Zitates überzugehen.

Unser aller Gift-Alltag! Ohne spektakuläre Roman-Kriminalität, die von einem gezielten Täter ausgeht. Trotzdem: Kriminelle Gifte des Alltags gibt es durchaus – und darüber hinaus auch noch kriminelle Täter, die völlig legal aktiv sind!

Was ist das eigentlich Schlimme an unserem täglichen Gift, das wir oft ahnungslos oder aber völlig unbedenklich in diverser Form zu uns nehmen?
Nun, ganz einfach der Fakt, dass wir es akzeptieren. Täglich. Wir atmen es ein, wir essen es, wir trinken es, wir schmieren es uns auf unsere Haut.
Wir konsumieren es! Ohne weiter darüber nachzudenken. Unsere tägliche Dosis Gift: fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, ist chemisch belastet. Eine direkte Folge der Pestizide und Herbizide in der Landwirtschaft.

Wie beispielsweise das Totalherbizid, das zurzeit heftig kritisierte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, dessen Geschichte folgende ist: Glyphosat wurde erstmals 1950 durch den Schweizer Chemiker Henri Martin synthetisiert.

Bis in die 1960er-Jahre fristete der Wirkstoff allerdings ein Nischendasein, seine Wirkungsweise auf Pflanzen blieb unbekannt. Ende der 60er-Jahre führte der Agrarkonzern Monsanto eine Reihe von Herbizidtests durch. Hier wurde die Wirkungsweise von Glyphosat als Pflanzenvernichtungsmittel und seine Einsatzmöglichkeit zur Unkrautvernichtung entdeckt.

Ein Monsanto-Patent

1971 erfolgte die Patentbeantragung durch Monsanto, das Patent selbst wurde 1974 gewährt. Im gleichen Jahr kam das Produkt als Herbizid erstmals auf den Markt. Seit dem Ablauf des Patents vertreiben auch andere Firmen Glyphosatprodukte. «Glyphosat ist ein Symbol», so ein Wissenschaftler der Universität Göttingen.

«Es steht als weltweit dominierendes Pflanzenschutzmittel für eine Form der Landwirtschaft, die viele Kritiker hat.» Derzeit brandaktuell auch die Diskussion um das Insektensterben, gegen das übrigens auch ein reelles Glyphosat-Verbot ein Schritt in die richtige Richtung wäre, wie Experten betonen. Auch wenn das Herbizid nur einen Teil des Problems darstellt, weil es nämlich keine Insekten tötet, jedoch als Breitband-Herbizid dafür sorgt, dass die Nahrungskette zusammenbricht.

Immer mehr Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen der Zunahme von Krebserkrankungen, Immunschwächen, Diabetes sowie neurologischen Erkrankungen und der sich verändernden Ernährung der Menschen. Kontext Obst und Gemüse: Die EU erlaubt fast schon skrupellos unzählige giftige Pestizide. Und noch immer setzen die meisten Erzeuger hauptsächlich auf Chemie, um ihre Produkte vor Schädlingen oder Pilzen zu schützen und um sie für den Transport und die Lagerung haltbar zu machen.

Die Liste der rund um den Globus eingesetzten Chemikalien ist lang. Greenpeace legte eine Übersicht besonders gesundheits- und umweltgefährdender Spritzmittel vor.
Zwei Chemiker untersuchten dafür im Auftrag der Organisation sieben Monate lang 1.134 bekannte Pestizid-Wirkstoffe auf ihre Risiken. 327 davon landeten prompt auf einer schwarzen Liste, sie gelten mithin als besonders gefährlich für Umwelt und Gesundheit.

Diese Stoffe sind so giftig, dass sie sofort verboten werden müssten, so die Chemiker in ihrer Schlussfolgerung. Tatsächlich aber sind 168 dieser Pestizide heute in der EU erlaubt, achtzig davon wurden in den vergangenen Jahren überhaupt erst zugelassen – darunter Spritzmittel wie Iprodion, das laut Greenpeace häufig bei Tafeltrauben, Salaten und Erdbeeren nachgewiesen wird und vermutlich Krebs auslöst.

Beeinträchtigte Fortpflanzung

Oder das Pilzbekämpfungsmittel Imazalil, das oft in Zitrusfrüchten steckt und ebenfalls im Verdacht steht, Krebs zu verursachen und die Möglichkeit zur Fortpflanzung zu beeinträchtigen.

Die EU-Kommission hat kürzlich immerhin von ihrem Vorschlag Abstand genommen, die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat für weitere zehn Jahre zu verlängern. Wie ein Sprecher bestätigte, strebt die EU nun in Abstimmung mit den Mitgliedstaaten eine Verlängerung zwischen fünf und sieben Jahren an.
Wir sehen, dass der Weg hin zu einer von einer von Giften befreiten Welt noch ein sehr langer sein wird …

Und, ach ja, eine Form der Gift-Kriminalität war Agatha Christie, die sich an die unterschiedlichsten Genres wagte, natürlich unbekannt, nämlich das profitorientierte, indirekte Tötungsdelikt der Chemiekonzerne. Die tagtäglich mit der Produktion ihrer Gifte diese Welt, diesen Globus in seiner Vielfalt zu zerstören drohen …
Anders gefragt: Wer zitiert Monsanto vor Gericht?

Oder auch die politisch Verantwortlichen EU-Politiker, die in puncto Feigheit und Inkonsequenz und ob ihrer mehrheitlichen Tatenlosigkeit zumindest politisch bestraft werden können …

Nämlich von uns allen: dem tumben Wahlvolk, das sein persönliches «Gift» in der Wahlkabine übrigens – und das auch noch wahltechnisch nachhaltig – völlig legal einsetzen darf! Auch wenn das Blei im Bleistift heute (ungiftiges) und mit Ton vermischtes Graphit ist, die giftige Wirkung ebendieses Bleistifts auf den Wahlzetteln ist allerdings garantiert …

Frank Bertemes