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Fluch und Segen

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Auf Mallorca ist man des Massentourismus müde. Ja geht’s denn noch, fragen sich da etliche Sonnenhungrige, wie dumm muss einer sein, um den Ast absägen zu wollen, auf dem er sitzt?

Nun, so einfach ist die Sache wohl nicht. Sicher, in den südeuropäischen Tourismuszentren hängen Millionen von Jobs vom Tourismus ab. Ganze Regionen würden zu wirtschaftlichen Wüsten werden, wenn die Ausländer von heute auf morgen ausblieben. Doch wie so oft im Leben ist es die Dosis, welche das Gift macht. Tourismus ist ein Segen, aber zugleich auch ein Fluch. Er kann unzählige Menschen ernähren, aber ebenso die populärsten Reiseziele ruinieren.

Zunächst einmal sind viele der Jobs, welche diese Industrie anbietet, eh miserabel bezahlt. Als Kellner oder Zimmermädchen sind bis dato wohl die wenigsten reich geworden. Und im Winter, wenn die Touristen ausbleiben, sitzen nicht wenige Saisonniers auf der Straße oder müssen sich mit ebenso lausig entlohnten Gelegenheitsjobs über Wasser halten.
Die Schuld an der zerstörerischen Kraft des Massentourismus ist ebenso bei Einheimischen wie bei den Urlaubern zu suchen.

Einheimischen, die am liebsten auch noch den letzten Winkel ihrer Heimat mit Bettenburgen, Diskos, Seilbahnen und allen erdenklichen «Fun»-Infrastrukturen zubetonieren möchten, um möglichst viel Kohle raffen zu können.

Wobei neuerdings auch Heerscharen von Airbnb-Vermietern dazu beitragen, dass sich eine wachsende Zahl von ihren Mitbürgern das Leben in ihrer eigenen Stadt oder Region immer schwerer leisten können. Weil zusehends normale Wohnungen unter der Hand zu Touristenquartieren umgewidmet werden.

Das größere Problem ist aber der Tourist. Nicht der Tourist an sich natürlich, sondern jener, der sich nicht zu benehmen weiß. Wobei hiermit nicht nur bierselige Prolls visiert sind, sondern auch Neureiche, die mit ihrem vulgären Protz und ihrer Menschenverachtung das schönste Urlaubsparadies verderben können. Alles Barbaren halt.

Die Manieren und die Kultur: Wer sich als Tourist in Ländern mit großer Kaffee-Tradition wie Italien oder Österreich in einem Starbucks erwischen lässt, müsste eigentlich manu militari in den nächsten Flieger nach Hause verfrachtet werden. Und wer auf der Rialto-Brücke Fastfood-Pizza frisst und hirnlos auf dem Handy rumdaddelt, den müssten die Sbirren so lange unter den Bleidächern des Dogenpalastes schmoren lassen, bis er auf Knien darum bettelt, in einem Schlauchboot wieder zurück in den Norden paddeln zu dürfen. Aber so weit wird’s wohl leider nicht kommen. Niemand wird am Ende die immer mächtigeren Horden von «Ploucs» daran hindern, die schönsten Ecken dieser Erde gnadenlos kaputtzubereisen.

Leonie
16. August 2017 - 9.20

Ein Glück, Mallorca ist nicht das was man im Moment überall in den Medien lesen kann, und die Mallorquiner sind nach wie vor jedem freundlich gesinnt, der weiss wie man sich benehmen sollte. Ich lebe seit drei Jahren hier auf dieser Insel, aber nicht dort wo die Prols Urlaub machen und die Schönen und Reichen zu Hause sind, sondern dort wo auch die Einheimischn leben. Es gibt einige Ecken die man im Sommer meiden sollte, dafür gibt es dann wunderbare Tage, Wochen, Monate ausserhalb der Hauptsaison - und fragen sie mal all die zahlreichen Menschen die auch im Hochsommer hier Urlaub machen, abseits des grossen Massentourismus - die Insel ist immer noch ein Hochgenuss, und der so sehr gehasste Sauftourist hält sich heute auch noch dort auf, wo er schon vor Jahren Urlaub machte, in den Bettenhochburgen rund um die Megaevents. Das ist gut so!

