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Das lange Warten auf das Ende

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Viele Fans der Erfolgsserie Game of Thrones vertreiben sich die Wartezeit mit Theorien zur Handlung – eine Auswahl.

Game of Thrones ist tot – es lebe Game of Thrones! Sonntagnacht flimmerte die letzte Folge der siebten Staffel über Bildschirme in aller Welt. Diese war mit nur sieben Folgen kürzer als alle anderen Staffeln zuvor, bot dafür aber nicht weniger Inhalt. Im Gegenteil: Noch nie wurden Armeen gründlicher vernichtet, Schlachten schneller gewonnen, lange Wege in so kurzer Zeit zurückgelegt.

Man merkt, dass es dem Ende entgegengeht – aber auf das Finale müssen Fans leider noch sehr lange warten: Die letzte Staffel soll erst im Sommer 2018, vielleicht sogar erst Anfang 2019 erscheinen. Um die Wartezeit wenigstens ein bisschen zu verkürzen, beschäftigen sich viele Fans mit Theorien, offenen Fragen, Ideen und heillosen Spekulationen über das Ende der Jahrhundertserie. Tageblatt hat einige davon gesammelt.

Aber Vorsicht: Spoilergefahr!


Die Schattenwölfe

Nur noch zwei der ursprünglich sechs Welpen sind übrig. Jons Schattenwolf Ghost blieb während seines Ausflugs nach Dragonstone in Winterfell, während Arya auf dem Weg dorthin ihren Wolf Nymeria wiedersah. Mehr aber auch nicht: Die nun gigantisch große Schattenwölfin lässt Arya stehen, als diese sie bittet, mit nach Winterfell zu kommen. Immerhin wird Arya von ihrem Rudel auch nicht angegriffen.

Ein letzter Freundschaftsdienst – oder steckt noch mehr dahinter? Arya jagt Nymeria in der ersten Staffel davon, nachdem sie (damals noch) Prinz Joffrey angegriffen hat und getötet werden soll. Diese kurze Begegnung sechs Staffeln später wäre ziemlich überflüssig, wenn es die letzte bleiben würde. Eilt Nymeria vielleicht in einem Moment höchster Not doch zurück an Aryas Seite?

Sind es überhaupt nur noch zwei Schattenwölfe? Brans Wolf Summer starb zwar in der Höhle des dreiäugigen Raben, aber mit dem Night King in der Nähe ist der Tod nie von Dauer. Marschiert er möglicherweise nun in der Armee der Toten mit? Dort sind immerhin auch Riesen, Zombiebären und anderes Getier willkommen. Vielleicht steht Bran da noch eine unangenehme Begegnung bevor. Kann er Zombie-Summers Körper ebenso leicht übernehmen wie den des lebenden Schattenwolfs? Nachdem die Wölfe bereits in der ersten Folge der ersten Staffel prominent eingeführt wurden, liegt der Verdacht nahe, dass sie auch bis zum (bitteren) Ende noch eine Rolle spielen werden. Doch wie diese aussehen wird, ist noch völlig unklar. Vergessen sollte man sie allerdings nicht!

Geschwisterliebe

Als Cersei ihrem Zwillingsbruder ihre Schwangerschaft offenbarte, waren viele Zuschauer (zu Recht) skeptisch. Belog sie Jaime, um sich seiner Loyalität zu versichern? Zu diesem Zeitpunkt war Jaime seiner Schwester allerdings mal wieder mit Haut und Haaren verfallen. Und spätestens nach Cerseis finalem Gespräch mit Tyrion scheint eine Schwangerschaft doch gar nicht mehr so abwegig zu sein – zumal sie Jaime kurz danach fast umbringen lässt. All ihre Liebe scheint Cersei für ihr ungeborenes Kind reserviert zu haben.

Doch wird dieses Kind jemals das Licht der Welt erblicken? Immerhin existiert eine Prophezeiung, die Cerseis Anzahl an Kindern auf drei beschränkt. Eigentlich. Ob man den Worten einer Hexe immer trauen kann, fragte sich aber auch Jon Snow im Finale. Vielleicht war nicht nur Daenerys› Fruchtbarkeit gemeint?

