«Citius, altius, fortius» (schneller, höher, stärker), nach dieser Devise von Pierre de Coubertin – dessen Todestag sich am 2. September zum 80. Mal jährt – funktioniert der Hochleistungssport auch heute noch. Nach Meinung einiger Experten, wie z.B. des deutschen Rechtsphilosophen und ehemaligen Olympioniken Reinhard Merkel, wird der Hochleistungssport nach diesem Modell in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Existenzkrisen durchleben. Irgendwann wird die Coubertin’sche Maxime an ihre Grenzen stoßen, und wie ist diese dann noch mit olympischen Werten wie Fairness und Ehrlichkeit vereinbar?
Es kann nicht ewig schneller und höher gehen, jedenfalls nicht, ohne nachzuhelfen. Eigentlich muss es auch nicht immer höher und schneller gehen. Ob ein Athlet die 100 Meter nun unter zehn Sekunden läuft oder nicht, macht das Rennen für den Zuschauer nicht mehr oder weniger interessant. Letztendlich kommt es auf das direkte Duell zwischen den Sportlern an. Ein Finale zwischen Bolt und Gatlin wäre für den Zuschauer genauso interessant ohne Zeitmessung.
Rekordjagd ist kein Allheilmittel
Während die fehlende Rekordjagd dem Unterhaltungswert des Sports keinen Abbruch tun würde, wäre sie dennoch kein Allheilmittel. Das größte Problem des Hochleistungssports ist der Druck von außen auf die Athleten. Solange Nationen Veranstaltungen wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften als Stellvertreterkriege nutzen und den Stellenwert einer Gesellschaft an Medaillen messen wollen, ist an einen sauberen und ehrlichen Sport nicht zu denken.
Politiker und Funktionäre haben meist gleich zwei Forderungen an ihre Sportler: Sie sollen Edelmetall gewinnen, und das möglichst sauber. Jedoch hat die Vergangenheit zur Genüge gezeigt, dass beides sehr oft nicht vereinbar ist. In dem Fall genießt dann meist doch der Medaillenspiegel Priorität. Dass Athleten vom Ehrgeiz gepackt sind und dadurch auch mal auf die schiefe Bahn geraten können, liegt in der Natur des Hochleistungssports.
Es geht um Gewinnen oder Verlieren
Ganz gleich, wie man es auslegt, es geht um Gewinnen oder Verlieren. Solange aber auch Verbände und Nationen sich nur von Erfolgen leiten lassen, haben ethische und moralische Werte im Sport keine Chance. Dabei geht es nicht nur um Doping, sondern auch um Ausbeutung und moderne Sklaverei, wie während der abgelaufenen Leichtathletik-WM sehr deutlich wurde. Ausländische Athleten werden eingekauft, um Medaillen zu holen, und anschließend – oft ohne die vereinbarte finanzielle Entschädigung – wieder fallen gelassen.
Morgen beginnt mit der Universiade in Taiwan das zweitgrößte Multisportevent der Welt. Auch hier werden Athleten Höchstleistungen bringen und auch hier werden einige dies womöglich mit unerlaubten Methoden versuchen. Doch im Gegensatz zu Olympischen Spielen ist der kulturelle Austausch bei den Weltsportspielen der Studenten immer noch fest verankert.
Vielleicht werden die Nachfolger von Pierre de Coubertin ja hier nach einer zeitgemäßen Maxime fündig, damit der Hochleistungssport an einer Existenzkrise vorbeikommt.
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