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Ein Warnschuss

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Wir können im Weltall «Space Mining» betreiben, die halbe Welt bereisen, um Wirtschaftsdeals einzufädeln und uns von allen grauen und schwarzen Listen dieser Welt streichen lassen – doch eins gelingt uns nicht: die soziale Ungleichheit in Luxemburg zu beseitigen. Blickt man auf die jüngste Statec-Studie «Travail et cohésion sociale», zeigt sich ein mehr als besorgniserregender Trend, der seit 20 Jahren anhält. 16,5 Prozent der im Großherzogtum lebenden Menschen sind armutsgefährdet. Das ist im Vergleich zu 1996 ein sattes Plus von fünf Prozent.

Nun kann man solche Entwicklungen klein- und schönreden. Doch genau dies wäre ein kapitaler Fehler, wenn man Politikverdrossenheit verhindern und eine ernst gemeinte Politik im Sinne der Menschen gestalten will. Während klassisch konservative Parteien von Ungleichheiten leben und sie nicht zu bekämpfen versuchen, sondern, im Gegenteil, auf diesen sozialen Ungleichheiten aufbauen, gibt es in Luxemburg ein breites Spektrum von progressiven Parteien, die angesichts dieser Trends die Alarmglocken schrillen hören müssten. Allerdings bleibt es trotz positiver politischer Initiativen immer wieder beim alten Problem: Am Ende geht es in einer Gesellschaft bei Fragen der sozialen Gleichheit und bei der Bekämpfung von Armutsrisiko um Solidarität und auch um den Willen der Wähler. Und gerade dieser «Wählerwille» – das Unwort 2017 und für alle Ewigkeiten – zeigt, dass es in Luxemburg eine real existierende Unzufriedenheit gibt.

Denn wie wäre es sonst zu erklären, dass rund 30 Prozent der in Luxemburg lebenden Haushalte beteuern, dass sie Schwierigkeiten haben, finanziell über die Runden zu kommen? Und wie kann es sein, dass gerade alleinerziehende Mütter oder Väter, die ohnehin schwierige Zeiten durchmachen, oft am Ende des Monats nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen und ihre Kinder halbwegs menschlich versorgen sollen?

Auf all diese Fragen gibt es in der politischen Sphäre zwar sehr wohl Antworten, doch zeigen die letzten Jahre, dass selbst die progressiven Kräfte echten sozialen Wandel vernachlässigt und den Ernst der Lage verkannt haben. Dies, weil sie Phänomene wie die «working poor» zugelassen haben. Also Menschen, die weder faul noch dumm sind, sondern einfach Pech haben, selbst in Luxemburg für einen Hungerlohn arbeiten zu müssen, ohne dass es dafür auch nur ansatzweise eine halbwegs sinnvolle Erklärung gibt. Rund 12 Prozent der berufstätigen Menschen in Luxemburg sind trotz Job arm. Die Rede ist nicht von irgendeinem Drittweltland oder einem der jüngeren EU-Mitgliedstaaten aus Osteuropa. Nein, die Rede ist vom «Nation Branding»-Wunder Luxemburg, das nicht müde wird, auf seine Errungenschaften im Industrie- und Finanzsektor sowie auf seine stolze EU-Geschichte hinzuweisen, es aber nicht fertigbringt, die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen gut betuchten und finanziell benachteiligten Bürgern zu schließen.

Wenn die Gemeindewahlen für die progressiven Kräfte Luxemburgs kein Warnschuss waren, wird es spätestens 2018 nach den Parlamentswahlen rotes Heulen und Zähneknirschen geben.

DanV
18. Oktober 2017 - 22.55

"gibt es in Luxemburg ein breites Spektrum von progressiven Parteien"

Ich hab selten so gestutzt.Welche Parteien sind denn in Luxemburg progressiv? Bitte eine Liste.

Danke im Voraus

Jolly Joker
18. Oktober 2017 - 11.41

A propos Prestige-projekten oder-objekten. Am Pafendall ass eng Festung, (Zugarrêt) mat Standseelbunn, Rulltrapen, Permangsmaueren etc, etc, gebaut gin. Këschtepunkt???
Fir wivill Benotzer??? Et ass derwërt dee Pronkbau kuken ze goen deen am Dezember
offiziell opgeet. DE Vauban wär stolz drop.

marek
18. Oktober 2017 - 10.22

nicht alle konnten eine Uni besuchen oder was lernen! Dem Staatsbeamten oder Beamter kann man keine Stunden klauen, denn die hören normalerweise schon vor der Zeit zum arbeiten auf! Aber dem Arbeiter schon.