Bisher waren die Vorhersagen der Hexe, die Cersei in ihrer Kindheit besuchte, aber ziemlich akkurat. Eine wartet allerdings noch auf ihre Erfüllung: Sie soll durch die Hand von «Valonquar» (Valyrisch für «kleiner Bruder») sterben. Bisher wurde Tyrion als heißer Kandidat gehandelt, aber auch Jaime (der einige Minuten nach Cersei geboren wurde) hat inzwischen genug Gründe für ein solches Gemetzel. Wird er damit auch noch zum Königinnenmörder – oder sind die Worte der Hexe im übertragenen Sinne zu verstehen? Muss es unbedingt Cerseis kleiner Bruder sein? Ist ihr ungeborenes Kind ein Junge, wäre dieser immerhin der kleine Bruder ihrer verstorbenen Kinder. Und ein Tod im Kindbett ist in Westeros nichts Ungewöhnliches …

Bis es soweit ist, sind die Lannister-Zwillinge aber mal wieder getrennt. Jaime reitet allein los, nachdem Cersei keine Anstalten macht, gegen die Armee der Toten zu marschieren. Vermutliches Ziel: Winterfell. Doch auf dem Weg dorthin lauern viele Gefahren für den Königsmörder, der (nicht nur) im Norden ziemlich unbeliebt ist. Bereut Cersei, ihn verschont zu haben, wenn ihr bewusst wird, dass er ihren Wortbruch ausplaudern könnte, und schickt ihm eine Mordschwadron hinterher? Und ist dann vielleicht Brienne von Tarth zur Stelle, um Jaime erneut zu verteidigen? Diese beiden haben immerhin schon einige Abenteuer miteinander bestanden. Viele Fans wären über eine Fortsetzung nicht unglücklich.

Euron Greyjoys Mission

Der König der Eisenmänner flüchtete nach dem Anblick eines Untoten mitsamt seiner ganzen Flotte zurück auf die Eiseninseln. Wer das ungewohnt ängstlich und unglaubwürdig fand, erhielt kurz darauf von Cersei die Bestätigung: Eigentlich ist Euron auf dem Weg nach Essos, um in Cerseis Namen die beste Söldnertruppe der Welt, die Goldene Kompanie, anzuheuern. Sie hat nämlich gar nicht vor, an Daenerys› Seite dem Night King und seiner Armee gegenüberzutreten!

Aber ob alles so glatt laufen wird, wie Cersei es sich vorstellt? Man wird den Verdacht nicht los, dass Euron Greyjoy noch einen Plan in der Hinterhand hat. Cersei ist zwar überzeugt davon, den Eisenmann fest am Haken zu haben, aber zu viel Vertrauen in den ehemaligen Piraten könnte ihr buchstäblich teuer zu stehen kommen – denn wer garantiert ihr, dass Euron Greyjoy sich mit dem für die Söldner bestimmten Gold nicht einfach auf und davon macht? Oder werden diese etwa direkt von der Iron Bank bezahlt, bei der Cersei neue Schulden gemacht hat? Ein Handbuch über das Finanzwesen in Westeros scheint George R. R. Martin bisher nicht geplant zu haben, also müssen solche Fragen zunächst offenbleiben.

Möglich wäre auch, dass Euron Greyjoy die Goldene Kompanie brav zurück nach Westeros – und zu direkt Daenerys bringt. Die wollte er ja zumindest am Ende der fünften Staffel noch mit seiner Liebe beglücken, bevor er sich mit Beginn der aktuellen Staffel scheinbar doch für Cersei entschied. Aber hat er das wirklich? Verdächtigerweise hat er nie direkt um Cerseis Hand angehalten. «Mein Traum war immer, die schönste Frau der Welt zu heiraten», gesteht er der eitlen Cersei, die diese Bekenntnis als Antrag versteht. Daenerys ist aber nicht nur jünger und blonder als Cersei, sondern auch nicht schwanger vom eigenen Bruder. Eigentlich hat Euron solche Spitzfindigkeiten ja nicht nötig – aber vielleicht findet er die Vorstellung einfach amüsant? Passen würde es zu dem Freibeuter, der den tragisch verschiedenen Ramsay Bolton als Serien-Psychopathen ersetzt hat.

Und dann wären da ja noch Theon und Yara, die anderen Greyjoys. Theon schwor im Finale, seine Schwester zu befreien. Wo die gefangen gehalten wird, wissen die Zuschauer allerdings nicht. Schmort sie in einem Kerker in King’s Landing oder möchte ihr mörderischer Onkel sie in seiner Nähe wissen? Die Eiserne Flotte mit so wenigen Männern zu überfallen wäre extrem ehrgeizig, aber Theon hat bei Yara einiges wieder gutzumachen. Durchkreuzen die Geschwister Eurons Pläne – und bringen Cersei auf diese Weise um ihr Söldnerheer? Auf diese Konfrontation darf man jedenfalls gespannt sein.

