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In Australien wird Hitchcocks Vogel-Horror wahr

In Australien wird Hitchcocks Vogel-Horror wahr
Foto: YouTube/Trent Nicholson

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In Australien weichen Vögel immer öfter von ihrer normalen Flugbahn ab, tauchen in die Tiefe und greifen Menschen an. In diesem Jahr scheinen die Angriffe nochmal deutlich angestiegen zu sein.

Es passiert im Bruchteil einer Sekunde: In Australien weichen Vögel immer öfter von ihrer normalen Flugbahn ab, tauchen in die Tiefe und greifen Menschen an . Immer wieder und wieder – ähnlich wie in dem Filmklassiker «Die Vögel» von Alfred Hitchcock. Vor sieben Jahren jagte eine australische Elster einen zwölfjährigen Jungen gar in die Fahrbahn eines entgegenkommenden Autos. Das Kind verstarb später. Die Angriffe haben dramatisch zugenommen, sodass ein Krankenhaus in Melbourne eine Warnung ausgesprochen hat.

Über 3000 Angriffe in diesem Jahr

Normalerweise sind die australischen Elstern («Magpies“), die im Deutschen auch als Flötenvögel bekannt sind und zur Familie der Würgerkrähen gehören, eher friedliche und sogar freundliche Vögel. Doch zur Brutsaison im australischen Winter und Frühling, in etwa von August bis November, reagieren die Vögel auf manche Menschen mit einem Verhalten, das Hitchcocks Horrorfilm «Die Vögel“ in nichts nachsteht.

In diesem Jahr scheinen die Angriffe nochmal deutlich angestiegen zu sein: Über 3000 Attacken wurden der Webseite Magpie Alert bisher gemeldet, über 500 Menschen sollen Verletzungen von den Vögeln davongetragen haben. Die meisten Angriffe finden demnach an der Ostküste statt. In Melbournes Innenstadt scheinen die Vögel einigen Straßenzügen den Kampf angesagt zu haben, so der Lonsdale Street, Punt Road, Lygon Street und Heffernan Lane.

Klinik warnt vor Augenverletzungen

Augenverletzungen haben in diesem Jahr so sehr zugenommen, dass das «Royal Victorian Eye and Ear Hospital» in Melbourne inzwischen eine offizielle Warnung an die Öffentlichkeit ausgegeben hat. Normalerweise werden dort nur ein bis zwei Fälle pro Monat eingeliefert werden. Doch «im Juli hatten wir 14 Fälle von Augenverletzungen durch die Vögel, im August zwölf», sagt die Ärztin Carmel Crock dem Radiosender ABC. In September sind es 17 gewesen, im Oktober bereits 19 Fälle.

Krallen und Schnäbel der Vögel können einem Menschen schwere Verletzungen zufügen, von Blutungen und Prellungen am Kopf oder im Auge bis hin zu Augeninfektionen, wenn Schmutz in das Auge eindringt. «In der vergangenen Woche haben wir fünf Verletzungen an einem Tag gesehen, inklusive einer penetrierenden Augenverletzung, die operiert werden musste», sagte die Medizinerin.

Magpie swooping sign

Kopfschutz und nicht rennen

Die Webseite Magpie Alert empfiehlt Radfahrern, die besonders häufig von den angriffslustigen Vögeln aufs Korn genommen werden, Kabelbinder wie Antennen auf ihren Fahrradhelmen zu befestigen. Eine Regierungswebseite des Bundesstaates Victoria nennt dagegen als Tipps, sich an Orten, die für Elsterangriffe bekannt seien, nicht allzu lange aufzuhalten. «Bewegen Sie sich schnell“, heißt es dort, wobei man aber nicht rennen sollte. «Bedecken Sie Ihren Kopf, tragen Sie einen Hut oder haben Sie einen Stock bei sich oder einen Schirm über dem Kopf.“ Radfahrern wird neben einem Helm geraten, eher abzusteigen und ihr Rad zu schieben und ein paar Augen auf ihren Helm zu malen. «Die Vögel fliegen einen eher nicht an, wenn sie denken, dass man sie im Auge hat.“

Treu wie Hunde – und manchmal sogar Lebensretter

Eine Verhaltensforscherin der Universität von New England sagte der ABC jedoch, dass die Menschen sich lieber die Mühe machen sollten, sich mit den Vögeln anzufreunden. «Wir wissen, dass Elstern sich erinnern und menschliche Gesichter erkennen und sie werden sich noch Jahre später erinnern“, sagte Gisela Kaplan. Würden die Vögel einen also kennen und als «nette Person“ einstufen, habe man einen Freund fürs Leben gemacht. «Sie formen lebenslange Freundschaften wie Hunde“, sagte die Wissenschaftlerin.