Jeannosch
11. August 2017 - 7.10

Einerseits schaffen Touristen saisonbedingte Arbeitsplätze, andererseits sollte man den öklogischen Schaden ,den der Tourismus verursacht ,nicht beschwichtigen. Ganze Landstriche die in Betonwüsten verwandelt wurden, die Zubringerdienste, wie Flugzeuge, Autos die mitverantwortlich sind für extreme Luftverschmutzung.Vergessen wir nicht die Kreuzfahrtschiffe, deren Dieselmotoren enorme Abgasmengen ausstoßen. Begleiterscheinungen wie überteuerte Mietwohnungen, Abfallprobleme, rüpelhaftes Benehmen der Touristen noch hinzukommen. Wobei das rüpelhafte Benehmen nicht nur in Touristenkreisen, Mode geworden ist, scheint es bei vielen Bürgern im Alltag zur Normalität geworden zusein.Vielleicht sollte man Reisende mit einer Reisesteuer belegen, die den jeweiligen Bürgern der Länder zugutekommt, die der Tourist bereisen möchte.

Francis Wagner
10. August 2017 - 13.31

@ Rosch: Ich habe drei Jahre lang in Tirol gelebt, und meine Aussage bezieht sich auf das, was nicht nur ich dort erlebt habe. Da braucht's gar keine ausländischen Profiteure, um die Natur kaputt zu betonieren.

Norbert Muhlenbach
10. August 2017 - 10.33

Sie schreiben in Ihrem Artikel: "Niemand wird am Ende die immer mächtigeren Horden von „Ploucs“ daran hindern, die schönsten Ecken dieser Erde gnadenlos kaputtzubereisen". Richtig. Man sollte zusammen mit den regionalen Regierungen eine Strategie entwickeln und eine Nachhaltigkeitsrechnung erstellen, deren Ergebnis sein wird, die Insel Mallorca vor dem Untergang zu retten. Mit gutem Willen und einem spitzen Bleistift liesse sich das machen. Die lokale Bevoelkerung waere uns sicher dankbar.

Rosch
10. August 2017 - 8.23

Ich denke wohl eher nicht, dass es die "Einheimischen" sind die am liebsten auch noch den letzten Winkel ihrer Heimat mit Bettenburgen, Diskos, Seilbahnen und allen erdenklichen „Fun“-Infrastrukturen zubetonieren möchten, um möglichst viel Kohle raffen zu können.Diese sind froh wenn ihnen ein Funken Lebensqualität bleibt, die in so genannten Touristenhochburgen leider immer mehr vor die Hunde geht. Auch in Luxemburg ist es nicht anders. Diejenigen, die glauben in Orten mit Tanktourismus würden die Einwohner in den "Millionen baden", möchte ich fragen, weshalb sie dann nicht schnellstens dahin ziehen ? Nicht Bürger, und nicht die Tankstellenbetreiber scheffeln die Millionen, sondern große Multis die überhaupt keiner kennt. Oder wer ist Herr Aral oder Texaco ? Regionale Politiker profitieren natürlich davon, denn von dem zusätzlichen Geld was reinkommt ohne eine Leistung zu vollbringen können allerhand unnütze Dummheiten gekauft werden die niemand braucht. Nichts ist leichter als das Geld der anderen auszugeben.

den jeff
10. August 2017 - 7.43

Absolut richteg,Här Wagner.Dann verzichten ech leiwer op eng Vakanz a machen et mir doheem gemütlech ewie mech ennert esou Toperten ze meschen.Leider get d'Menschheet emmer mei domm an iwerflächlech an dei meescht wessen sech net mei ze behuelen.Sie sin ouni Respekt an rücksichtslos.Dofir brauch een net esou weit ze reesen.Wann een owes laanscht den Stau zu Ensber geht,dann geseit een wei weit et mam Respekt ass.Knascht an Dreck hannerlossen vun enger Band vun Barbaren.An alles ass esou "cool" mat Handy,Smartphone,Styling-Topegketen etc.Et ass fir ze katzen!!!Irgendeppes muss passe'eren dass d'Menschen erem d'Realite't gesin an op de Buedem vun den Tatsachen kommen.Mais d'Lobby fördert dat jo.Een Mensch den mat Topegketen vum iwerleen ofgehalen get,ass net gefe'erlech an liicht ze manipule'eren.

Fruppsi
9. August 2017 - 10.11

Man ersetze Mallorca durch Luxemburg, Touristen durch Ausländer, und italienische Kaffee-Tradition durch luxemburgische Schweinefleisch-Tradition.

mossong nico
9. August 2017 - 9.57

Wo sie Recht haben , Haben sie Recht,,,,