Jon und Daenerys

Jon ist eigentlich der Sohn von Rhaegar Targaryen und Lyanna Stark und wird sich in Daenerys verlieben – zwei langlebige Fantheorien, die wahr wurden. Mit einer Sache hätten die Fans aber nicht gerechnet: Wie die siebte Staffel offenbart, ist Jon, dank einer heimlich geschlossenen Ehe, sogar legitimer Nachkomme des Prinzen Rhaegar – und damit sogar der eigentliche Thronerbe.

Das alles dürfte für genügend Zündstoff sorgen. Wie wird Daenerys mit dieser Konkurrenz umgehen? Obwohl Jon, der jetzt Aegon heißt, eigentlich keine Ambitionen auf den Eisernen Thron hat, sind Konflikte mit der Drachenkönigin da vorprogrammiert. Aber spielt seine hohe Geburt überhaupt eine Rolle? Immerhin beanspruchten im Laufe der Serie viele den Thron für sich, deren Legitimität höchst zweifelhaft war. In Westeros (und eigentlich überall) gilt die Faustregel: Auf dem Thron sitzt, wer ihn erobern kann.

Eine Ehe zwischen Eis und Feuer wäre hier das Vernünftigste. Es bleibt das Problem des Inzests zwischen Neffe und Tante. Jon wird darüber sicher nicht so leicht hinwegsehen können wie Daenerys, denn bei den Targaryens waren solche Verbindungen jahrhundertelang üblich. Im Buch ist sie auch deswegen über ihre Ehe mit Khal Drogo (zunächst) unglücklich: Eigentlich dachte sie, sie würde ihren Bruder Viserys heiraten. An den Lannister-Zwillingen wird sich Jon wohl auch kein Beispiel nehmen wollen. Ob die Liebe über alle Zweifel obsiegen kann?

Brandon Starks Schicksal

Aus dem kleinen Jungen ist ein mächtiger Hellseher geworden. Dabei kann Bran nicht nur nach Belieben Ereignisse der Vergangenheit sehen und diese sogar beeinflussen (der arme Hodor kann ein Lied davon singen, auch wenn der Text ziemlich eintönig wäre), sondern auch die Kontrolle über andere Lebewesen übernehmen. Beide Fähigkeiten haben Fans zu wilden Theorien inspiriert.

So kursiert schon lange das Gerücht, der Night King sei eigentlich Bran. Wie das? Nun, Bran hat die Erschaffung dieses Wesens, das ganz Westeros mit seiner Armee der Toten bedroht, bereits mit eigenen Augen gesehen. Beim Versuch, diese Erschaffung und damit den Großen Krieg zu verhindern, wird seine Seele im Körper des Menschen, aus dem der Night King wird, gefangen. So die Theorie. Über die Auswirkungen gibt es dann verschiedene Ansichten. Wird Jon den Night King töten und damit auch den Jungen, den er lange für seinen Halbbruder hielt? Das wäre in der Tat ein bittersüßes Ende, wie George R. R. Martin es ja bereits angekündigt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=pkQMKT6mA_g

Befeuert wird diese Theorie durch den neuen Darsteller des Night Kings: Vladimir Furdik verkörpert den Herrscher der Toten erst seit der sechsten Staffel – und sieht mit seiner markanten Nase Brandon Stark überraschend ähnlich. Zufall oder ein versteckter Hinweis der Macher? Seit der siebten Staffel existiert aber noch eine andere Idee: Demnach übernimmt Bran die Kontrolle über den Eisdrachen, damit die vereinten Armeen von Westeros ihn (endgültig) töten können. Da Bran sich dabei in seinem Körper befindet, stirbt er jedoch gleich mit. Auch hier: ein bittersüßes Ende für den zweitjüngsten Stark.

Bei all den unterschiedlichen Spekulationen sind sich die Fans also einig, dass auf Bran noch eine wichtige, möglicherweise kriegsentscheidende Aufgabe wartet. Wozu wäre sonst seine Ausbildung zum Dreiäugigen Raben sowie die oft schmerzhaft lange (langweilige) anzusehende Expedition jenseits der Mauer gut gewesen?


Wie auch immer die Geschichte weitergeht – einige Überraschungen wird das Finale auf jeden Fall bieten! Ansonsten wäre es nicht Game of Thrones.

Aline Pabst