Eine solche Freundschaft hat der Australierin Sam Bloom (46) praktisch das Leben gerettet: Nach einem Unfall war die damalige Krankenschwester nicht nur querschnittsgelähmt, sondern hatte auch jeden Lebesmut verloren. Die Rettung eines verletzten Flötenvogels und seine folgende Zähmung heilte auch Blooms inneren Wunden. Ihre Geschichte wurde zuerst im Buch «Penguin Bloom: Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete» erzählt. Eine Hollywood-Verfilmung ist in Planung.

Die Australierin Sam Bloom hat sehr gute Erfahrungen mit einem Flötenvogel gemacht.

In Luxemburg droht wenig Gefahr von Oben

Ob süße Story oder Hitchcock-Horror: In Luxemburg wird man mit Flötenvögeln beides kaum erleben: Bei uns kommt die Art nicht vor. Es ist zwar vereinzelt zu Angriffen etwa von Mäusebussarden auf Jogger gekommen – doch diese verlaufen meist glimpflich.

Bei uns muss man eher Angst um die Vögel haben als vor ihnen: So stellt etwa die Biologin Elisabeth Kirsch vom Verein «natur&ëmwelt» klar, dass auch hierzulande die Vögel immer seltener werden. «Das liegt unter anderem daran, dass es immer weniger Insekten gibt», sagt die Biologin auf Anfrage des Tageblatts. Und die oft gehörte Vermutung, dass die Singvögel durch andere Arten verdrängt würden, beruhe auf einer falschen Wahrnehmung: «Zählungen, beispielsweise von Saatkrähen-Kolonien, belegen eindeutig, dass auch deren Zahl immer kleiner wird.»

Zumindest im Viertel Dellheicht in Esch/Alzette gibt es dennoch Probleme – allerdings mit Raben. Diese besiedeln in großen Schwärmen die Bäume rund um das Krankenhaus und die Schule. Die Vögel greifen zwar keine Menschen an, sorgen aber vor allem durch ihre Fäkalien für Unmut. Nicht wenigen Einwohnern von Dellheicht ist schon ein Klecks auf den Kopf gefallen.

Ein Beitrag von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen und der Tageblatt-Redaktion

Weitzel Pascale
27. Oktober 2017 - 12.44

ech liewen 6 Meint am Joer an Western Australia Magpies sin immens witzeg Viggel die och nach een flotten Gesang hun . Oft haenken sie am Gaard mam Kapp no ennen un den Kleeder die op der Waeschlengt sin , oder sie spillen ennert dem Wasserstrahl vum Gardensprenkler . AWER am Freijohr wann se hier Nester hun , dann ass et heiansdo net esou witzeg , am beschten een Reenschirm mathuelen wann een an der Geigend vun hohen Beem spazeieren geet , daat helleft eigendlech emmer

Jolly Joker
27. Oktober 2017 - 11.01

Nur die Gemeinden wo die lieben "Grünen" mitregieren, das sind Naturliebhaber und Umweltbewusste (?)

Lucas
26. Oktober 2017 - 19.15

A propos Vögel: unsere Gemeindeväter achten ganz wenig auf die notwendigen Nistmöglichkeiten. Überall werden Sträucher und Hecken angepflanzt, die zwar schön grün sind und in die Landschaft (oft nur teilweise) passen, unseren einheimischen Vögeln aber gar nichts bringen, weil die von Natur aus nichts damit anfangen können.

Im ländlichen Raum sieht man kaum Sträucher, die Wiesen von Feldern trennen. Alles wird großflächig angelegt, damit große Arbeitsmaschinen besser „hindurch“ kommen.

Warum in kommunalen Parkanlagen also Sträucher aus dem Mittelmeerraum anpflanzen und die Vögel nicht im Winter füttern? Weil keine Vögel da sind? Von alleine kommen die auch nicht! Spaziergänger könnten so, mittels Kleingeld, die aufgestellten Futterapparate „füttern“ indem das Futter automatisch auf einen Teller fällt. Neue Väter/Mütter, neue Ideen! Vielleicht?

Welche Gemeinde legt systematisch Blumenwiesen, -korridore an, die die verschiedensten Insekten anlocken? Und welche Gemeinde stellt Überwinterungskäste für die Insekten auf?

Da bleibt noch vieles nachzuholen!

Pletschette Helmy
26. Oktober 2017 - 18.45

'nen Kleck auf den Kopf hab ich auch schon gekriegt; war aber in Echternach und war ne Elster