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Waldtherapie

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Von Frank Bertemes

Nur eine Stunde von Menschen fern; Nur eine einzige Stunde! Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen; Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen; Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern; Nur eine Stunde von Menschen fern!

Nur eine Stunde im grünen Wald; Nur eine einzige Stunde! Auf dem schwellenden Rasen umhaucht von Düften; Gekühlt von den reinen balsamischen Lüften; Wo von ferne leise das Echo schallt; Nur eine Stunde im grünen Wald!

Nur eine Stunde im grünen Wald; Nur eine einzige Stunde! Wo die Halme und Blumen sich flüsternd neigen; Wo die Vögel sich wiegen auf schwankenden Zweigen; Wo die Quelle rauscht aus dem Felsenspalt; Nur eine Stunde im grünen Wald!

«Nur eine Stunde im grünen Wald» von Auguste Kurs (1815-1892), deutsche Dichterin

Der Wald. Natur pur. Der Wald, der allerdings weit mehr ist als nur ein Ort des Rückzugs in ein natürliches Umfeld der Ruhe, der Stille, des Schweigens und des Genießens. Viel, viel mehr als das …

Der Wald als Paradebeispiel der realen Verkörperung der Natur ist für viele Menschen ein wahrer Sehnsuchtsort. Der sehr viel zu bieten hat, dessen wir moderne Zeitgenossen uns heuer in der Hetze des Alltags leider nicht mehr bewusst sind. Weil wir es ganz einfach nicht mehr wissen. Oder aber verlernt haben. Weil wir im Laufe der Zeit den Bezug zur Natur immer mehr verloren haben. Der Wald, der vieles zu bieten hat. Mit Sicherheit auch so manches, das wir noch nie wussten. Der Stress des Alltags kostet uns viel an Energie, die der Wald uns durchaus zurückgeben kann.

Spaziergang zwischen Eichen und Buchen

Gratis! Denn schon ein kurzer Spaziergang zwischen Eichen, Buchen, Fichten und Lärchen steigert unser seelisches Wohlbefinden und stärkt unser Immunsystem. Das Leben des Menschen, sein Ursprung, seine Entwicklung, ja die Fortdauer seiner Existenz sind aufs Engste mit dem Wald verbunden.

Doch wie empfindlich das Ökosystem Wald ist, wird heuer leider «vergessen». Muss man ob heutiger Klimadiskussion tatsächlich noch darauf aufmerksam machen, was die Folgen des hemmungslosen Raubbaus und der Vergewaltigung der Wälder in aller Welt in real sind? Entblößtes Land als Folge von Profitgier getriebener Massenabholzung ist nämlich schutzlos den Angriffen der Elemente ausgesetzt, Stürme und Überschwemmungen (ein leider topaktuelles Thema mit weltweiten Konsequenzen) reißen fruchtbare Böden weg. Die um sich greifende Erosion schwört das Gespenst totaler Landschaftszerstörung herauf. Der Wald, ein durchaus hoch- und durchorganisierter «Organismus höherer Ordnung», wie die Wissenschaft ihn einstuft. Wenn man als Jugendlicher zwei Traumberufe hatte, nämlich den des Journalisten oder den des Försters, so hat der bescheidene Autor von heute fast schon die Pflicht, dies nie zu vergessen. Und besonders seine Liebe zum Wald und seine tiefe Sorge um dessen Zustand zu «beschreiben».

Der Zustand des Waldbestands in Luxemburg ist in der Tat besorgniserregend. Laut letzten Zahlen, die wort.lu nach Einschätzung des zuständigen Ministeriums im März dieses Jahres veröffentlichte, sind 38 Prozent der Bäume im Land mittel bis schwer geschädigt oder am Absterben. Lediglich 28,6 Prozent des Bestands ist in gutem Zustand.

Besonders den für Luxemburg typischen Buchenwäldern geht es schlecht: Über 64 Prozent der Buchen sind geschädigt, eine Baumart, die besonders empfindlich auf Umweltfaktoren wie lange Dürreperioden reagiert. Andere Sorten wie Eichen und Nadelbäume verkraften den Umweltstress besser. Deshalb will die Regierung in Zukunft auf erhöhte Diversität im Wald achten und in staatlichen Wäldern andere Baumsorten bevorzugen, die den ungünstigen Umwelteinflüssen besser standhalten können. Ferner sollen schädliche Einflüsse wie Verkehr und Wildschäden stärker als bisher kontrolliert werden. Um intakte Biotope

im Wald zu erhalten, sollen zudem Altholzbestände systematisch erhalten werden. So weit
der Text.