Fantastico
18. Oktober 2017 - 9.13

Für die einkommensschwache Bevölkerungsschicht im "Musterländle" Luxemburg geschieht staatlicherseits viel zu wenig, gemessen an den überteuerten/überflüssigen Prestigeprojekten wie Space Mining und Nation Branding!

Peter Mutschke
18. Oktober 2017 - 8.19

Wenn 16,5 % der Menschen armutsgefährdet sind kann man auf der anderen Seite sagen 83,5% der Menschen geht's gut. Der Rest hat eben was falsch gemacht.Nur das wäre zu einfach weil der kleine Wert langsam aber sicher immer mehr steigt.Sollte man sich ernsthaft mit auseinandersetzen.

plappermäulchen
17. Oktober 2017 - 21.50

Es gibt keine Parteien mehr, die ein offenes Ohr für die Bevölkerung haben. Hilfsprojekte im Ausland sind wichtig, Millionen werden ausgegeben für Zukunftsvisionen, Luxemburg auf der grossen weiten Welt als Schlaraffenland dargestellt, was es definitiv nicht ist.

Mit wichtigtuerischen Mienen sieht man diverse Politiker, die freudestrahlend ein paar Hundert Sozialwohnungen (für Alleinverdiener unerschwinglich) ankündigen ... dort wo Tausende gebraucht werden. 15000 Zuwanderer im Jahr ... vielleicht sollte man jetzt schon Zelte und Kontainer unter den Brücken vorausplanen ... So stellt sich auch die Frage, wieviele zusätzliche Polizisten man pro 1000 Zuwanderen einstellen müsste, fällt es doch schon schwer, die aktuelle Zahl zu halten.

Wieviele Rentner, Invaliden- und Frührentner werden zukünftig am Hungertuch nagen?

Nation branding, Space mining usw. usf. werden gross diskutiert, bis in kleinste Detail erklärt, alles schön und gut, aber wo sind die Vorschläge und Diskussionen von unseren weltmännischen Politikern zu den Problemen, welche die luxemburgischen Familien im Alltag haben? Sind WIR nicht mehr wichtig? Hat sich schon ein Politiker dazu geäussert, warum so viele luxemburgische Familien sich im nahen Ausland ansiedeln? Auch von den Oppositionsbänken hört man ausser dem Schlechtreden von alles und allem nichts Konkretes für Projekte, die auch mal den armen Leuten helfen.

So mancher Journalist hat die Problemen aufgegriffen und Artikel veröffentlicht, aber irgendwie scheinen unsere Politiker es nicht als ihre Pflicht anzusehen, diese Artikel zu lesen und eventuell auch mal zu kommentieren.

2018 kommt in Riesenschritten, und ich als Wähler werde diese Regierung dann abstrafen, wenn bis zu den Wahlen diesbezüglich nichts passiert. Aber wen wählen? CSV für Stillstand? Nein danke ... Eine ADR oder Linke? Ausser Gemecker nichts Konstruktives aus diesen Reihen. Piraten? Ach nöööööö ... KP? Das will ich auch nicht ...

Was bleibt dann noch? Ich weiss es nicht ... einen luxemburgischen Trump will ich auch nicht haben ...
Weisser Stimmzettel ist ein no go .... wer weiss Rat?

Developper
17. Oktober 2017 - 21.08

Déi héich Immobiliepräiser sinn dach den eenzege "Schutz", deen d'Land virun der Flut u Leit, déi anererwäerts géinge kommen, nach huet, och wann dobäi "déi eege Kanner gefriess ginn". Firwat dot der iech esou schwéier dat ze verstoen?

Hannes
17. Oktober 2017 - 19.59

Klugmann
Denk an die Leute die im Putzsektor Friseure oder sogar im Pflegesektor arbeiten diese Leute leben von sehr niedrigen Loehnen
Ein Hohn fuer ein Land wie Luxemburg

marek
17. Oktober 2017 - 18.32

was hat das mit Zinsen zu tun? Und wenn Sie 50 Millionen haben, die Banken wollen Sie nicht mehr.

Chrigeline55
17. Oktober 2017 - 18.05

@Serenissima.@Jeannosch :
Sie haben vollkommen recht .Die Immobilienpreise und Mieten sind hierzulande einfach nicht mehr zu verantworten.Es passiert garnichts.Alleinerziehende , und es gibt immer mehr , haben es wirklich sehr schwer, ebenfalls Witwen mit kleinen Renten . Ausserdem wird die soziale Ungleichheit auch nicht besser,wenn die Arbeitsbedingungen und die Gehaelter in der Privatwirtschaft und im Staatsdienst weiterhin so drastisch differieren. Unzufriedenheit und Politikverdrossenheit sind da die ganz logischen Folgen,gerade hier im reichen Luxemburg.Ethik und Moral sind ausgestorben, und zwar schon lange! Sizilianische Verhaeltnisse sind da robuster......

