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Wie Städte die Evolution von Tieren beeinflussen

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Wanderfalken, die in Hochhaustürmen nisten, und Klee, der sich an wärmere Temperaturen anpasst: Tiere und Pflanzen stellt der Lebensraum Stadt vor besondere Herausforderungen.

Das Leben in der Stadt macht etwas mit Wildtieren. Ob Tauben oder Füchse, Eidechsen oder Bettwanzen: Ein urbanes Umfeld beeinflusst ihre Evolution. Forscher aus Kanada und den USA haben zu dem Thema nun 192 Einzelstudien gesichtet und im Fachjournal «Science» viele Beispiele herausgesucht. Zudem wollten sie wissen: Wie genau läuft die Evolution in der Stadt ab?

Schon die ersten frühen Bauern zogen vor rund 12 000 Jahren Mäuse und Ratten an. Heute leben 55 Prozent aller Menschen in Städten, Tendenz steigend. Die Tiere, die den Menschen dorthin folgen, leben anders als ihre Artgenossen in freier Natur: Es gibt versiegelte Böden, isolierte Grünflächen, höhere Temperaturen, mehr Luft-, Licht- und Lärmverschmutzung. Daran passen sich viele Arten an.

Die Lebensräume der Tiere sind in der Stadt kleinteiliger, die Vielfalt einheimischer Arten geht zurück, invasive Arten nehmen zu, wie Marc Johnson (University of Toronto Mississauga, Kanada) und sein Kollege Jason Munshi-South bilanzieren.

Sie schnelle Evolution in der Stadt kann dabei verschiedene Ursachen haben. So sind es manchmal einfach bestimmte Varianten eines Gens, die sich innerhalb kleinerer, isolierter Gruppen durchsetzen. Es kann aber auch Mutationen im Erbgut eines Tieres geben, die ihm besondere Vorteile verschaffen.

Anpassung an den Ruß

Letzteres ist beispielsweise beim Birkenspanner der Fall: Während der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert setzte sich bei dem Falter eine Mutation im Erbgut durch, die seine Flügel dunkel färbte. So war er auf Baumrinden, die durch Fabrikrauch verschmutzt waren, besser getarnt. Den Forschern zufolge gibt es auch Hinweise darauf, dass etwa die Verschmutzung in Städten die Mutationsrate erhöht.

Die Kammanolis-Eidechsen (Anolis cristatellus) in den Städten Puerto Ricos passen sich an das Leben auf künstlichen Oberflächen an, indem sie längere Gliedmaßen und mehr Zehenlamellen entwickeln als ihre Artgenossen auf dem Land. Und in den USA haben Hausgimpel in Städten ihre Schnabelform weiterentwickelt, um die größeren Sonnenblumenkerne, die sie dort von Menschen bekommen, besser knacken zu können.

«Die Anpassungen entwickeln sich typischerweise als Antwort auf Pestizid-Gebrauch, Verschmutzung, lokales Klima oder die physische Struktur der Städte», so Johnson. Flüsse, breite Straßen und massige Gebäude trennen die Lebensbereiche vieler Tiere in der Stadt ab. So unterscheiden sich bei der Weißfußmaus in New York die einzelnen Populationen von Maus-Gruppen einen Block entfernt deutlich. Abhilfe könnten den Forschern zufolge Parks schaffen, die wie Korridore wirken.

Weitere Forschungen zur Tier-Evolution in der Stadt könnten künftig auch Menschen helfen, betonen Johnson und Munshi-South: Um beispielsweise mehr über die Entwicklung von Schädlingen wie Bettwanzen und Kakerlaken zu erfahren. Und auch, um die Städte der Zukunft, etwa mit vernetzten Grünflächen, nachhaltiger zu gestalten.