Generell gesehen leistet die grüne Klimamaschine Wald einen wertvollen Beitrag für die klimatischen Bedingungen unserer Städte und Ortschaften. Sie säubern die Luft, filtern Regenwasser und gleichen Temperaturextreme aus. Bis zu 40.000 Kubikmeter Luft reinigt ein einziger ausgewachsener Baum täglich.

Intelligente Bepflanzung der Städte

In dem Sinne ist eine intelligente Bepflanzung der Städte ein Muss! Der Dank ist eine massive Reduzierung der bestbekannten Plage der Luftverschmutzung, die Wald- und Baumanlagen allein durch ihre wertvolle Präsenz leisten. Einer US-Forest-Service Studie zufolge, die im Jahr 2014 veröffentlicht wurde, mindern amerikanische Wälder die Kosten im Gesundheitswesen um jährlich sieben Milliarden Dollar. Vor allem Ozon und Feinstaub beeinträchtigen unsere Gesundheit. Auch Schwefeldioxid, Stickoxide und andere Schadstoffe schädigen das Lungengewebe sowie das Herz-Kreislaufsystem. Bäume aber kämmen all diese Substanzen wie große Fächer gleichsam aus der Luft heraus. Dessen sind wir moderne Zeitgenossen, die wir oft, völlig losgelöst und die Hochleistungen eines Baumes ignorierend, mit unserer modernen Elektronik in der Hand, im Tiefblick versunken und von unseren Smartphones gefesselt, unter ebendiesen Bäumen, die viele von uns nicht mehr wahrnehmen, umherlaufen, leider nicht bewusst.

Das Filtersystem der Blätter des Baumes nimmt im Prozess der Fotosynthese Schmutzpartikel auf, die an ihrer Oberfläche haften bleiben und die Luft, die das Blattinnere wieder verlässt, ist bedeutend sauberer als zuvor.Eine herrliche Arbeit für uns Menschen, auch wenn nicht alle Baumarten gleich effizient sind, je nachdem, welche Funktion betrachtet wird.

Zudem sind die Wälder ein natürliches Wasserwerk, reinigt der Waldboden das Wasser, bereiten die Wälder unser Trinkwasser auf und schützen uns vor Überschwemmungen. So wie beispielsweise die Stadt Garmisch-Partenkirchen, ein bestbekannter bayrischer Gebirgsort, einen neuen Schutzwald angelegt hat, dies mittels der aufopferungsvollen Arbeit von Freiwilligen, die in den letzten Jahren Tausende von Fichten, Latschenkiefern, Lärchen, Bergahornen und Wildäpfeln gepflanzt haben, um der Hochwassergefahr entgegenzuwirken.

Ferner speichert ein Hektar Waldboden drei Millionen Liter Wasser und dessen schwammige Konsistenz reinigt den einsickernden Niederschlag mechanisch, chemisch und biologisch von Verunreinigungen.

Alles Argumente, die wohl deutlich für eine massive Aufforstung als Gegenprogramm, zumindest aber als Ausgleichsverpflichtung zu der massiven Zubetonierung der Flächen gelten müssten. Hecken und Bäume, die für uns Menschen ach so wichtig sind!
Saubere Luft, gereinigtes Wasser, gemäßigte Temperaturen, grüne Städte! Überzeugender geht es doch nicht! Doch was tun sie, die politisch Verantwortlichen?
Selbst für die Wissenschaft ist der Wald heute noch voller Wunder und Rätsel. Und in diese Richtung soll dieser Beitrag auch im Sinne seines Titels, der Waldtherapie, seinen Beitrag leisten.

Waldfriedhöfe

Vor Jahren schon konnte der Autor dieser Zeilen in mehreren Artikeln in unserer Zeitung, dem Tageblatt, die Idee der Waldfriedhöfe verbreiten, die lobenswerterweise heutzutage immer mehr kommunalpolitisch umgesetzt wird, eine wunderbare Alternative zu den klassischen Friedhöfen, die aus mehreren Ursachen heutzutage nicht mehr tragbar sind.

