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Happy Birthday, Anuschka

Happy Birthday, Anuschka
Foto: Robert Spirinelli

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Man schrieb das Jahr 1947, als am 31. August die legendäre Antonow An-2 unter der damaligen Typenbezeichnung SKh-1 abhob. Am Donnerstag (31. August) jährt sich der Tag des Jungfernfluges zum 70. Mal.

Als Agrarflugzeug von Oleg K. Antonow entwickelt, spielte der robuste Doppeldecker sowohl in der sowjetischen Zivil- als auch in der Militärluftfahrt eine wesentliche Rolle. Bis Ende der 50er Jahre wurden im Flugzeugwerk Kiew rund 5.000 An-2-Flugzeuge in verschiedenen Versionen gebaut.

Größter einmotoriger Doppeldecker

Ab 1960 wurde die Fertigung nach Polen verlagert, wo sie bei PZL in Mielec unter der Bezeichnung WSK An-2 fortgesetzt wurde. Bis 1991 wurden hier rund 13.000 Einheiten gebaut. Ebenfalls unter Lizenz konstruiert wurde dieses fliegende Arbeitspferd in der Volkrepublik China, und zwar unter den Bezeichnungen Shijazhuang Y-5 und Fongsu-2. Wie viele Flugzeuge letztendlich in China unter Lizenz gebaut wurden, ist nicht wirklich bekannt.

Nach Schätzungen wird die Stückzahl der weltweit produzierten An-2 mit rund 30.000 angegeben und sie gehört damit zu den meistgebauten Flugzeugen überhaupt. Ein Exemplar ist seit ein paar Jahren in Luxemburg beheimatet: «Wir waren eigentlich nur an einem Sternmotor interessiert und wurden fündig. Das Problem war, dass das komplette Flugzeug noch dran hing», schmunzelt Chris Vannieuwenhuyse. War es die Unbekümmertheit oder die Liebe auf den ersten Blick, die Chris Vannieuwenhuyse und Henri Reiter dazu veranlassten, die weiß gestrichene, auf einem südfranzösischem Flugfeld liegende Anuschka nach Luxemburg zu holen? Man weiß es nicht genau. Zu diesem Zeitpunkt ahnten beide aber wohl nicht, wie viel Arbeit ihnen bevorstand, um ihre Errungenschaft wieder flott, geschweige denn ans Fliegen zu kriegen.

Wie dem auch sei, nun ist der größte einmotorige Doppeldecker der Welt am Flughafen Findel stationiert, und hört man im Luxemburger Luftraum einen außergewöhnlichen Klang, so ist es durchaus möglich, dass dieser von der Anuschka stammt.

Rundflüge mit der luxemburgischen Anuschka

Mitfluggelegenheiten bieten sich natürlich auch. Nach Vereinbarung mit den Verantwortlichen werden jeweils Rundflüge über Luxemburg und der Region angeboten. Insgesamt können 10 Passagiere an Bord der unter der polnischen Kennung SP-AOO fliegenden An-2 Platz nehmen, wobei eine Mindestzahl von sieben Fluggästen erreicht werden muss, um kostendeckend fliegen zu können.

Rechtlich gesehen ist die Maschine allerdings kein gewöhnliches Passagierflugzeug. Aus diesem Grund dürfen nur Klubmitglieder von «Antonov AN2 Lëtzebuerg» mitfliegen. Jeder Luftfahrt-Fan kann aber für 150 Euro Jahresbeitrag Mitglied werden und dann bei einem der angebotenen Flüge dabei sein. Jeder weitere Flug schlägt dann während der Klubmitgliedschaft mit nur noch 125 Euro zu Buche. Findet sich eine private Gruppe von maximal zehn Leuten zusammen, so kann der Doppeldecker bereits für 1.100 Euro starten.

«Ganz umsonst können wir solche Flüge nicht anbieten», erläutert Chris Vannieuwenhuyse, «denn die Instandhaltung einer solchen historischen Maschine ist komplexer, als man denkt.»

