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Abschalten

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Vor wenigen Tagen haben die Schulen für rund zwei Monate ihre Türen geschlossen. Das ist das untrügliche Zeichen dafür, dass die große Sommerpause eingeläutet ist.

Für viele Schüler heißt das erst einmal den Schulstress ablegen, sich nach einem geeigneten Urlaubsort umsehen und vielleicht einige Wochen einen Sommerjob annehmen, um zusätzlich etwas Urlaubsgeld zu verdienen, ehe es dann wieder losgeht mit Schulstress oder aber Arbeitsstress. Wobei vor dem eigentlichen Arbeitsstress der Stress mit der Arbeitsplatzsuche steht. Und da wird es interessant, weil beispielsweise die Bahn als einer der größten Arbeitgeber hierzulande immer noch eine gewisse Anziehungskraft hat. Die Gründe für diese Anziehungskraft: korrekte Bezahlung, gute Aufstiegsmöglichkeiten, sicherer Job und am Ende der Laufbahn eine ordentliche und sichere Rente.

Nun, es soll hier nicht alles das mies gemacht werden, es drängen sich aber einige grundlegende Überlegungen auf. Seit dem 1. Oktober 2015 ticken die Uhren bei der Bahn genau wie in vielen Bereichen der öffentlichen Funktion etwas anders. Auch wenn es viele nicht mehr hören können, es hat sich so einiges geändert. Und das sicherlich nicht zum Positiven. Den Werdegang der kompletten Reform im öffentlichen Dienst wollen wir an dieser Stelle auf keinen Fall noch einmal skizzieren.

Es muss reichen, die Negativpunkte, die seit dem Inkrafttreten der Reform Gültigkeit haben, aufzuzählen. Da wären als Erstes die Herabsetzung der Ausbildungsentschädigung auf 80 und 90 Prozent. Wobei ausdrücklich im Reformpapier steht, dass dafür Sorge getragen werden muss, dass keine Ausbildungsentschädigung unter das Niveau des Mindestlohnes fallen darf. Immerhin. Das klappt noch gerade so bei den unteren Laufbahnen. Da sind es rund 130 Punkte brutto. Um in den „Genuss“ dieser 130 Punkte zu gelangen, muss man/frau heutzutage aber mindestens einen Abschluss im technischen Sekundarunterricht vorweisen können. Auch um Gleisbauer zu werden. Also zu Anfang warten finanzielle Einbußen, die so manchen abschrecken werden. Drei Jahre lang, die natürlich nicht in Betracht gezogen werden, um die Laufbahnentwicklung zu berechnen. Beim Karriereaufstieg warten dann die üblichen Examina, ehe am Laufbahnende für ganz viele schon beim vorletzten Grad Ende der Fahnenstange ist. Verlust: mehr als 30 Punkte! Und das permanent. Es sei dann, man/frau könnte sich über einen sogenannten „Poste à responsabilité particulière“ freuen. Die genannten Posten stellen sozusagen das Zuckerbrot für die Entbehrungen während eines Großteils der Laufbahn dar!

Es gibt da allerdings einige Inkohärenzen in Bezug auf die Zuteilung dieser Posten und unseres Erachtens in Sachen Anzahl der Posten und den Kriterien zur Besetzung dieser Posten mit besonderer Verantwortung. Alles in allem ist die Reform von 2015 ein sozialer Rückschritt, wobei an dieser Stelle noch einmal und mit Nachdruck in Erinnerung gerufen werden soll, dass beim Votum der Reform am 24. März 2015 in der Abgeordnetenkammer 55 Volksvertreter für und deren gerade mal 5 gegen die Reform im öffentlichen Dienst gestimmt haben. Das sind mehr als 90 Prozent Zustimmung.

Die 43. Konferenz des Sektors Eisenbahnen hat zu den Ergebnissen der Gespräche in der Arbeitsgruppe Reform bei der Bahn ein klares Signal gesetzt. In einer entsprechenden Motion hat die Sektorenkonferenz den Auftrag erteilt, innerhalb der genannten Arbeitsgruppe weiter zu verhandeln, um Verbesserungen in einigen kruzialen Fragen zu erreichen. Es steht also keine wirkliche Sommerpause für die Verhandlungsdelegationen auf beiden Seiten bevor.

Kollektivvertrag für die Tram

Wobei eines klar ist; die Verantwortung auf beiden Seiten ist groß, sehr groß sogar! Es wird für so manch einen also keine richtige Sommerpause geben. Auch nicht für die Leute bei Luxtram.
Beim Schreiben dieser Zeilen fand die erste Testfahrt der neuen Tram statt. Ein Ereignis, das sicherlich nicht alltäglich ist. Dass die Tram in der Hauptstadt Realität werden konnte, ist nicht zuletzt auch auf die konsequente Lobbyarbeit unseres Landesverbandes zurückzuführen. Während Jahrzehnten haben wir uns stark gemacht für eine moderne und zukunftsweisende Trambahn in der Hauptstadt. Unsere Forderungen nach einer öffentlichen Tram komplett in öffentlicher Hand wurden leider nicht alle erfüllt. Umso wichtiger war und ist es für uns, dass sich die Sozialbedingungen der Tram-Beschäftigten auf hohem Niveau bewegen. Das haben wir bereits Anfang Juli 2015 zum Ausdruck gebracht. Und dabei bleiben wir! Luxtram, das sind 70 Prozent Beteiligung des Staates und 30 Prozent der Gemeinde Luxemburg. Eine anonyme Aktiengesellschaft zu 100 Prozent in öffentlicher Hand. Diese öffentliche Hand hat ein vitales Interesse daran, ihre soziale Verantwortung zu übernehmen. Ein ordentlicher Kollektivvertrag für die Luxtram-Beschäftigten tut not. Wir sind bereit, unsere Verantwortung zu übernehmen.
In diesem Sinne wünschen wir allen unseren Lesern erholsame Sommerferien und die nötige Zeit zum Abschalten.

Jean-Claude Thümmel
*Der Autor ist Präsident des FNCTTFEL/Landesverbands