Ee vun 20%
17. Oktober 2017 - 17.49

Hauptsache, der Umwelt geht's gut, nicht wahr, liebes Tageblatt.

Die Hauptursache der Armut sind die Zinsen
17. Oktober 2017 - 16.42

Der Grund für die stetige Steigerung der Armut liegt in der Zinsspirale in der wir uns befinden. Komisch, dass kein Politiker diese Entwicklung auch nur im entferntesten angeht oder auf die Idee kommt zu analysieren welches menschliche Desaster Zinsen wirklich bewirken.

Marius
17. Oktober 2017 - 15.17

Wo sind denn all die progressiven Kräfte geblieben. Wahrscheinlich beziehen sie sich hierbei auf linke Kräfte, vom Schlage einer LSAP, welche sie fälschlicherweise mit Veränderung und Fortschritt assoziieren wollen. Im 21. Jahrhundert hätte man dies der Wählerschaft noch vermitteln können. Auf Grund ihrer Wortwahl, vermute ich dass sie hier einer Art "Linkspopulismus" das Wort reden wollen. Ich bin der Überzeugung dass die Kräfte die sie meinen, schon längst den Zukunftsglauben abgelegt haben. Von ihrer ideologischen Kraft erdrückt, schleppen sie sich nur noch von Wahl zu Wahl.

Grober Jean-Paul
17. Oktober 2017 - 10.48

Ja Herr Sabharwal, bitte mal konkret werden und ein paar Zahlen her. Was sagt die Statec? Was sagt unsere liebe Frau Corinne oder unser Herr Etienne oder wer auch immer dafür zuständig ist?
Habe einen Bekannten der in der Privatindustrie tätig ist (Handel). Monatsverdienst 2300 € brutto. Junger Vater, Alleinerzieher, wohnt zur Miete. Jetzt mal kurz durchrechnen H. Lucas, H. Sabharwal, was noch am Ende des Monats übrigbleibt. In Deutschland wäre dieser schon etwas reich, da die die festgelegte Armutsgrenze für Alleinerziehende mit Kind bei 1193 € liegt. Gibt es Vergleichswerte für Luxemburg?

Serenissima, en Escher Jong
17. Oktober 2017 - 10.24

Bezahlbarer Wohnraum für alle Einwohner wäre der erste Schritt; denn bei den heutigen Mieten, Tendenz steigend,wird die Armutsspirale sich weiter nach oben drehen, weil nach der Miete nicht genügend übrig bleibt um dezent zu leben. Also gleich werden wir 20 % armutsgefährdete Einwohner haben...aber die Politiker stören sich nicht daran.

marek
17. Oktober 2017 - 9.46

Lucas, fragen Sie sich einfach warum man in den achtziger Jahren die Überstunden aus der Rente genommen hat, mit Hilfe der Gewerkschaften. Und solange Überstunden teilweise oder gar nicht bezahlt werden tut sein übriges dazu. Diebstahl ohne ende, mit wissen der Elite und Gewerkschaften...die von Dienstgebern auf der Tagesordnung steht.

Jeannosch
17. Oktober 2017 - 8.51

Werter Herr Sabharwal,Ihrem Artikel will ich nichts zufügen, allerdings wenn Sie die Politikverdrossenheit ansprechen möchte ich bemerken.Angesichts der letzten Wahlen, wenn 5,7,8 Plazierte ,Verlierer, ob dies in Schoetter oder Weiswampach, weiter ihre Machtstellungen wahren, sizilianischen Verhältnissen gleich, braucht mat über die Politikverdrossenheit der Bürger sich nicht zu wundern. Politiker die oft Hand in Hand mit Baupromotoren,Wirtschaftsmagnaten ,ohne Ethik und Moral an ihrer Macht festhalten , sind die Verursacher der Politikverdrossenheit weltweit.

Lucas
17. Oktober 2017 - 8.28

Hat der Autor denn ausser Anschuldigungen auch Änderungsvorschläge parat? Welche?
Der Autor schreibt: "Also Menschen, die weder faul noch dumm sind, sondern einfach Pech haben, selbst in Luxemburg für einen Hungerlohn arbeiten zu müssen, ohne dass es dafür auch nur ansatzweise eine halbwegs sinnvolle Erklärung gibt." Wer sind diese Menschen und wo arbeiten die genau, zu welchem (chiffrierten) Lohn?

Kann der Autor aus dem Allgemeinen ins Konkrete überwechseln? Bitte!