Eines der sichersten Flugzeuge der Welt

In der Tat mag der Doppeldecker auf den ersten Blick eher rustikal aussehen, in Wirklichkeit ist das Flugzeug aber fitter als je zuvor, denn auch ein historisches Flugzeug wie die An-2 unterliegt den hohen internationalen Sicherheitsstandards, welche von den Luftfahrtbehörden verlangt werden. «Allein der Motor muss nach 1.000 Flugstunden komplett überholt werden, aber bis dahin haben wir noch viel Luft», freut sich Chris Vannieuwenhuyse, der auch großen Wert darauf legt, dass das Flugzeug originalgetreu aussieht. Alles, was am Flugzeug historisch aussehen mag, ist also neuwertig und vor allem funktionstüchtig. «Nach 25, 35 und 50 Flugstunden werden kleinere Revisionen bei uns durchgeführt, während nach allen 100 Flugstunden die An-2 in Polen gewartet werden muss. Bereits das geringste Ersatzstück kann gleich bis zu 2.000 Euro kosten. Obligatorisch ist zudem, und dies völlig unabhängig von den Flugstunden, der sogenannte ‹Annual Check›, also die jährliche Inspektion des Flugzeuges», gibt der passionierte Mechaniker Henri Reiter zu verstehen.

Das Flugzeug wurde im Jahr 1968 gebaut und nach mehreren Jahren aufwendiger Instandsetzung wurde die komplette Maschine von einer spezialisierten Firma in Miroslawice in Polen kontrolliert und zertifiziert. «Außerdem ist unsere Antonow mit den modernsten Instrumenten gemäß europäischen Normen ausgestattet», erklärt der erfahrene Pilot Chris Vannieuwenhuyse. Überhaupt ist die An-2 mit ihrem sehr zuverlässigen 1.000-PS-Sternmotor laut Statistik sogar eines der sichersten Flugzeuge der Welt.

Fliegender Traktor

Ein besonderes Schmankerl ist aber das Cockpit und wenn Chris den Motor anlässt und die enorme Vierblatt-Luftschraube langsam in Schwung kommt, ist dies ein Spektakel der ganz besonderen Art. Zum Abheben und Landen braucht die Anuschka dank ihrer hervorragenden Flugfähigkeit keine Riesenpiste und begnügt sich bereits mit knappen 250 Metern. Eher gemütlich ist auch die Reisegeschwindigkeit von rund 180 km/h. Mit ihren über 18 Metern Spannweite ist die gute Tante keine zierliche Dame. «Was ich toll finde, ist, dass unsere Anni so etwas wie ein fliegender Traktor ist. Man kann wohin auch immer nach Herzenslust mit ihr fliegen, nur loslassen kann man die Lady nicht. Ihre große Schwäche liegt darin, dass man höllisch auf die Seitenwinde achten muss; die Anni will und muss eben per Hand geflogen werden, hier kann man den Steuerknüppel nicht zu lange außer Acht lassen», sagt Vannieuwenhuyse.

Dass die An-2 dann im Reiseflug etwa 150-180 Liter Treibstoff und dazu zwei bis drei Liter Öl verschlingt, wird bei diesem sowohl optischen als auch akustischen Genuss schon fast zur Nebensache. Flugzeuglegenden wie eben dieser herrliche Doppeldecker müssen unbedingt weiterleben, auch noch nach über 70 Jahren.

An-2-Erlebnis

Für Rundflüge oder zur Besichtigung des großen Doppeldeckers können sich Interessenten direkt an Chris Vannieuwenhuyse (Tel.: 621 299 498) oder Henri Reiter (Tel.: 621 190 852) wenden. Mehr Infos gibt es unter www.an2.lu.

Brucher Jos
3. September 2017 - 6.48

Wunderbare Text.schön erklärt .Es hat mich gefreud diesen Artikel zu lesen .Weiter machen.Alles Gute