Seine Rolle als Prinzgemahl nimmt er gerne selbst auf die Schippe, noch vor drei Monaten witzelte Philip bei der Einweihung einer neuen Tribüne im Londoner Cricketstadion, er sei der «erfahrenste Gedenktafel-Enthüller der Welt». Und doch unterschätzt niemand seine Bedeutung als Stütze seiner Frau, Königin Elizabeth II., und ihrer Familie. Die Stütze der Royals wird Prinz Philip bleiben, nur mit seinen Repräsentationspflichten ist jetzt Schluss: Am Mittwoch nimmt der 96-Jährige seinen letzten offiziellen Termin wahr.
Vor seinem «Renteneintritt» wird Prinz Philip eine Militärparade im Buckingham-Palast zum Abschluss einer Spendenaktion der Royal Marines abnehmen. Der Herzog von Edinburgh war selbst einmal Marineoffizier, musste seine Karriere aber an den Nagel hängen, als seine Frau nach dem Tod ihres Vaters George VI. am 6. Februar 1952 Königin wurde. Als Nachfolger seines Schwiegervaters ist Prinz Philip seit Juni 1953 Captain General der Royal Marines.
22.219 offizielle Termine
Bereits im Mai hatte der Buckingham-Palast Prinz Philips Rückzug angekündigt, gleichzeitig aber erklärt, dies schließe eine gelegentliche Teilnahme an öffentlichen Ereignissen nicht aus, wenn der Prinz dies selbst wünsche. Am Montag präzisierte eine Palast-Sprecherin, dass es Termine sein werden, bei denen er seine Frau «von Zeit zu Zeit» begleiten könnte. Prinz Philip wurde am 10. Juni 96 Jahre alt. Er ist seit fast 70 Jahren mit Königin Elizabeth II. verheiratet, seit 65 Jahren steht er ihr als Prinzgemahl zur Seite. Bisher war er Schirmherr, Vorsitzender oder Mitglied von mehr als 780 Organisationen.
Seit 1952 nahm er demnach 22.219 offizielle Termine ohne seine Frau wahr, unternahm 637 offizielle Auslandsreisen und hielt 5496 Reden. Trotz seiner robusten Konstitution hinterließen die zahllosen Verpflichtungen mit den Jahren ihre Spuren. Schon im Jahr 2011 ließ Prinz Philip in einem Interview durchblicken, dass er fortan «ein bisschen Spaß» haben möchte – machte aber dennoch weiter.
Im selben Jahr wurde ihm ein Stent am Herzen gelegt, im Jahr darauf erkrankte er an einer Blasenentzündung. Als er und seine Frau an Weihnachten eine schwere Erkältung hatten, war ganz Großbritannien in Sorge. Ebenso, als Prinz Philip kurz nach seinem 96. Geburtstag wegen einer Infektion für zwei Tage ins Krankenhaus musste. Weder konnte er seine Frau zum Pferderennen nach Ascot begleiten, noch zur feierlichen Eröffnung der neuen Sitzungsperiode des Parlaments – normalerweise hält er ihr beim Gang durch den Westminster-Palast bis zum Thron die Hand. Prinz Philips Pflichten werden künftig die jüngeren Mitglieder der Königsfamilie übernehmen.
Die royalen Pflichten
Schon vorher ließen er und auch seine Frau sich bei Auslandsreisen von Thronfolger Prinz Charles oder den Prinzen William und Harry vertreten. Den jüngsten Deutschland-Besuch im Juli etwa absolvierten William und seine Frau Kate. Um seinen royalen Pflichten besser nachkommen zu können, gab William am vergangenen Donnerstag seinen Beruf als Rettungshubschrauberpilot auf. Er und seine Frau ziehen zudem mit ihren Kindern George und Charlotte nun fest in seine Londoner Residenz, den Kensington-Palast.
Auch wenn sie ebenfalls inzwischen kürzer tritt – dass sich die Queen mit ihren 91 Jahren ebenfalls zurückziehen könnte, gilt als wenig wahrscheinlich: Bei ihrer Krönung im Jahr 1953 schwor sie vor Gott und ihrem Volk, ihm ein Leben lang zu dienen – ein Schwur, den sie nach Angaben von Experten als «unumstößlich» ansieht.
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