Wenn wir uns ebenfalls mit den Möglichkeiten der therapeutischen Kräfte des Waldes, der Waldtherapie, beschäftigen würden, wären wir einen entscheidenden qualitativen Schritt weiter. Jeder von uns! Auch wenn Schulmediziner die Waldtherapie lange Zeit als Esoterik belächelt haben, so haben in den vergangenen Jahren Wissenschaftler immer mehr eindeutig unwiderlegbare Beweise für die Heilkräfte des Waldes gefunden.

So regen beispielsweise bestimmte Ausdünstungen von Kiefern und Tannen die Produktion von Abwehrzellen unseres Immunsystems an. Waldluft soll zudem heilsame Kräfte entwickeln, weil diese im Wortsinn «elektrisiert» ist.

Die Bäume ziehen bestimmte radioaktive Elemente aus dem Grundwasser nach oben, die an der Luft zerfallen und einzelne Luftteilchen negativ laden, so die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wer dann diese elektrisierte Luft einatmet, verbessert seine Wundheilung und soll glücklicher sein. Die mentale Ebene ist somit ebenfalls angesprochen.

Erholung

Denn schon wenige Minuten im Wald erholen erwiesenermaßen unseren Geist. Man stelle sich hin, schließe die Augen und lausche: Im Wald wirken bekanntlich die unterschiedlichsten Geräusche und Reize gleichzeitig auf uns ein: Äste knacken, Blätter rauschen, Schatten wandern, Lichtstrahlen blenden und Tannenluft strömt in die Nase – das alles zerstreut und beruhigt uns und in der Folge können wir uns besser konzentrieren. Tja, und wer hätte das gedacht: Wegen all dieser Fähigkeiten der Waldtherapie verordnen Ärzte in den USA, Japan und Südkorea immer häufiger Aufenthalte im Wald – statt oft überflüssige Pillen zu verschreiben! Doktor Wald hilft! Nur eine Stunde im Wald, wie eingangs zitiert …

So verdunsten beispielsweise Nadelbäume sogenannte Terpenoide, die die Anzahl von wichtigen Abwehrzellen in unserem Blut stark erhöhen. Je länger ein Mensch Waldatmosphäre tankt, desto fähiger soll sein Körper sein, Krebszellen zu bekämpfen, gar abzutöten. Eine Fähigkeit, die Wissenschaftler den Terpenoiden, die von Nadelbäumen wie etwa Fichten, Kiefern und Tannen verströmt werden, zuschreiben.

Es gibt heute geheilte Krebspatienten, die diese Theorie ob persönlicher Erfahrungen und der Praxis der täglichen Waldspaziergänge und intensivsten Gefühle in direkter Präsenz zu den Bäumen voll bestätigen. Wälder beherbergen eine Vielfalt von Bakterien, die auf jedem Härchen einer Pflanze leben und die unser Immunsystem bei jedem Kontakt, der bei einem Spaziergang entsteht, stärken. Ihre Heilkraft entfalten Bäume bereits dann, wenn wir sie nur ansehen, wie das Blattgrün von Buchenwäldern sich schon positiv auf Körper und Psyche auswirkt.

All das nehmen wir nicht zur Kenntnis, es entsteht unbewusst, doch bestätigen schwedische Studien diese erstaunlichen Erkenntnisse. Die Wissenschaft beginnt jedoch erst,zu verstehen, auf welche Weise der Wald seine heilsame Wirkung entfaltet und die allermeisten seiner segensreichen Effekte sind noch ungenügend untersucht. Man hat dieser wissenschaftlichen Disziplin, die sich mit der mentalen und körperlichen Gesundheit des Menschen, die eng mit der natürlichen Umwelt verwoben ist, befasst, den deutschen Begriff «Ökopsychosomatik» verliehen, die sich mit den entsprechenden medizinischen Prozessen durch Einflüsse aus der Natur auf Körper und Psyche beschäftigt. Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Natur heilen kann, besonders aber darauf, dass ihr Fehlen krank macht. In diesem Sinne eine direkte Aufforderung an die Politik.

Ökopsychosomatik, eine Wissenschaft, die man durchaus aufmerksam verfolgen sollte.
In den USA verschreiben Ärzte, wie bereits erwähnt, immer häufiger einen Ausflug ins Grüne. So kann man hierzulande empfehlen, neben regelmäßigen Waldspaziergängen, den Besuch eines Waldfriedhofs anlässlich kommender Gedenktage durchaus auch mit einer nützlichen, völlig kostenlosen Waldtherapie zu verbinden.
… und so das Positive im Leben bewusst zu genießen!

Marianne
25. Oktober 2017 - 20.58

Een schéinen Artikel :-)